Knapp 50 Kilometer östlich von Salzburg liegt Nussdorf – ein Ort mit einem traumhaften Campingplatz: Er befindet sich direkt am Attersee, in dessen kristallklarem Wasser sich die Felswände des Höllengebirges spiegeln. Der perfekte Ort zum Entspannen.
Hinbringen soll uns unser Elektroauto. Als begeisterter E-Auto-Fahrer*innen hat mich das Tesla Model X überzeugt, weil es das einzige Elektroauto ist, das meiner sechsköpfigen Familie genug Platz bietet. Durch die serienmäßige Anhängerkupplung stand unserem Campingurlaub mit Wohnwagen nichts mehr im Wege.
Die Vorbereitungen für den Roadtrip
Generell ist die Variante Elektroauto mit Anhängerkupplung kaum verbreitet. Man könnte meinen, dass es durch die zusätzliche Last und die mangelnde Aerodynamik zu einem deutlichen Reichweitenverlust kommen könnte. Für die Überprüfung dieser Annahme schauen wir uns einige YouTube-Videos an, in denen Teslas als Zugmaschine getestet werden, zum Beispiel von Boot-Anhängern oder zweiachsigen Caravans.
Wir nehmen mit, dass der Fahrspaß im E-Auto derselbe ist – ob mit oder ohne Anhänger. Außerdem darf man mit dem Wohnwagen ohnehin nicht schneller als 90 km/h fahren, was der Reichweite zugutekommt. Damit ist der Reichweitenverlust niedriger als eine schnelle Fahrt ohne Wohnwagen.
Beim Model X wird sich der Verlust voraussichtlich in Grenzen halten, da seine Normreichweite 470 bis 490 km beträgt. Mit unserer Ausführung – Model X 75D mit 7 Sitzen – kommen wir im Alltag bei einem Verbrauch von 24 kWh ungefähr 300 km weit, bis wir wieder aufladen müssen. Mit angehängtem Caravan – in unserem Fall mit einem Gesamtgewicht von 1.900 Kilogramm – gehe ich von knapp der Hälfte aus. Für die 532 Kilometer von unserem Heimatort Ketsch bis Nussdorf rechnen wir also mit mindestens zwei bis drei Ladestopps.
Routenplanung mit dem Tesla Model X
Mit diesen Berechnungen machen wir uns an die konkrete Routenplanung. Dazu nutzen wir „A Better Routeplanner“ (ABRP). Das Tool wurde ursprünglich für die Tesla-Community entwickelt, es unterstützt aber mittlerweile viele weitere Elektroautos wie den BMW i3, Nissan Leaf oder Opel Ampera.
Anhand des geschätzten höheren Verbrauchs können wir so die ideale Route finden, bei der auf jeden Fall die Versorgung mit Ladestationen sichergestellt ist.
Ebenso können Sie die EnBW mobility+ App zum Auffinden von Ladestationen entlang Ihrer Route nutzen und sich zur ausgewählten E-Tankstelle navigieren lassen. Man kann das Suchergebnis ebenso nach Steckertyp oder Ladeleistung filtern und Verfügbarkeit des Ladepunkts prüfen.
Die Hinreise und Ladestopps mit dem Wohnwagen
Doch wie so oft im Leben sind die besten Planungen nicht immer leicht in die Praxis umzusetzen. Schon am ersten Tag der Reise starten wir mit leichter Verzögerung. Erst um 18 Uhr sitzen meine Frau, die Kinder und ich im Auto.
Da wir mit „nur“ 50 Prozent Ladestand vom Grundstück fahren, müssen wir bereits nach einer halben Stunde Fahrt den ersten Stopp an einer Schnellladestation in Bruchsal einlegen. Das ist nicht weiter schlimm, da wir während des Aufladens direkt in der Nähe noch einiges für die Fahrt einkaufen können. Das Laden selbst ist völlig unkompliziert. Es gibt auch Ladepunkte, die mit Anhänger anfahrbar sind. So auch in Bruchsal: Der Wohnwagen kann dranbleiben und wir blockieren keine anderen Ladepunkte.
Positiv überrascht bin ich vom Verbrauch. Normalerweise liegt er bei 24 kWh. Mit Anhänger waren es 32 kWh, also ein Drittel mehr. Ohne Anhänger komme ich etwa 310 Kilometer weit, mit Anhänger rund 230 Kilometer. Durch die Anhängelast sinkt also die Reichweite um 80 Kilometer. Ich war dagegen von einem Verbrauch von 45 bis 50 kWh ausgegangen, was einer Reichweite von 160 Kilometer entsprechen würde.
Den ersten echten Zwischenstopp legen wir in Jettingen nahe Stuttgart ein. Auch hier halten wir an einer Schnellladestation. Da dieser nicht für Wohnwagengespanne ausgelegt ist, müssen wir leider einige andere Ladepunkte zustellen. Die Ladezeit von 30 Minuten verbinden wir mit einem schnellen Abendessen im SB-Restaurant der Raststätte.
Der nächste Stopp erfolgt hinter München. Unser E-Auto können wir mit einem günstigen kWh-Tarif (wird nicht nach Minuten abgerechnet, sondern schlicht nach geladener Strommenge) an der EnBW Ladestation voll aufladen – wenn auch nur mit abgekoppeltem Wohnwagen.
Am nächsten Morgen geht es über Salzburg non-stop nach Nussdorf. Wir kommen viel zu früh an und dürfen noch nicht unseren Stellplatz auf dem Campingplatz beziehen. Also fahren wir zu den Schnellladestationen im Nachbarort St. Georgen, welcher wieder direkt bei einem Supermarkt gelegen ist. Wir erledigen schon einmal die Einkäufe für die nächsten Tage, bevor wir endlich den Wohnwagen am Seeufer abstellen. Für mich heißt es nun: alles aufbauen – für meine Frau und die Kids hingegen: ab ins Wasser!
Camping mit E-Auto am Attersee
Die nächsten Tage versorgen wir Elektroauto und Wohnwagen über den Schuko-Stecker und einen Adapter (Campingstecker auf Schuko) mit Strom. Da wir für den Tesla und den Anhänger nur einen Stromanschluss nutzen können, regele ich die Ladeleistung etwas herunter. Schließlich benötigen Licht, Kühlschrank und Wasserpumpe auch ihr Quantum Strom.
Glücklicherweise kann ich auf dem Campingplatz das Auto jederzeit über den Stromanschluss der Parzelle laden. Dafür muss ich einmalig für die gesamte Aufenthaltsdauer eine Pauschale von 30 Euro bezahlen. Da über Nacht so über 100 km geladen werden, können wir das Auto problemlos für Ausflüge in die Umgebung nutzen, ohne unterwegs laden zu müssen. Das hole ich abends am Campingplatz einfach nach. So muss man sich nicht wie in der Vergangenheit Gedanken über Tankmöglichkeiten oder Spritpreise machen.
Die Rückreise nach Ketsch
Nach einer Woche Attersee sind wir total erholt und begeben uns auf die Rückreise. Unser E-Auto haben wir in der Nacht zuvor vollständig aufgeladen, sodass wir in einem Rutsch bis zum Campingplatz Kupferschmiede am Chiemsee fahren. Auch hier lädt der Akku über Nacht wieder voll auf. Auf dem Campingplatz wird generell nach Verbrauch abgerechnet (0,55 Euro pro kWh).
Am nächsten Tag verlassen wir den Chiemsee und fahren rund 150 km auf der A8 bis zur Abfahrt Friedberg. Hier halten wir für einen Mittags-Snack. Unser E-Auto bekommt auf dem Parkplatz Saft, wir versorgen uns im Discounter mit Getränken und kaufen einige Lebensmittel für zu Hause.
Den letzten Ladestopp legen wir in Seligweiler ein. Da wir keine Lust auf einen weiteren Stopp haben, will ich die Reichweite bestmöglich ausnutzen. So erreichen wir mit Ach und Krach und 0 km Restreichweite die dortigen Schnellladestationen.
Dann ist es geschafft: Um 19 Uhr kommen wir bequem mit 10 Prozent Restreichweite wieder zuhause in Ketsch an.
Das kostet unser Urlaub mit dem Elektroauto
Der Tesla Model X ist nicht nur das bislang einzige Elektroauto mit sieben Sitzen und Anhängerkupplung. Dank des kostenlosen Superchargers ist die Reise für uns auch recht günstig. Insgesamt kommen wir für die insgesamt über 1.200 gefahrenen Kilometer auf „reine“ Reisekosten in Höhe von rund 65 Euro.
Tipps & Tricks für die Reise mit dem E-Auto
Unsere Reise mit dem Caravan von Ketsch nach Nussdorf (und zurück) war total entspannt. Und brachte die Erkenntnis: Ja, auch ein E-Auto ist gut in der Lage, einen Wohnwagen zu ziehen. Voraussetzung dafür ist eine gute Planung und eine gewisse Gelassenheit beim Thema Reichweite. Denn grundsätzlich gilt: Es gibt mehr Steckdosen als Tankstellen. Die Angst, irgendwo mit dem Elektroauto liegen zu bleiben, ist wirklich nicht gerechtfertigt. Mit unserer Checkliste für einen Roadtrip mit E-Auto können auch Sie sich das Leben etwas leichter machen.