Wie sieht die Zukunft der Solarautos aus?

Um die Reichweite von Elektroautos weiter zu erhöhen, wollen einige Hersteller direkt am Fahrzeug Strom erzeugen – mit in die Karosserie eingebauten Solarzellen. Die Solarpaneele laden den Akku auf, sodass der nächste Ladestopp weiter hinausgezögert werden kann. Klingt nach Zukunftsmusik? Keineswegs. Die Auslieferung der ersten Solarautos soll bald beginnen.

Sowohl das deutsche Unternehmen Sono Motors als auch die Niederländer von Lightyear trieben die Planungen für ihre Solarauto-Projekte mit Hochdruck voran. Beide Hersteller verfolgten ein ähnliches Ziel und entwarfen dafür E-Autos, die über in die Außenhaut integrierte Solarzellen verfügen. Beide Projekte sind jedoch vorerst gescheitert. Mit dem US-amerikanischen Aptera und dem Konzeptfahrzeug ZEM stehen allerdings bereits die nächsten Modelle bereit!  


Das erwartet Sie hier


Wie funktioniert ein Solarauto?

Wie bei einer Photovoltaikanlage wandeln beim Solarauto die verbauten Solarzellen die Energie der Sonne in elektrischen Strom um. Die Zellen sind in die Karosserie eingebaut, beispielsweise auf dem Autodach oder der Motorhaube. Die Solarmodule erzeugen den Strom während der Fahrt und wenn das Auto in der Sonne steht. Der gewonnene Strom kann entweder in der Batterie gespeichert oder beim Fahren direkt an den E-Motor weitergeleitet werden. So „tankt“ das Solarfahrzeug wortwörtlich Sonnenschein und unterstützt somit die Energiewende. 

Lightyear 0 (vorher Lightyear One): Ein Solarauto für Langstrecken

Aerodynamisch, luxuriös und sehr sparsam: Das zeichnete den Lightyear One laut Hersteller aus. Hinter diesem ehrgeizigen Projekt steckten Student*innen und Mitarbeiter*innen der Technischen Universität Eindhoven, die bereits früher Erfahrung mit solarbetriebenen Fahrzeugen gesammelt hatten. Das Solar Team Eindhoven hat mehrmals an der World Solar Challenge in Australien teilgenommen und diese auch gewonnen – mit dem Solarauto Stella und bereits mehreren Nachfolgern. 

Der Innenraum des Lightyear One Solarautos.

Der Lightyear One mit der neu interpretierten Mittelkonsole. (©Lightyear)

Die Niederländer setzten auf modernste und federleichte Materialien wie Aluminium und Carbon sowie ein windschnittiges Design, um den Lightyear One möglichst sparsam zu machen. Das Solarauto sollte mit einer Reichweite von bis zu 800 Kilometern vor allem für Vielfahrer*innen und lange Strecken interessant sein. 

Außenansicht des Lightyear One.

Die Außenhaut des Lightyear One mit den integrierten Solarzellen. (©Lightyear)

Nachdem Lightyear zu Beginn Geld über Crowdfunding gesammelt hatte, schien die Finanzierung des Lightyear One gesichert zu sein. Die Produktion startete im Dezember 2022 im finnischen Uusikaupunki, nur um bereits im Januar 2023 wieder eingestellt zu werden. Der Grund: Die Insolvenz der Produktionsfirma. Die Dachorganisation fokussierte sich daraufhin auf die Entwicklung eines Nachfolgemodells, des Lightyear 2. Der Launch ist aktuell für 2025 geplant. Das Solarauto soll eine Reichweite von 800 Kilometern haben und 40.000 Euro kosten. 

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Sion: Ein Solarauto für jede*n

Der Sion stand für die Vision des deutschen Herstellers Sono Motors: von umweltfreundlicher und in vielen Aspekten neu gedachter Mobilität, die möglichst vielen Menschen offensteht. Die drei Gründer von Sono Motors wollten kein einfaches Elektroauto bauen, sondern die Mobilität revolutionieren: 

  • Die Solarzellen auf dem Sion sollten Unabhängigkeit auf kurzen Strecken garantieren, und zwar mit komplett emissionsfrei erzeugtem Solarstrom. 
  • Alles war auf das Notwendigste reduziert und sparsam gedacht: Der Innenraum war schnörkellos, es sollte den Sion nur in einer Farbe und ohne Sonderausstattung geben. Außerdem war die 54 kWh große Batterie mit einer Reichweite von 305 Kilometern (nach WLTP) nur so groß, wie sie laut Hersteller für den durchschnittlichen Alltagsgebrauch sein musste. 
  • Der Sharing-Gedanke war direkt mitgedacht: Über eine App sollte nicht benötigter Strom aus dem eigenen Sion anderen angeboten werden können. Darüber hinaus sollte auch die Suche von Mitfahrer*innen über die App ganz einfach möglich sein. 
  • Auch bei der Produktion der Batterie stand Nachhaltigkeit im Vordergrund. Kritische Materialien wie Kobalt, Mangan oder Nickel sollten nicht notwendig sein. 
Innenraum Sion

Der aktuelle Innenraum des Sion mit dem Luftfilter aus Moos. (©Sono Motors GmbH)

Mit diesem ambitionierten Gesamtkonzept gründete sich Sono Motors 2016 in München. Dabei setzten die Gründer von Anfang an auf Crowdfunding und die Unterstützung von Menschen mit der gleichen Vision. Zudem legten sie den gesamten Prozess sowie die Finanzierung offen und wollten die Unterstützer am späteren Gewinn beteiligen: Der Sion sollte ein Gemeinschaftsprojekt sein. 

Ein Rückschlag für das Unternehmen war im Dezember 2019 das verfehlte Ziel einer großen Crowdfunding-Kampagne: Statt 50 Millionen Euro sammelte es nur etwas mehr als 30 Millionen Euro ein. Doch in der bis zum 20. Januar 2020 gelaufenen Verlängerung konnte Sono Motors die Summe von 50 Millionen Euro doch noch erreichen. Der für 2021 geplante Produktionsstart ließ sich dennoch nicht realisieren. Die Fertigung sollte daraufhin Mitte bis Ende 2023 starten, ebenfalls in Finnland. Doch dazu kam es nicht: Die Produktion wurde gestoppt und das Projekt reduziert. Im Mai 2023 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden, konnte diese jedoch Ende Februar 2024 mit einer Umstrukturierung abwenden.  

Sono Motors entschied, sich zukünftig auf die Rolle als Zulieferer und Entwicklungspartner zu fokussieren. Nun kann es sich wieder der Produktion seiner Solarnachrüstungskits widmen. Das Unternehmen verdiente bereits Geld mit der Ausrüstung von Lkws von Transportunternehmen und Bussen im öffentlichen Nahverkehr mit Solarpaneelen.

Die Rückseite des Sion von Sono Motors in der Stadt.

Der Sion von Sonor Motors ist praktikabel und alltagstauglich konzipiert. (©Sono Motors GmbH)

Konzeptfahrzeug ZEM: Solarauto filtert CO2 aus der Luft

Student*innen der niederländischen TU Eindhoven stecken nicht nur hinter dem Lightyear One / 0, sondern auch hinter dem ZEM-Solarauto, das die Anmutung eines Roadsters hat. Der Clou: Das Konzeptfahrzeug filtert gleichzeitig CO2 aus der Luft. 

Nach rund 320 Kilometern ist der eingebaute Filter voll. Während des Ladens an einer Ladesäule kann das Kohlendioxid verflüssigt und in einen Tank abgeleitet werden. Rechnet man mit einer jährlichen Fahrleistung von 35.000 Kilometern, kann jedes ZEM-Solarauto rund zwei Kilogramm CO2 pro Jahr aus der Luft holen. Das klingt erstmal nicht viel: Aber hochgerechnet auf Millionen von Elektroautos könnte die Luft um mehrere Zehntausend Tonnen CO2 pro Jahr entlastet werden. 

Rund 30 Stunden reichten aus, damit der erste Entwurf des Konzeptfahrzeugs stand – eine enorme Leistung für die Studierenden. Zur Fertigung des solarbetriebenen ZEM-Autos sollen auch neue Methoden herangezogen werden. Zum Beispiel könnten viele Karosserieteile im 3D-Druckverfahren entstehen. Zudem ist das Solarauto so konstruiert, dass möglichst viele Teile sich wiederverwenden oder recyceln lassen. Wann und wie es mit dem Konzept weitergeht, ist allerdings noch offen. 

Elektroauto bzw. Solarauto von ZEM

Das ZEM-Solarauto wurde von Studentinnen und Studenten der TU Eindhoven entwickelt (© TU/ecomotive).

Solarauto von Aptera: Die Windschnitte auf drei Rädern

Der US-Hersteller Aptera geht bei der Entwicklung einen Schritt weiter als die bislang vorgestellten Solarautos. Denn mit seiner windschnittigen Form, der Leichtbauweise und den extrem effizienten Batterien soll das Solarauto in bislang fast noch utopische Reichweitenregionen vorstoßen. Konkret angekündigt sind vier Akku-Optionen: 

  • 25 kWh für 400 Kilometer Reichweite 
  • 40 kWh für 650 Kilometer Reichweite 
  • 60 kWh für 950 Kilometer Reichweite 
  • 100 kWh für 1.600 Kilometer Reichweite 

Für die hohen Reichweiten ist insbesondere die Aerodynamik verantwortlich. Denn im Unterschied zu anderen Herstellern setzt Aptera nicht auf vier, sondern drei (!) Räder. Dazu kommt die Power der Solarpaneele, die über die Karosserie verteilt wurden. Der Hersteller verspricht, dass die gebogenen 700-Watt-Zellen unter guten Bedingungen pro Tag für bis zu 64 Kilometer Extra-Reichweite sorgen können. Im Alltag würde das bedeuten, dass man den Stromer kaum nachladen müsste. 

Solarauto Aptera

Drei Räder und eine futuristische Karosserie – von außen macht das Solarauto des US-Hersteller Aptera jede Menge her (© Aptera Motors).

Preislich liegt das Solarauto von Aptera in der Launch Edition in der Lackierung „Lunar Silver“ bei rund 33.000 US-Dollar, wobei das Modell bislang nur auf dem US-Markt angeboten wird.  

Im April 2024 kündigte das Unternehmen seine Expansion in den Mittleren Osten an. Zur Feier wurde eigens eine limitierte Edition mit Goldlackierung entworfen. Sie trägt den Namen „Union Edition“ und kann gegen eine Anzahlung von etwa 25.000 Euro vorbestellt werden. Die ersten Solarautos sollen bald in den USA ausgeliefert werden. 

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Solarautos: Vor- und Nachteile der Technologie im Überblick

Solarbetriebene Fahrzeuge sollen die Zukunft der Automobilität nachhaltiger gestalten. Das Konzept bringt sowohl positive Aspekte als auch Herausforderungen mit sich. 

Vorteile von Solarautos

  • Solarautos fahren emissionsfrei und sehr sparsam. 
  • Durch das Laden mit Sonnenenergie sind seltener Stopps an der Ladesäule nötig, was Geld und Zeit spart. 
  • Das „Tanken“ von Sonnenenergie kostet nichts. Zudem hilft es, unabhängiger von den Benzinpreisen zu werden. 
  • Besonders in sonnigen Regionen bieten Solarautos viel Potential.  
  • Wie Elektroautos fahren auch solarbetriebene Fahrzeuge sehr leise. 
  • Das Konzept lässt sich auch für andere Fahrzeuge wie Busse oder Transporter nutzen. 

Nachteile von Solarautos

  • Solarzellen sind mit einem Wirkungsgrad von 20 Prozent noch nicht sehr effizient (im Vergleich: 85 Prozent bei normalem Laden und 60 Prozent bei Wasserstoff). 
  • Das Aufladen über Sonnenenergie ist wetter- und jahreszeitenabhängig – und somit bei schlechten Wetterbedingungen nicht möglich. 
  • Solarenergie allein reicht nicht aus, um das Auto zu betreiben. Sie müssen es an der Ladestation zusätzlich mit Strom versorgen. 
  • Da solarbetriebene Fahrzeuge in Garagen oder Carports nicht laden können, sollten sie unter freiem Himmel stehen. 

Fazit: Solarautos als Zukunft der E-Mobilität?

Während es sich beim ZEM und dem Solarauto von Aptera bislang noch um Konzeptfahrzeuge beziehungsweise Studien handelt, sind Lightyear und Sono Motors bereits mit ihren Projekten gescheitert. Was beide Hersteller einte, war das gemeinsame Ziel, Solarautos aus der Nische zu holen und ihre Vorteile aufzuzeigen. Bleibt die Frage, warum sich bislang kaum einer der großen Hersteller in Richtung Solarautos orientiert hat. Der Grund dürfte vermutlich darin liegen, dass die entsprechende Technologie erst noch entwickelt und so gestaltet werden muss, dass die fertigen Fahrzeuge für die Kundschaft auch attraktiv sind. Dies wird noch etliche Jahre in Anspruch nehmen. Die Solarzellen, die auf Hausdächern zum Einsatz kommen, lassen sich nicht einfach auf ein E-Auto montieren. Hyundai hat mit den Modellen Genesis Electrified G80 und IONIQ 5 bereits erste E-Autos mit optionalem Solardach entwickelt. Diese sollen laut Hersteller eine Zusatzreichweite von bis zu 2.000 Kilometern jährlich bieten.  

Bis die Entwicklung der Solarautos vollends ausgereift ist, können Fahrer*innen vorerst auch auf das Laden Ihrer E-Autos mit Strom aus der heimischen Solaranlage – über die eigene Wallbox – zurückgreifen. 

Copyright Titelbild: Sono Motors GmbH