TOGG: Das erste Auto aus der Türkei fährt rein elektrisch

In der Türkei haben sich sechs Konzerne zusammengetan, um das erste im Land entwickelte und gebaute Elektroauto auf den Markt zu bringen. Mit tatkräftiger Unterstützung eines ehemaligen Bosch-Managers soll der türkische Elektro-SUV der Marke TOGG jetzt auch in Deutschland den Automarkt erobern.

Wir stellen das ambitionierte Projekt vom Bosporus vor, das in der Türkei bereits erfolgreich angelaufen ist und im Herbst 2024 nach Deutschland kommen soll.


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Bislang konnte man den TOGG T10X hierzulande nur aus der Ferne bestaunen, während er in der Türkei schon sehr erfolgreich verkauft wird. Dort fanden seit Beginn seiner Auslieferung im Mai 2023 15.000 Fahrzeuge eine*n Abnehmer*in. Der Preis für den T10X liegt in der Türkei bei 1,4 Millionen Lira (ca. 40.400 Euro). Wieviel das vermutlich ab Herbst erhältliche E-Auto in Deutschland kosten wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

Togg türkisches E-Auto

Abgerundete Formen, stilvolle Chromelemente: Für das Design des ersten SUVs aus TOGGs Herstellung ist die italienische Designschmiede Pininfarina verantwortlich (Foto: © TOGG).

Aufbruch in einen neuen Markt: Die Türkei wird Autohersteller

Rein elektrisch betriebene Autos, wie der SUV von TOGG, sind für die Türkei nicht nur ein Meilenstein im Bereich der Elektromobilität, sondern auch gleichzeitig der erste Schritt hin zur eigenen Automobilproduktion im Land. Denn bislang werden im anatolischen Staat zwar Autos produziert, aber die Namen der Hersteller heißen Toyota, Honda oder Peugeot. Der erste und bislang letzte Vorstoß der Türkei in die Automobilherstellung liegt rund 60 Jahre zurück. Der Devrim war 1961 das erste in der Türkei designte und produzierte Automobil, doch es wurden nur vier Prototypen davon hergestellt. Darauf folgten mit der Marke Anadol die ersten massenproduzierten Pkw, die von 1966 bis 1991 gebaut wurden. 

Mit dem TOGG-SUV wird nun erstmalig Automobilgeschichte unter türkischer Flagge geschrieben. Und dafür sind jede Menge Hebel in Bewegung gesetzt worden: Rund 220 Ingenieur*innen sollen am Megaprojekt mitgearbeitet haben. Expert*innen schätzen das Investitionsvolumen der Herstellung auf circa 3,3 Milliarden Euro. 

Hinter TOGG steht ein türkisches Joint Venture, das auch als Namensgeber dient: T-O-G-G ist die Abkürzung für Türkiye’nin Otomobili Girişim Grubu, was so viel wie „Automobil Initiativgruppe“ bedeutet. Mit an Bord sind die türkische Handelskammer TOBB sowie zahlreiche Großkonzerne, wie der Automotive-Betrieb Anadolu, der Elektrokonzern Zorlu, der Nutzfahrzeughersteller BMC, der Telekommunikationsdienstleister Turkcell und der Baukonzern Kök. Ein nationales Prestigeprojekt sondergleichen also. 

Togg CEO

Langjährige Erfahrung im Bereich Automotive – Gürcan Karakas führt TOGG an der Spitze und ist der Hoffnungsträger der Autoambitionen der Türkei (Foto: © TOGG).

Mit umfassender Expertise in zwei Jahren von Null auf Elektro

Geleitet wird das E-Fahrzeug-Unternehmen von Gürcan Karakas. Der erste CEO von TOGG war 27 Jahre lang bei Bosch tätig – unter anderem als Mitglied des Bereichsvorstands Electric Drive. Der gebürtige Türke hat lange Zeit sowohl in Deutschland als auch in der Türkei Karriere bei Bosch gemacht und soll das Joint Venture in den kommenden Jahren zum Erfolg führen. 

Um dies sicherzustellen, soll der TOGG-SUV ab Herbst 2024 nach und nach in Europa erhältlich sein. Der Startschuss erfolgt im wichtigen Automarkt Deutschland. Danach folgen Italien und Frankreich, bis Gesamteuropa und weitere Länder mit jährlich 175.000 SUV bei Vollauslastung beliefert werden können. Die internationalen Ambitionen sind also groß, doch seit einigen Jahren boomt auch der türkische Markt im Bereich Elektromobilität, sodass die Erwartungen hier entsprechend hoch ausgefallen sind. Laut türkischer Statistikbehörde waren Ende 2023 rund 283.000 Elektro- und Hybridautos im Land zugelassen.  

Die Energiezufuhr der Fahrzeuge ist auch gesichert: Der TOGG-SUV fährt mit Batteriezellen, die in Deutschland produziert wurden. Zulieferer ist der chinesische Batteriehersteller Farasis, der aktuell Aufträge für eine Herstellung im deutschen Bitterfeld sammelt. 

Rund 500 Kilometer Reichweite sind bei einer vollen Aufladung laut Hersteller möglich. Das ist konkurrenzfähig mit aktuellen Reichweiten-Champions. Für das Design ist eine italienische Traditionsfirma beauftragt worden. Pininfarina hat unter anderem schon Alfa Romeo, Ferrari und Fiat gute Dienste geleistet. Nach einem – laut Insidern – sechs Monate dauernden Wettbewerb haben die Italiener den Zuschlag erhalten und damit den Grundstock für das erste türkische Auto gelegt.

Innenraum von Togg Elektroauto

Auch der Innenraum des ersten türkischen Elektroautos präsentiert sich modern und aufgeräumt (Foto: © TOGG).

Modular entwickelte Plattform für größtmögliche Flexibilität

Gebaut werden die Fahrzeuge auf einer eigens entwickelten Plattform ganz „Made in Turkey“. Die Plattform ist in Länge und Breite flexibel gestaltbar und komplett auf den elektrischen Antriebsstrang ausgelegt. Damit werden zwei Akkuvarianten gefertigt. Die Höchstleistung der stärkeren Variante liegt bei 523 km, die kleinere Akkureihe soll 314 km Reichweite schaffen. 

Zwei Wahlmöglichkeiten haben Käufer*innen auch bei der Leistung. So gibt es entweder 218 PS auf die Hinterachse oder zwei Triebwerke mit doppelter Leistung, womit auch ein Allradantrieb ermöglicht wird. 

An Multimedia-Ausstattung und Konnektivität gibt es im ersten SUV alles, was man von einer Marke mit Beteiligung des größten türkischen Mobilfunkkonzerns erwarten darf. Der Fahrer oder die Fahrerin sieht beispielsweise auf bis zu sechs Bildschirmen im Innenraum alle relevanten Informationen zur aktuellen Geschwindigkeit sowie weiteren Fahrzeugdaten. Auch autonomes Fahren ist als Ausbau angedacht und wird in einem späteren Entwicklungsstadium des Fahrzeugs voraussichtlich möglich sein. 

Die neue Limousine von TOGG: Das zweite türkische E-Auto

Nach dem erfolgreichen Start des SUV-Modells T10X erweitert TOGG sein Portfolio um die E-Limousine T10F. Diese ist dem SUV optisch sehr ähnlich, hat aber straffere Linien und kommt mit einer eleganten Frontgestaltung daher. Außerdem ist dieses Modell 4,80 m lang – und damit 30 Zentimeter länger als der SUV. Der T10F hat mehr als 400 PS und wird in zwei Batterievarianten angeboten, die eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern ermöglichen sollen. 

Bei der Gestaltung des Innenraums verzichtet der Hersteller größtenteils auf physische Schalter und Knöpfe. Stattdessen ist das Fahrzeug mit umfangreichen digitalen Anzeigen ausgestattet.  

In Serie gehen soll die E-Limousine in drei verschiedenen Antriebsvarianten 2025. Anschließend soll das Fahrzeug auch in Deutschland angeboten werden. 

Gut zu wissen: Da der T10F aktuell noch einen Prototypenstatus hat, sind optische Anpassungen noch möglich. 

Fazit: Alle Weichen stehen auf Erneuerung

Mit dem Bau der ersten beiden eigenen Elektroautos begann in der Türkei gleich auf doppelte Weise eine neue Ära. Denn nicht nur erste Elektrofahrzeuge aus eigener Herstellung rollen vom Band – mit der Elektrifizierung ging auch der landesweite Ausbau des Ladenetzes einher, womit die elektrische Versorgung gesichert wurde. Die Ziele der türkischen Automarke sind ambitioniert: 2030 will die TOGG jährlich eine Million Autos produzieren. Nach dem Bestellstart gab es in der Türkei bereits 175.000 Vorbestellungen in nur neun Tagen. Wir sind gespannt auf die Resonanz, wenn der Newcomer auch nach Deutschland kommt.

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