E-Auto abschleppen? Die richtige Pannenhilfe für Stromer

Der Akku Ihres E-Autos ist leer und Sie haben es nicht mehr bis zur nächsten Ladesäule geschafft: Keine schöne Vorstellung. Doch was können Sie in diesem Fall tun – Pannenhilfe rufen oder selber den Stromer abschleppen? Wir erklären, was in diesem Fall richtig ist.

Worauf muss ich achten, wenn ich mit dem E-Auto liegen bleibe? Gibt es Besonderheiten beim Abschleppen eines E-Autos? Wie verhalte ich mich richtig, wenn der Akku meines E-Autos komplett leer ist? Diese und weitere Fragen zum Thema „Panne mit dem E-Auto“ klären wir in diesem Artikel.


Das erwartet Sie hier


Wenn der Akku 0% zeigt

Bei aktuellen E-Autos ist die Gefahr, mit einem leeren Akku irgendwo liegenzubleiben, praktisch bei null. Das liegt daran, dass die Hersteller dieses Risiko mit viel Aufwand minimiert haben. Zum einen ist ein moderner Akku nie komplett leer. Die Batteriesteuerung beugt einer völligen Entleerung vor, damit die Zellen nicht geschädigt werden. Zum anderen gibt es zur Sicherheit eine kleine Energiereserve, damit sich ein liegengebliebenes E-Auto aus einer Gefahrenzone bewegen lässt. Die Batteriesteuerung regelt, wie weit die Reserve reicht: ob hundert Meter oder mehrere Kilometer. Dass ein E-Auto auch mit einem Akku, der 0% anzeigt, immer noch weiter rollt, beweist Car Maniac in diesem Video:

Einfluss auf die Reichweite haben verschiedene Parameter, zum Beispiel Heizung/Klimaanlage, Außentemperatur und Fahrweise. Dabei ist vor allem die Rekuperation zu nennen, über die sich Energie sogar zurückgewinnen lässt. Moderne Stromer kommen bei der Berechnung den tatsächlichen Verhältnissen auch immer näher. Der Audi e-tron verwendet zum Beispiel Echtzeitdaten von Wetter, Topographie und Verkehr. Darüber hinaus erkennt das E-Auto freie Ladesäulen in der Umgebung und schlägt Ihnen gleich vor, ob Sie lieber einen kürzeren Zwischenstopp oder eine längere Ladepause einlegen sollten. Dank des EnBW HyperNetzes mit mehr als 700.000 Ladepunkten in 17 Ländern erleben Sie dabei die grenzenlose e-mobile Freiheit und können sichergehen, in Ihrer näheren Umgebung auch tatsächlich einen freien Ladepunkt zu finden.

Pannenservice rufen, wenn beim E-Auto der Akku leer ist?

Für viele E-Auto-Fahrer*innen war früher die Vorstellung, mit dem Stromer irgendwo im Nirgendwo aufgrund einer leeren Batterie liegen zu bleiben, der blanke Horror. Denn wo bekommt man nun so einfach Strom zum Aufladen her?

Die gute Nachricht: Die Sorgen sind unbegründet. Denn egal, ob Sie im Stau auf der Autobahn liegenbleiben oder auf der nächtlichen Landstraße – wenn der Akku Ihres E-Autos wirklich komplett leer ist und gar nichts mehr geht, können Sie die Pannenhilfe oder den Mobilitätsdienst Ihres Herstellers anrufen. Der hilft Ihnen aus der Patsche, genauso wie bei jedem Fahrer*in eines Verbrenners auch. Eines sollten Sie allerdings nicht tun: Ihr E-Auto vom Kumpel oder Nachbarn privat per Seil oder Stange abschleppen zu lassen.

Smartphone: Pannenservice anrufen

Wenn Sie mit dem E-Auto liegengeblieben sind, sollten Sie sich professionelle Hilfe holen.

E-Autos nicht abschleppen?

Ein E-Auto konventionell abzuschleppen ist für das Fahrzeug gefährlich. Denn Stromer haben keinen Leerlauf. In der Regel wird über eine Achse noch Energie im Elektromotor erzeugt. Ohne eingeschaltete Bordsysteme fließt durch die Rekuperation Strom im Motor und kann hohe Induktionsspannungen erzeugen. Diese könnten dann die Steuerungselektronik beschädigen. Je höher die Geschwindigkeit des Fahrzeugs ist, desto stärker macht sich auch dieser Effekt bemerkbar. Daher ist es zwar unproblematisch, das E-Auto ein kleines Stück zu schieben. Das Abschleppen per Seil oder Stange kann dagegen den Motor ruinieren.

Bei manchen Stromern zeigt im Fall einer Panne bereits das Display einen Warnhinweis, dass das E-Auto nicht abgeschleppt werden darf. Bei anderen Modellen, zum Beispiel bei einem Tesla, kann man per Display die Rekuperation ausschalten und den Abschleppmodus aktivieren. Aber auch hier gilt: Ein paar Meter langsam schieben, ist okay. Um Schäden vorzubeugen, werden E-Autos immer auf einen Lkw verladen. Das gilt natürlich auch dann, wenn das E-Auto aufgrund eines Reifenschadens oder einer leeren Starter-Batterie liegenbleibt. Aber das machen professionelle Abschleppservices auch bei Verbrennern schon seit Jahren. Mit Seil oder Stange wird hier niemand mehr abgeschleppt.

E-Auto wird auf LKW geladen

Abgeschleppt wird nicht mehr, ein kaputtes Auto wird auf den Lkw verladen.

Die Pannenhilfe oder den Mobilitätsservice anzurufen hat übrigens einen weiteren Vorteil. So dürfen nur speziell geschulte Mitarbeiter die Motorhaube öffnen und einen Blick auf das Hochvoltsystem werfen. Für Sie heißt das: Finger weg von den orangenen Leitungen und nicht selbst die Ursache erforschen. Ist lediglich der Akku leer, wird Ihr Stromer zur nächsten Ladesäule gebracht. Über die EnBW mobility+ App lässt sich übrigens ganz einfach die nächste Schnelllademöglichkeit ausfindig machen, um dann in Anschluss schnell weiterfahren zu können. Eine Option, die auch beim Urlaub mit dem E-Auto von Vorteil ist! Sollte dagegen der Antrieb defekt sein, bringt der Pannendienst Ihr E-Auto in eine qualifizierte Werkstatt.

bulk

Brandgefahr bei E-Autos

Elektroautos müssen hohe Sicherheitsanforderungen erfüllen. Daher ist auch das Risiko, dass nach einer Panne oder einem Unfall ein E-Auto in Brand gerät, nicht höher als bei einem Verbrenner. E-Autos brennen aber anders als Benziner oder Diesel, daher muss die Feuerwehr ihre Löschtaktik anpassen. Mehr dazu erklären wir in diesem Artikel.

Wer zahlt das Abschleppen?

Die meisten Hersteller bieten für Neuwagen eine sog. „Mobilitätsgarantie“ an, um Ihnen im Pannenfall weiterzuhelfen (was gleichzeitig auch dafür sorgt, dass möglichst wenige der eigenen Stromer in den einschlägigen Pannenstatistiken auftauchen). Falls Ihr E-Auto liegengeblieben ist, müssen Sie einfach die Hotline anrufen. Der Mobilitätsdienst kommt und macht Ihren Stromer entweder sofort flott, bringt ihn zu einer Ladesäule oder transportiert das Fahrzeug zur nächsten Vertragswerkstatt. Sollte die Reparatur länger dauern, erhalten Sie ein Ersatzfahrzeug oder können auf Kosten des Herstellers die Reise mit der Bahn fortsetzen.

Erkundigen Sie sich aber vorab, ob ein leerer Akku über die Mobilitätsgarantie mitversichert ist. Einige Hersteller, zum Beispiel Tesla und Opel, schließen das Liegenbleiben aufgrund von Strommangel aus den Leistungen aus. Hier müssen Sie das Abschleppen selbst bezahlen. Bei den folgenden Autobauern ist ein kostenloser Abschleppservice in der Mobilitätsgarantie mit inbegriffen:

  • Audi: innerhalb der ersten zwei Jahre kostenlos, Verlängerung bei regelmäßiger Wartung möglich
  • BMW: in den ersten drei Jahren kostenlos, Verlängerung um zwei weitere Jahre möglich
  • Hyundai: innerhalb des ersten Jahres (bzw. bis 30.000 km) kostenlos, Verlängerung nur bei regelmäßiger Wartung möglich
  • KIA: in den ersten zwei Jahren kostenlos, Verlängerung möglich
  • Mercedes: innerhalb der ersten zwei Jahre kostenlos, Verlängerung bei regelmäßiger Wartung möglich
  • Nissan: im ersten Jahr kostenlos
  • Renault: innerhalb der Neuwagengarantie kostenlos
  • Seat: innerhalb der ersten zwei Jahre kostenlos, automatische Verlängerung nach jedem Kundendienst
  • Smart: innerhalb der ersten zwei Jahre kostenlos, Verlängerung bei regelmäßiger Wartung möglich
  • Volkswagen: in den ersten zwei Jahren kostenlos

Vergleichbare Leistungen erhalten Sie als Mitglied eines Automobilclubs (ADAC, ACE, AvD, ARCD, …) oder wenn Sie über Ihre Autoversicherung einen Kfz-Schutzbrief abgeschlossen hast.

Platter Reifen

Reifenprobleme treten auch bei E-Autos viel häufiger auf als leere Akkus.

Wie häufig müssen E-Autos abgeschleppt werden?

Tatsächlich kommen Pannen weniger häufig vor als E-Auto-Kritiker meinen. Denn Stromer sind generell weniger anfällig für Pannen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Der Grund: sie haben weniger fehleranfällige Baugruppen an Bord. Ärger mit Einspritzung, Zündung und Kraftstoffanlage oder gerissene Keilriemen gibt es eben nicht beim Stromer.

Aber natürlich können auch E-Autos eine Panne haben. Der ADAC hat die häufigsten Probleme ermittelt:

  • Probleme mit der 12-V-Batterie
  • Reifenschäden
  • Probleme mit der Beleuchtung
  • Türöffnung

Das größte Problem: Das E-Auto lässt sich nicht starten. Dies liegt aber nicht am großen Akku im Boden. Was viele nicht wissen: Auch Elektroautos haben eine 12-V-Batterie, um das Auto starten zu können. Auch Zentralverriegelung, Innenlicht und die Instrumente hängen am 12-V-Netz. Und dieses ist auch verantwortlich, beim Druck auf den Startknopf das Hochvoltnetz mit den Antriebsakkus zu verbinden. Aus Sicherheitsgründen sind beide bei Stillstand des E-Autos voneinander getrennt.

Doch bei tiefen Minusgraden kann die 12-V-Batterie auch bei E-Autos schon mal entladen sein – dann geht auch bei Stromern nichts mehr. Doch Abhilfe ist schnell geschaffen. Der Pannendienst hat in der Regel ein Powerpack dabei, das Starthilfe gibt. Dann können Sie losfahren. Alternativ kann Ihnen auch ein freundlicher Verkehrsteilnehmer eine winterliche Starthilfe geben.

Auto fremd starten

Bei Minusgraden kann manchmal auch ein E-Auto Starterhilfe von einem Verbrenner gebrauchen.

Kann der Pannenservice den leeren Akku nicht mobil aufladen?

In der Theorie klingt die Idee nicht schlecht: Wenn der Akku des E-Autos richtig leer ist, kommt der Pannendienst vorbei und füllt an Ort und Stelle den Strom wieder auf. Tatsächlich probieren ADAC und Hyundai in einem gemeinsamen Projekt in Hamburg und Duisburg genau das aus.

Als „Mobile Charger“ wird ein Hyundai Ioniq eingesetzt, der mit einem großen Akku im Kofferraum ausgestattet ist. So kann der Ioniq aus der eigenen Batterie Strom an das liegengebliebene Fahrzeug spenden. Verwendet wird ein CCS-Stecker fürs Schnellladen, innerhalb von 15 Minuten kann man so eine Reichweite von 25 Kilometern „nachtanken. Das Pilotprojekt erfolgt im Rahmen der Mobilitätsgarantie für Hyundai-Fahrer*innen. Ob auch die „Gelben Engeln“ von der Pannenhilfe irgendwann als mobile Ladehelfer unterwegs sind, steht in den Sternen.

Übrigens: Ein vergleichbares Projekt hatte auch BMW im Angebot. Der „Mobile Recharger Service“ wurde aber 2020 eingestellt – wegen mangelnder Nachfrage.

Aktuelle Infos, Tipps & Tricks

Bleiben Sie beim Thema E-Mobilität top informiert. Mit den EnBW Hypernews.

Leere Akkus: Welche Lösungen die Zukunft bereithält

Dass sich E-Autos gegenseitig Pannenhilfe leisten, ist noch Zukunftsmusik. Bislang gibt es nur wenige Fahrzeuge, die hierzulande überhaupt zum bidirektionalen Laden fähig sind. Die „Vehicle-to-Vehicle“-Technologie, die die Übertragung von Strom von einem auf ein anderes Auto ermöglichen würde, wird bislang von keinem Hersteller unterstützt, noch nicht einmal von Tesla. Das soll sich in Zukunft aber ändern. Mit dem Sion, dem Elektroauto von Sono, sollen sich bereits Fahrer*innen gegenseitig den Akku aufladen können.

Wenn es nach dem britischen Start-up ZipCharge geht, könnte sogar der Reservekanister ein Comeback feiern – eben in der Elektro-Version. Der Zip-Charge Go ist eine Art XXL-Powerbank, die die Reichweite um 40 bis 60 Kilometer boostert. Je nach Fahrzeug und Umgebungstemperatur kann das E-Auto zwischen einer halben und einer ganzen Stunde geladen werden. Der mobile Akku selbst wird an der Steckdose aufgeladen. Allerdings hat das 23 Kilogramm schwere Gerät die Dimensionen eines Koffers und belegt daher viel Platz im Kofferraum. Sie können ihn aber wie einen Trolley hinter Ihnen herziehen. Das Produkt ist noch in der Entwicklung, ein Preis steht nicht fest.

Fazit: Ein leerer Akku bei einem E-Auto ist ein überschätztes Problem

Bevor Sie mit einem leeren Akku irgendwo stehen, müssten Sie schon viele Hinweise Ihres Stromers ignorieren. Wenn Sie aber auf die Warnsignale achtest, können Sie im Normalfall nicht mehr mit einem E-Auto liegenbleiben. Zudem schaltet Ihr Fahrzeug rechtzeitig in den stromsparenden Eco-Modus, damit Sie es auf jeden Fall zur nächsten Ladesäule schaffen. Dank höherer Reichweiten und einer immer besser ausgebauten Infrastruktur sollte sich das Problem „Panne wegen leerem Akku“ aber wohl bald von selbst erledigen.

Vor einer langen Reise sollten Sie überprüfen, dass die Akkus ausreichend geladen sind und auf der Strecke genügend Ladesäulen verfügbar sind. Plane auch ausreichend Puffer ein, falls Sie länger im Stau stehen sollten oder bei einem Wetterumschwung niedrige Temperaturen dem Akku zu schaffen machen. Und sollte doch der (unwahrscheinliche) Notfall eintreffen, dass die Akkus leer sind, können Sie den Pannendienst rufen oder auf die Mobilitätsgarantie Ihres Herstellers zurückgreifen.

In jedem Fall ist es gut, wenn Sie schonend mit den Akkus Ihres Stromers umgehen. Vor allem im Winter. Wie Sie die Akkus länger fit halten, verraten wir Ihnen an dieser Stelle.