Doch wird sich der Elektroantrieb bei Campingbussen durchsetzen? Viele E-Camper-Vans kommen aus der Konzeptphase gar nicht erst heraus, nur wenige erlangen Marktreife. Wir stellen ein bereits erhältliches Modell vor und berichten über die Pläne zweier großer deutscher Hersteller.
Wann kommen die Elektro-Camper?
Wer mit dem Campingbus in den Urlaub fährt, hat häufig lange Strecken zu bewältigen. Meist am Stück, wenn es hoch in den Norden nach Skandinavien oder Richtung Mittelmeer geht. Oder man ist mit dem Van mehrere Wochen oder gar Monate unterwegs, lässt sich von einem Ort zum anderen treiben und hält da an, wo es einem gefällt – Stichwort „Vanlife“.
Bislang galt als Antriebsmotor der Diesel als alternativlos, von einigen umgebauten Kastenwagen mit Benziner mal abgesehen. Serienfertige Campingbusse mit Elektromotor? Bislang Fehlanzeige. Die wenigen E-Camper, die man bislang auf der Straße sehen konnte, waren (und sind) individuelle Umbauten. Doch mittlerweile ist Bewegung in den Markt gekommen. Einige Hersteller und Umbau-Spezialisten wagen erste Versuche in Richtung Elektromobilität. So gibt es eine Handvoll Start-ups, bei denen Sie speziell angefertigte Elektro-Camper mieten oder kaufen können.
Pössl hat bereits seit 2023 einen E-Campervan auf dem Markt. Mercedes und Volkswagen haben eigene Elektro-Camper angekündigt. Andere Camper-Ausbauer – wie z. B. Dethleffs mit ihrem Globevan auf Ford Tourneo-Basis– haben ihre Studien für elektrisch angetriebene Reisemobile nie so weit getrieben, dass die Konzeptfahrzeuge auch auf den Markt gebracht wurden.
Freie Ladestation finden, E-Auto laden und zu transparenten Preisen bezahlen.
Einige Modelle anderer Marken haben es aber auf den Markt geschafft – das sind die Elektrocamper mit dem größten Potenzial:
Pössl: E-Vanster – der erste Elektro Campervan
- Campbox Kitchen mit 2-Flammenherd und Spülbecken
- oder als Campbox Sleep mit Liegeflächenverlängerung .
Mercedes: Elektro-Camper auf EQV-Basis angekündigt
Mercedes hat interessante Pläne im Bereich Elektro-Camper. Dafür ist man in Sindelfingen eine Kooperation mit dem Campingmöbel-Hersteller Sortimo Walter Rüegg eingegangen, der den seit 2019 erhältlichen vollelektrischen Transporter EQV zum echten E-Camper-Van umbaut.
Je nach Vorliebe und Reisefreude können Sie zwischen zwei Ausführungen des EQV wählen: Der EQV 250 hat 60 kWh großen Akkus und 244 – 246 Kilometer Reichweite nach WLTP . Der EQV 300 bietet 90-kWh-Akkus und eine WLTP-Reichweite von 361 – 374 Kilometer. An Schnelllade-Säulen können Sie den EQV in 40 Minuten von 10 auf 80 Prozent laden.
Zur Camping-Ausstattung für den EQV zählt zum Beispiel ein Aufstelldach inkl. Dachbett, einer Kücheneinheit mit Schubladen, Spüle, Gaskochstellen und Kühlbox. Im Programm sind zudem zwei Solarpanels mit insgesamt 400 Watt Leistung für das Aufladen von Start- und Bordbatterie.
Preislich beginnt der EQV bei 58.488,46 Euro brutto , dazu kommt der Umbau zum Elektro-Camper.
Dethleffs: Globevan e.Hybrid ist ein Vorstoß in Richtung E-Mobilität
2019 präsentierte der Wohnmobil- und Caravan-Spezialist Dethleffs mit dem Globevan e.Hybrid einen ersten Feldversuch in Sachen Elektro-Camper. Der Campingbus mit aufstellbarem Dach basiert auf einem Ford Tourneo Custom Plug-In-Hybrid. Die 13,6 kWh starken Akkus reichen für 50 km im reinen Elektro-Modus.
Mit an Bord ist ein 1,0-Liter-Eco-Boost-Benzin-Motor, der die Reichweite auf bis zu 500 Kilometer erhöht. Dabei fungiert der Verbrenner auch als „“ und kann die Batterie aufladen. Als Verbrauchswert werden 3 Liter Benzin auf 100 km angegeben. Der Elektro-Camper verfügt aber auch über Schnellladetechnik, mit der die Akkus innerhalb von 3 Stunden komplett geladen werden können.
Nach einigen Schwierigkeiten verzögerte sich der Verkaufsstart, doch mittlerweile ist der Globevan e.Hybrid erhältlich. Er kostet ab 74.990 Euro.
VW: Elektro-Camper ID.California kommt frühestens ab 2025
Bei den Wolfsburgern setzt der Elektro-Camper „ID.California“ die Traditionslinie der beliebten Campingbusse fort. Wobei mit der nächsten Generation der California-Campingbusse nicht der T6, sondern VWs Elektro-Bus ID.Buzz als Grundlage dient. Den ID.Buzz gibt es in den Modellvarianten „Goal“ und Pro, jeweils mit kurzem und langem Radstand. Der neue Bulli wird nicht nur von Nostalgikern heiß ersehnt, sondern verspricht auch viel Komfort für anspruchsvolle Wohnmobilist*innen. Der Marktstart ist laut VW Nutzfahrzeuge aber irgendwann ab 2025 geplant, da momentan nicht genügend Nachfrage vorhanden sei. Über Preise und Ausstattung ist noch nichts bekannt.
Über welche Ausstattung verfügen Elektro-Camper?
Bevor wir uns der eigentlichen Ausstattung zuwenden, noch eine wichtige Bemerkung vorab: Camper bzw. Campingbusse sollten Sie nicht mit Wohnmobilen verwechseln. Der Campingbus ist nämlich so etwas wie der kleine Bruder des Reisemobils. Üblicherweise besitzen Camper eine Länge von 5 bis maximal 7 Metern und eine Höhe von bis zu 2 Metern, da sie auf Basis der entsprechenden Kleinbusse bzw. Kleintransporter entstehen. Das gilt auch für die Elektrovariante.
Zum waschechten Campingbus werden die Elektro-Camper durch den Innenausbau. Der Innenraum wird so gestaltet, dass viele Elemente multifunktional sind. Das bedeutet, dass man vieles klappen, ausziehen oder schieben kann, um den begrenzten Platz maximal zu nutzen. So lässt sich meist die Küche ausfahren, die dann ein bis zwei Gas- oder Induktionskochfelder bietet. Üblich ist auch eine Kühlbox mit Kompressor-Antrieb und Fassungsvermögen von rund 40 Litern.
Die Schlafgelegenheiten sind ebenfalls möglichst praktisch integriert. Ein markantes Erkennungszeichen von Campingbussen stellt das Aufstelldach dar, das bis zu zwei Schlafplätze bietet. Zudem lässt sich meist die hintere Sitzbank mit wenigen Handgriffen so umklappen, dass daraus ein ebenes Bett wird. Die Rückbank ist in der Regel verschiebbar, die Fahrerhaussitze lassen sich drehen. So finden dann vier bis fünf Personen am (abnehmbaren) Tisch Platz, der häufig in die Möbelzeile eingehängt wird. Nur ein eigenes Klo, das gibt es bei Elektro-Campern üblicherweise nicht.
Elektro-Camper mieten: Mehr Nachhaltigkeit beim Camping-Urlaub
Sie haben keinen Platz für einen eigenen E-Camper-Van oder möchten erst einmal ausprobieren, wie ein Urlaub mit einem Elektro-Camper funktioniert? Dann sollten Sie sich überlegen, diesen zunächst einmal zu mieten. Der Haken an der Sache: Das Angebot an vermietenden Unternehmen ist sehr, sehr überschaubar. Eine Möglichkeit bietet Ihnen zum Beispiel Zero Campers, wo Sie einen Elektro-Camper auf Basis eines Citroën ë-Spacetourers anmieten können. Für den Camping-Ausbau mit Heckküche und Doppelbett waren die Ausbau-Experten von easygoinc verantwortlich.
Fazit: Ressourcenschonend in den Urlaub mit E-Campern – das ist leider noch Zukunftsmusik
Sie wollen ein weiter entferntes Urlaubsziel „in einer Tour“ erreichen? Dafür reicht die Reichweite großer und schwerer Elektrofahrzeuge meist nicht aus. Diese müssen unterwegs „nachladen“ – und das kostet Zeit . Auch beeinflusst das hohe Eigengewicht die Zuladung.
Aktuell ist allerdings bereits ein elektrischer Camper-Vans auf dem Markt – und weitere sind zumindest in der Planung –, mit denen Sie Wochenendtrips absolvieren können . Oder auch Urlaubsfahrten, wenn es auf der Strecke – und vor Ort – die nötige Ladeinfrastruktur gibt. Viele Camper wünschen sich daher Campingplätze, die mit Ladestationen ausgestattet sind.