Ist das Kunst oder gut fürs Klima? Solar- und Windbäume sind beides: ästhetisch ansprechende Designobjekte – und eine Möglichkeit, mitten in der Stadt grünen Strom zu erzeugen. Ob sie auch eine echte Alternative zu klassischen Solaranlagen darstellen und auch privat genutzt werden können, erfahren Sie im Folgenden.
Solarbäume werten öffentlichen Raum
Moderne Kunst trifft grüne Hightech: So lässt sich das Konzept „Solarbaum“ grob umreißen. Denn bei ihm handelt es sich nicht einfach um eine Photovoltaikanlage in der typischen rechteckigen Form, sondern um ein Designobjekt. Typisch ist die stählerne Konstruktion, die für den „Baum-Look“ sorgt: Im Zentrum befindet sich ein „Stamm“, von dem weitere Träger – die „Äste“ – abgehen. Auf ihnen befinden sich dann als „Blätter“ die einzelnen PV-Module mit den Solarzellen.
Häufig handelt es sich bei Solarbäumen um wahre Kunstwerke. Denn die Bäume sollen nicht einfach „nur“ wie eine normale PV-Anlage Strom erzeugen, sondern auch das Interesse an der Photovoltaik-Technologie als solcher wecken. Daher sind Solarbäume, die im öffentlichen Raum aufgestellt werden, bereits von Anfang an als echte Hingucker konzipiert, die die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich lenken und sie von der Nützlichkeit von Sonnenstrom überzeugen sollen. Im Gegensatz dazu gibt es übrigens auch sogenannte Solarfassaden, die sich unauffällig ins Gesamtbild eines Hauses einfügen. Alle Infos dazu, finden Sie in unserem Artikel Solarfassade Strom von der Hauswand im ECO Journal.
Solarbäume weltweit im Einsatz
Mittlerweile finden sich rund um den Globus interessante und formschöne Solarbäume. Wie etwa im österreichischen Gleisdorf, wo 1998 der weltweit erste Solarbaum errichtet wurde. Mit 17 Metern Höhe und 140 Solarmodulen, die eine Leistung von 7 kWp erbringen und 70 Straßenlaternen versorgen, ist dieser Baum auch einer der größten. In der kanadischen Stadt London (Ontario) liefert ein sieben Meter hoher Solarbaum zumindest 0,5 kWp für das benachbarte Tourismus-Zentrum.
Ein interessantes Konzept steckt hinter dem eTree, der von dem israelischen Startup Sologic entwickelt wurde. Das erste Modell kam 2014 auf den Markt und bietet einen WLAN-Hotspot, eine Ladestation für Handys sowie eine Quelle mit frischem Trinkwasser. Dank einer Leistung von 7 kWp sind sogar Video-Calls mit anderen eTrees möglich. 2017 wurde ein weiterer Solarbaum in der französischen Stadt Nantes errichtet, an dem man auch E-Bikes laden kann.
In Kleinwulkow (Sachsen-Anhalt) steht bereits seit 2002 ein ganzer Solarwald, der 45 Haushalte mit Strom versorgt. Die Stadtwerke Osnabrück installierten 2011 einen Solarbaum mit 4,3 kWp, der unter anderem das Laden von E-Autos auf dem Firmenparkplatz ermöglicht. Und 2021 wurde in Löchgau (Baden-Württemberg) der 2,5 Meter hohe „Energy Tree“ errichtet, der unter anderem als E-Bike-Ladestation dient. Eine Besonderheit sind die grünen, organischen PV-Folien.
Doch nicht nur Städte und Gemeinden oder Firmen, die sich als Vorreiter für mehr Sonnenenergie positionieren wollen, profitieren von den ungewöhnlichen PV-Anlagen. Das Forschungsinstitut CMERI im indischen Durgapur hat den weltweit größten Solarbaum entwickelt, der speziell auf die Bedürfnisse von Kleinbauer*innen zugeschnitten ist. Mit einer Leistung von 11,5 kWp lassen sich so leicht elektrische Wasserpumpen, Ackerfräsen und Traktoren versorgen.
Ein Solarbaum für den Garten zu Hause?
Eine praktikablere Lösung für den Hausgebrauch stammt vom Unternehmen PentaSolar aus Saarbrücken. Dieser Solarbaum ähnelt weder einer Palme noch einem Laubbaum, sondern sieht eher wie eine Tanne aus. Das liegt an den fünf PV-Modulen, die dreieckig sind und nach oben spitz zulaufen. Mit 2,2 Meter Höhe ist er etwas größer als die meisten Weihnachtsbäume. Alles, was Sie brauchen, um ihn aufstellen zu können, ist ein sonniger Platz im Garten.
Der tannenförmige Aufbau führt dazu, dass dieser Solarbaum von Anfang an über eine Ausrichtung von 360 Grad verfügt. Während reguläre, auf dem Dach aufgestellte PV-Anlagen vor allem in den Mittagsstunden Strom erzeugen, liefert der Solarbaum von PentaSolar Sonnenenergie auch in den Morgen- und Abendstunden – auch ohne Pufferspeicher. Im Sommer liegt die Leistung eines Baumes bei bis zu 0,75 kWp, im Winter lassen sich immerhin noch 0,25 kWp erreichen.
Laut Hersteller können Sie mit einem Solarbaum ungefähr 400 kWh Sonnenstrom pro Jahr erzeugen. Bei mehreren Solarbäumen bzw. der Einbindung eines Batteriespeichers fällt die Ertrag natürlich noch größer aus. Der Preis für einen Solarbaum liegt bei 2.500 Euro zzgl. Mehrwertsteuer. PentaSolar gibt an, dass sich die Kosten innerhalb von zehn Jahren amortisieren. Eine Förderung ist allerdings meist nicht möglich.
Zum Kaufpreis kommen noch die Anschlusskosten ans Hausstromnetz durch einen Fachbetrieb dazu. Diese sollten sich aber in Grenzen halten, da der Solarbaum bereits komplett ausgerüstet und vorinstalliert ist. Als Selbstbauer*in müssen Sie lediglich – nach Anleitung – ein geeignetes Fundament im Garten einbringen und den Baum mit vier Muttern am Flansch befestigen. Zudem sollte Ihr vorhandener Zähler vom Energieversorger durch einen Zwei-Richtungszähler ausgetauscht werden. Entsprechend gilt es, ähnlich wie beim Balkonkraftwerk, den Solarbaum bei der Bundesnetzagentur als auch beim jeweiligen Netzbetreiber anzumelden.
Mit dem Windbaum Energie erzeugen
Eine Variante nachhaltiger Energiegewinnung, die in Sachen Ästhetik den Solarbäumen in kaum etwas nachsteht, ist der Windbaum. Auf den ersten Blick sieht der „Wind Tree“ des französischen Unternehmens New World Wind wirklich aus wie ein echter Baum: Er ist etwa zehn Meter hoch und acht Meter breit, mit einer Krone wie ein Laubbaum. Diese wird von den 36 grünen Windturbinen gebildet, die sich an den verzweigten Ästen befinden und wie hängende Blätter aussehen.
Laut Hersteller reicht bereits ein schwacher Wind (ab 2,5 Metern pro Sekunde), damit die „Aeroleafs“ fast geräuschlos Strom erzeugen. Die Turbinen sind jeweils rund einen Meter groß und arbeiten unabhängig voneinander. Dadurch liefert der Wind Tree auch dann Energie, falls eine Turbine ausfallen sollte. Ein kleiner Speicher fängt Stromspitzen auf. Sämtliche Kabel und Technik sind im Inneren versteckt. Insgesamt liefert bereits ein einziger Wind Tree laut Hersteller innerhalb eines Jahres ausreichend Energie für:
- 15 Straßenlaternen (mit 100 Watt LEDs)
- 16.364 Kilometer Reichweite eines Elektroautos
- die Beleuchtung von 71 Parkplätzen
- 100 m2 Bürofläche (mit geringem Energiebedarf von 20 kWh/m2)
- 83 Prozent des Energiebedarfs eines durchschnittlichen französischen Haushalts (ohne Klimaanlage )
New World Wind: Zum Windbaum kommt der Windbusch
Der erste Wind Tree wurde 2015 auf der Place de la Concorde in Paris aufgestellt, ein Jahr später startete die Serienproduktion. Mit Kosten von rund 50.000 Euro richtet sich der Windbaum von New World Wind in erster Linie an Kommunen und Firmen. Diese können ihr Modell weiter ausbauen und zusätzliche LED-Lichter, Ladestationen oder luftreinigende Blätter einbauen lassen. Auch die Farbe der Blätter ist individuell konfigurierbar. Neben Grün stehen auch Blau und Orange zur Auswahl.
Eine Variante, die sich stärker auch an Privathaushalte richtet, ist der sogenannte Wind Bush. Dieser besteht aus zwölf Aeroleaves und zwölf Photovoltaik-Blättern, die Sonnenstrom liefern. Die kleinere Ausführung (mit einer Höhe von 5,80 Metern) ist laut Hersteller ideal für sonnige Flächen und hat nur einen geringen Platzbedarf. Zudem können die Windbüsche zu einer Hecke kombiniert werden, umso mehr Leistung zu erbringen. Ein Windbusch kostet ab 21.500 Euro. Zum Teil günstigere Alternativen für Windkraft für zu Hause, stellen wir Ihnen in einem weiteren Artikel vor.
Wie sinnvoll sind Wind- und Solarbäume?
Wind- bzw. Solarbäume stellen eine Bereicherung des öffentlichen Raums dar. Das spektakuläre Design sorgt für Aufsehen und macht erneuerbare Energie buchstäblich „begreifbar“. Aufgrund der hohen Kosten richten sie sich aber in erster Linie an Kommunen bzw. Firmen und weniger an Eigenheimbesitzer*innen oder Häuslebauer*innen. Für diese gibt es aber eine Reihe an Alternativen, zum Beispiel herkömmliche PV-Anlagen auf dem Dach, Balkonkraftwerke oder Mini-Windräder für den Garten.