Nio ist erst seit 2022 auf dem deutschen Markt aktiv. Mit dem ET5 bietet der chinesische Autobauer gerade mal sein drittes Modell an. Nach der Hightech-Limousine ET7 soll die kleinere Ausführung nun in der Mittelklasse punkten – rein elektrisch, versteht sich.
Der Nio ET5 bietet ein sportliches Design
Von außen macht der Nio ET5 jede Menge her: gefällige Proportionen, das sanft abfallende Dach eines sportlichen Fastbacks und eine bissige Haifisch-Front, die mit schmalen Scheinwerfern geschickt aufgewertet wird. Laut Hersteller sind die scharfen Kurven und die muskulösen Kotflügel vom Supersportwagen Nio EP9 inspiriert, beides verleiht dem ET5 eine frische und dynamische Note.
Der Innenraum ist wie eine Lounge gestaltet, die gewählten Materialien wirken sehr hochwertig, die gesamte Anordnung hinterlässt den Eindruck eines durchdachten und aufgeräumten Cockpits.
Bei Ausstattung und Assistenzsystemen legt Nio die Messlatte hoch
Dominiert wird das Armaturenbrett vom senkrecht stehenden, 12,8 Zoll großen Touch-Display. Hier, in der Schaltzentrale des ET5, laufen alle Nervenstränge der Limousine zusammen. Selbst wenn man die Außenspiegel verstellen möchte, muss man auf dem Bildschirm erst die entsprechende Funktion aktivieren, bevor man die Spiegel über die Universal-Knöpfe am Lenkrad justieren kann.
Zu Beginn wirkt die Steuerung etwas ungewöhnlich. Zur Not kann man immer auch „Nomi“ fragen. Der intelligente Sprachassistent ist in zwei Versionen verfügbar: „Mate“ (englisch für „Kumpel“) blinzelt mal freundlich, mal skeptisch aus seinem runden Display auf dem Armaturenbrett; die weniger verspielte Variante ist ein blauer Ring namens „Halo“.
In puncto Ausstattung und Assistenzsysteme muss sich der Nio ET5 vor niemandem verstecken. Ganz im Gegenteil: Die serienmäßig bzw. optional erhältlichen Features legen die Messlatte für die Konkurrenz sehr hoch: z.B. mit dem Premium-Soundsystem mit 23 Lautsprechern, einem großzügig geschnittenen Panoramaglasdach oder NAD. Das „Nio Assisted Driving“ nutzt 33 Sensoren, acht Kameras und ein Lidar-Modul, um die gesamte Umgebung zu scannen, und soll in Zukunft auch autonomes Fahren ermöglichen.
ET5 von Nio: Viel Elektro-Power unter der Motorhaube
Schon für das Öffnen des Fahrzeugs braucht man keinen Schlüssel mehr, eine Chipkarte oder das Smartphone reichen. Auch einen Startknopf sucht man vergebens: Wenn Sie im Nio ET5 losfahren wollen, setzen Sie sich einfach hinein und drücken den kleinen Wahlhebel der Automatik nach vorn. Dann einfach aufs Gaspedal tippen – und los geht’s.
Und zwar entweder sanft und gemütlich dahingleitend, als wäre man in einer Oberklasse-Limousine. Oder man lässt sich in die Sitze drücken – buchstäblich. Denn unter der Haube des Nio ET5 steckt ein echter Sportwagen, mit präziser Lenkung und sportlichem Fahrwerk inklusive.
Für den notwendigen Druck sorgen zwei Elektromotoren mit insgesamt 360 kW (490 PS), die die rund 2,1 Tonnen schwere Elektro-Limousine in 4,0 Sekunden von null auf 100 Kilometer pro Stunde (km/h) katapultieren und eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h erreichen. So zumindest im „Sport Plus“-Modus. Drei weitere Modi stehen zur Auswahl bereit, den niedrigsten Stromverbrauch von 18,2 kWh auf 100 Kilometer hat der Nio ET5 (100-kWh-Akku) im Eco-Modus. Dann braucht der Stromer allerdings auch rund 10 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.
Nio ET5 selber laden oder Batterie tauschen lassen
Die Energie für so viel Power stammt regulär aus einer 75 kWh großen Batterie. Diese liefert mit einer Reichweite von 456 Kilometern (nach WLTP) überdurchschnittliche Resultate und ist auch für längere Urlaubstrips kein Hindernis. Noch entspannter kommen Sie mit dem 100-kWh-Akku voran. Dieser verspricht eine WLTP-Reichweite von bis zu 590 Kilometern. Noch nicht erhältlich, aber angekündigt ist sogar eine 150-kWh-Version, mit der der ET5 sogar über 1.000 Kilometer non-stop laufen soll. Weitere Langstrecken-Stromer finden Sie übrigens in unserer Liste der E-Autos mit der größten Reichweite.
Geladen wird entweder mit bis zu 11 kW an der heimischen Wallbox oder mit 130 bzw. 140 kW (je nach Akkugröße) an einer CCS-Schnellladesäule. Um den 100 kWh großen Akku von 10 auf 80 Prozent zu laden, sollten Sie mindestens 40 Minuten einplanen.
Deutlich schneller geht’s an einer Batteriewechselstation, einer weiteren Besonderheit von Nio. Hier wird ein leerer durch einen vollen Akku ausgetauscht, gerade einmal fünf bis zehn Minuten soll der Besuch dauern. Sie brauchen nichts zu tun, sondern steuern nur eine der „Power Swap Stations“ an, die nicht nur wegen ihrer Größe an eine Waschstraße erinnert. Der ET5 parkt automatisch ein, ein Roboter entnimmt den alten Akku und ersetzt ihn durch einen neuen – und Sie können weiterfahren.
Einziger Haken: Bislang betreibt Nio hierzulande erst drei dieser Wechselstationen. Doch 100 sollen es mittelfristig werden, hauptsächlich an Autobahnen errichtet. Beim Aufbau kooperiert auch die EnBW mit Nio.
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Für den ET5 verlangt Nio einen stolzen Preis
Die Wechselstationen kann man nur dann nutzen, wenn man die Batterie gemietet hat. Dadurch bewegt sich der Preis des Nio ET5 ab 47.500 Euro ungefähr auf Niveau des Tesla Model 3 (ab rund 43.000 Euro). Zusätzlich schlägt eine monatliche Batteriemiete von 169 Euro (75-kWh-Akku) bzw. 289 Euro (100-kWh-Akku) zu Buche.
Wer auf den Wechselservice verzichten möchte, kann die Batterie auch kaufen. Dadurch wird der ET5 aber erheblich teurer: Nio verlangt für die 75-kWh-Batterie einen Aufpreis von 12.000 Euro, wodurch der Kaufpreis auf 59.500 Euro steigt. Der 100-kWh-Akku kostet 21.000 Euro mehr, macht unterm Strich dann 68.500 Euro für die Limousine. Zudem ist ein Abo-Modell mit festen oder flexiblen Raten möglich, bei dem bereits Wartung und Versicherungsbeiträge enthalten sind.
Fazit: Nio ET5 und andere spannende Tesla-Konkurrenten
Die Mittelklasse gehört zu den am stärksten umkämpften Segmenten im Automobilgeschäft, nicht zuletzt, weil in diesem Bereich viele Dienstwagen gekauft bzw. geleast werden. Bei den Stromern gehört der Tesla Model 3 zu den Platzhirschen. Doch das muss nicht mehr lange so sein. Mit der Limousine ET7 hat Nio bereits gezeigt, zu welchen Innovationen der chinesische Autobauer fähig ist. Und auch der Elektro-SUV EL7 gehörte zu den Elektroautos, auf die wir uns 2023 besonders freuen.
Der Nio ET5 präsentiert sich als eine schicke Limousine, die auch mit ihren technischen Daten und den vielfältigen Funktionen beeindruckt. Ob ihnen mit dem Batteriewechselsystem ein ähnlicher Clou wie Tesla mit den Superchargern gelingt, bleibt aber abzuwarten. Zumal mit dem Polestar 2 oder dem Hyundai Ioniq 5 und Ioniq 6 weitere spannende Konkurrenten in der Elektro-Mittelklasse tummeln.