Die Zunahme von Starkregen und Unwettern erhöht das Risiko von Hochwasser in vielen Regionen. Wenn Wohngebäude von den Wassermassen betroffen sind, leidet nicht nur die Bausubstanz und der Hausrat. Auch die Elektrik und die Heizung können beschädigt werden. Dies birgt erhebliche Risiken und kann schnell zu lebensgefährlichen Situationen führen. Bei Neubauten oder Sanierungen lohnt es sich daher, diese Gefahren umfassend zu berücksichtigen und das Haus präventiv gegen Hochwasser zu schützen. Die Angaben im folgenden Text sind ohne Gewähr. Sollten Sie in einem durch Hochwasser bedrohtes Gebiet leben, sollten Sie immer auch einen Blick auf die offiziellen Seiten der Behörden werfen, die für Ihre Region zuständig sind.
Wie werde ich rechtzeitig VOR dem Hochwasser gewarnt?
Dazu gibt es die Warn-App NINA, erstellt vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Die App informiert über eine Vielzahl von Gefahrenlagen, wie die Ausbreitung von Gefahrstoffen, Großbrände und eben auch Hochwasser. In der Warn-App können Nutzer*innen ihre jeweilige Region einstellen und erhalten bei Bedarf dann die jeweils zutreffenden Warnbenachrichtigungen. Informationen zum Wetter und Hochwasserstand sind auch über den Deutschen Wetterdienst oder das Zentrale Hochwasser-Portal der Länder erhältlich.
Ab jetzt haben Sie Ihren Verbrauch perfekt im Blick!
Was muss ich WÄHREND des Hochwassers tun?
Im Falle einer Hochwasserwarnung sollten alle elektrischen Geräte und Heizungsanlagen in Räumen, die volllaufen könnten, sofort abgeschaltet werden. Schalten Sie vorsichtshalber den Strom im gesamten Haus über den Sicherungskasten ab und schließen Sie an Gasheizungen die Gasventile. Weitere Maßnahmen:
- Verstauen Sie wichtige Dokumente, Wertgegenstände und persönliche Erinnerungsstücke in wasserdichten Behältern und bringen Sie diese nach Möglichkeit in die oberen Etagen.
- Halten Sie eine Notfallausrüstung griffbereit. Dazu gehören Taschenlampen, Batterien, ein batteriebetriebenes Radio, Erste-Hilfe-Material, haltbare Lebensmittel und Trinkwasser. Damit Ihrem Smartphone nicht der Strom ausgeht, sollten Sie eine Powerbank parat haben.
- Schalten Sie alle elektrischen und elektronischen Geräte vollständig aus, da sie sich zu einer potenziellen Gefahrenquelle entwickeln könnten. Kein Standby-Betrieb, ziehen Sie am besten den Netzstecker komplett aus der Steckdose.
- Informieren Sie sich über die Evakuierungspläne Ihrer Gemeinde und halten Sie sich an die Anweisungen der Behörden. So wissen Sie auch, welche Straßen und Brücken bei Hochwasser unpassierbar werden können.
- Halten Sie Kontakt zu Ihren Nachbar*innen, insbesondere zu älteren oder hilfsbedürftigen Personen, und unterstützen Sie sie bei der Vorbereitung und im Ernstfall.
- Informieren Sie sich regelmäßig über das Hochwassergeschehen bei vertrauenswürdigen Quellen wie dem Deutschen Wetterdienst oder regionalen Medien.
- Entfernen Sie Fahrzeuge aus gefährdeten Bereichen und parken Sie diese an sicheren, höher gelegenen Orten, um Schäden zu vermeiden.
Achtung: In jeder Notsituation ist es äußerst wichtig, Kinder, ältere Menschen und weitere hilfsbedürftige Personen schnell in Sicherheit zu bringen und anderen zu helfen, jedoch ohne sich selbst in Gefahr zu bringen!
Tipp: Wenn es schnell gehen muss, sollte man alles Wichtige beisammenhaben. Das BKK erklärt, was alles ins Notgepäck gehört.
Strom und Hochwasser
Schalten Sie den Strom in hochwassergefährdeten Räumen ab, bevor das Wasser kommt. Der Strom im Keller sollte sich im Sicherungskasten separat abschalten lassen. Idealerweise haben Sie daher schon vorab Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-Schalter) für die Leitungen in gefährdeten Räumen installieren lassen. Im Gegensatz zu normalen Haussicherungen reagieren diese nicht nur bei einer Überlastung der Leitung, sondern schützen Sie vor lebensbedrohlichen Stromschlägen. Betreten Sie niemals einen überfluteten Keller, in dem Steckdosen oder Kabel unter Strom stehen. Selbst mit Stiefeln besteht akute Lebensgefahr.
Suchen Sie Schutz in den oberen Etagen des Gebäudes. Und denken Sie immer daran: Wasser ist ein hervorragender Stromleiter, und ein Schritt ins Wasser kann tödlich sein. Egal, auf welcher Höhe: Sobald das Wasser die Höhe von offenen Elektroleitungen oder Steckdosen erreicht, besteht die Gefahr eines Stromschlags. Sollte das Wasser bereits den Sicherungskasten erreicht haben und der Strom wurde nicht rechtzeitig abgeschaltet, müssen Sie umgehend die Feuerwehr alarmieren!
Denken Sie auch dran: Da Hochwasser und Überschwemmungen infolge von starken Regenfällen als „Ereignis höherer Gewalt“ gelten, wird der örtliche Netzbetreiber in der Regel aus Sicherheitsgründen die Stromversorgung in betroffenen Abschnitten vorsorglich einstellen. Schließlich sollen auch Einsatzkräfte nicht durch mögliche Stromschläge gefährdet werden!
Wenn bei Ihnen der Strom ausfällt, ist schnelles Umdenken gefragt. Falls Sie ein Notstromaggregat besitzen, stellen Sie es unbedingt im Außenbereich auf. Verfügen Sie nicht über ein Notstromaggregat, müssen Sie leider ohne Strom auskommen. In diesem Fall sollten Sie auf warme Kleidung zurückgreifen, um die ausgefallene Heizung zu kompensieren, und einen Campingkocher verwenden, um kleinere Mahlzeiten zuzubereiten. Eine weitere Möglichkeit zur kurzfristigen Stromversorgung stellen unter Umständen Solargeneratoren dar.
Heizung und Hochwasser
Zudem ist es wichtig, dass Sie Ihre Heizungsanlage vor dem Hochwasser schützen. Lassen Sie, wenn genügend Zeit bleibt, Brenner von Gas- oder Ölheizungen (in abgekühltem Zustand!) sowie Umwälzpumpen von einem Fachbetrieb ausbauen. Denken Sie daran, dass örtliche Heizungsinstallateur*innen bei drohendem Hochwasser stark ausgelastet sind.
Schalten Sie die Heizungsanlage ab und schließen Sie den Öl- oder Gashahn, falls ein Ausbau nicht mehr möglich ist. Verschließen Sie auch die Entlüftungsöffnung, um Wassereintritt in den Kessel zu verhindern. Entfernen oder sichern Sie Gegenstände, die die Heizungsanlage durch Schwimmen oder Umstürzen beschädigen könnten.
Bei Ölheizungen müssen die Öltanks sicher verankert werden, da sie bei Hochwasser starken Auftrieb erzeugen können. Nutzen Sie Stahlbänder oder Stahlstreben zur Befestigung am Boden, an den Seitenwänden oder an der Decke. Bei Erdtanks erhöht eine zusätzliche Erdschicht oder eine schwere Betonplatte die Sicherheit. Verschließen Sie die Lüftungsrohre des Öltanks. Langfristig empfiehlt sich nicht nur in Hochwassergebieten der Umstieg auf Heizsysteme mit erneuerbaren Energien.
Wärmepumpe und Hochwasser
Sollte die akute Gefahr von Hochwasser bestehen, müssen Sie die Wärmepumpe mit Sandsäcken oder ähnlichem dagegen schützen. Ist frühzeitig abzusehen, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen und die Wärmepumpe beschädigt werden könnte, sollte sie von einem Fachbetrieb demontiert und an einen sicheren Ort gebracht werden.
Wichtig ist in jedem Fall, das System stromlos zu schalten. Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Hochwasserschaden, muss die Wärmepumpe vor dem Wiedereinschalten von einem Fachbetrieb gereinigt und geprüft werden. Dabei sind sowohl der Kältekreis als auch alle Bauteile auf Beschädigungen und Dichtheit zu überprüfen. Mechanische Bauteile müssen ebenfalls auf ihre Funktion hin geprüft werden.
Ein besonders kritischer Punkt sind die Regelung und alle anderen elektrischen Bauteile. Hier ist eine Prüfung durch eine*n Fachhandwerker*in notwendig, da einströmendes Wasser Kurzschlüsse verursachen kann, die die elektrischen und elektronischen Bauteile einschließlich des Kompressors beschädigen oder zerstören könnten.
Wie verhalte ich mich NACH dem Hochwasser richtig?
Nachdem das Wasser zurückgegangen ist und keine neuen Wassermassen nachfließen, sollten Sie nicht sofort mit den Aufräum- und Abpumparbeiten beginnen. Es ist entscheidend, dass Fachpersonal das Gebäude zunächst auf seine Sicherheit überprüft. Dazu gehört die Überprüfung der Baustatik, Heizung und Elektrik. Fachkräfte verwenden beispielsweise einen Spannungsprüfer, um festzustellen, ob noch gefährliche Spannungen im Wasser vorhanden sind.
Die Überprüfung des Hausanschlusses und des Stromzählers obliegt dem Netzbetreiber. Auf keinen Fall sollten Sie die Anlage allein einschalten, da die Gefahr eines elektrischen Schlags oder Brandes besteht. Für die Kontrolle der elektrischen Installationen in Ihrem Haus sollten Sie einen Fachbetrieb hinzuziehen. Dabei werden die einzelnen Komponenten getrocknet, von Schlamm und Schmutz gereinigt und auf ihren ordnungsgemäßen Zustand überprüft.
Das gilt übrigens auch für durchnässte Haushaltsgeräte. Ob Herd, Waschmaschine, Bügeleisen, Lampen oder Werkzeug – diese sollten ebenfalls nicht eingeschaltet werden, ohne zuvor gründlich getrocknet, gereinigt und überprüft worden zu sein!
Wichtig ist auch die Dokumentation der entstandenen Schäden für die Versicherung. Fotografieren und beschreiben Sie alle betroffenen Bereiche und Gegenstände gründlich, bevor Sie mit den Reinigungsarbeiten beginnen.
Weitere Tipps:
- Tragen Sie Schutzausrüstung wie Gummistiefel, Handschuhe und Atemschutzmasken, um sich vor Verunreinigungen im Wasser und Schimmelsporen zu schützen.
- Nach der Freigabe des Gebäudes durch Fachpersonal sollten Sie so schnell wie möglich mit der Trocknung beginnen. Dazu müssen Sie in der Regel eine geeignete Firma beauftragen. Diese setzt professionelle Geräte ein, um die Feuchtigkeit aus den Räumen zu entfernen.
- Lassen Sie das Trinkwasser von den zuständigen Behörden auf Verunreinigungen prüfen, bevor Sie es wieder verwenden.
- Organisieren Sie die fachgerechte Entsorgung von beschädigten Gegenständen und anderem Müll.
- Reinigen und desinfizieren Sie alle Oberflächen gründlich, die mit dem Hochwasser in Kontakt gekommen sind, um die Ausbreitung von Krankheitserregern zu verhindern.
Achtung: Hochwasser kann ein traumatisches Erlebnis darstellen. Zögern Sie nicht, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn Sie oder Ihre Angehörigen sie benötigen.
Weitere Informationen und Tipps erhalten Sie im „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“, den das BKK herausgegeben hat.
Tipps für Vorsorgemaßnahmen gegen Hochwasser
Fachleute empfehlen eine Reihe von baulichen Maßnahmen, um Ihr Haus bestmöglich vor Hochwasser zu schützen:
- Wenn Sie ein neues Haus bauen, lautet der beste Tipp, hochwassergefährdete Gebiete zu vermeiden. Ist das nicht möglich, kommt eine erhöhte Bauweise in Frage. Dies kann durch den Verzicht auf einen Keller oder das Ausweichen „nach oben“ erfolgen (zum Beispiel durch Stelzen, erhöhte Lichtschächte oder einen erhöhten Fußboden im Erdgeschoss).
- Verwenden Sie wasserundurchlässige oder wasserresistente Baumaterialien für Wände, Böden und Möbel im Erdgeschoss und Keller.
- Installieren Sie mobile oder feste Hochwasserschutzwände und -barrieren an Türen, Fenstern und anderen gefährdeten Öffnungen.
- Stellen Sie sicher, dass Ihr Haus über eine funktionierende Rückstausicherung verfügt, um zu verhindern, dass Abwasser aus überlasteten Kanälen in Ihr Haus dringt.
- Lassen Sie die Wände und Böden Ihres Kellers professionell abdichten, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.
- Installieren Sie spezielle Hochwasserschutzfenster und -türen, die wasserundurchlässig sind.
- Eine Hebeanlage kann verhindern, dass Wasser durch die Kanalisation in Ihr Haus gelangt.
- Gestalten Sie Ihr Grundstück so, dass Wasser effektiv abgeleitet wird, zum Beispiel durch das Anlegen von Gräben oder Versickerungsanlagen.
- Lassen Sie Ihr Haus regelmäßig von Fachleuten auf Hochwasserschutz prüfen und beraten Sie sich bezüglich weiterer Schutzmaßnahmen.
Laut VDE-Vorschrift müssen in hochwassergefährdeten Gebieten bei Neubauten oder Sanierungen der Hausanschluss, die Zählerplätze und die Stromkreisverteiler oberhalb der zu erwartenden hundertjährigen Überschwemmungshöhe positioniert werden. Alle neuen Stromkreise müssen grundsätzlich mit Fehlerstrom-Schutzschaltern gesichert werden. In Altbauten sollten Stromkreise, die sich unterhalb der Überschwemmungshöhe befinden, aufgrund der besonderen Gefährdung mit Fehlerstrom-Schutzschaltern nachgerüstet werden, falls diese noch nicht vorhanden sind.
Übrigens: Überprüfen Sie auch Ihren Versicherungsschutz und stellen Sie sicher, dass Ihre Police Hochwasserschäden abdeckt. Ergänzen Sie gegebenenfalls Ihre Versicherung um eine Elementarschadenversicherung, die speziell gegen Naturgefahren wie Hochwasser schützt.