Ein besonderer Anreiz zum Kauf von E-Autos dürfte wohl der Umweltbonus gewesen sein. Allerdings wurde diese Förderung des Bundes im Dezember 2023 frühzeitig beendet. Dies führte zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Stromern. Im ersten Halbjahr 2024 wurden in Deutschland etwa 184.100 Elektroautos neu zugelassen, was einem Minus von 16,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Trotz des Wegfalls finanzieller Anreize zum Kauf sprechen weiterhin starke Gründe für E-Autos.
Vorteile von Elektroautos
Trotz Skepsis und einer derzeit schwachen Nachfrage in Deutschland hat die Elektromobilität weltweit an Fahrt gewonnen. Dank der beeindruckenden Fortschritte in der Batterietechnologie können Elektroautos heute Reichweiten erzielen, die vor einem Jahrzehnt noch undenkbar waren. 2023 überschritt der weltweite Verkauf neuer Elektrofahrzeuge erstmals die Marke von 10 Millionen. Diese Entwicklung ist nicht überraschend, da Elektroautos zahlreiche Vorteile bieten.
Umweltfreundlichkeit
Elektroautos sind ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Klimawandel und helfen, unsere Umwelt zu schonen und die Lebensqualität zu verbessern. Gerade in Städten, wo Abgase ein großes Problem sind, tragen sie spürbar zur Verbesserung bei. Da sie lokal keine Emissionen verursachen, setzen Elektroautos während des Betriebs auch keine schädlichen Gase wie Stickoxide (z.B. NO2) oder Feinstaub frei, die typischerweise von Verbrennungsmotoren ausgestoßen werden. Daher muss man mit dem E-Auto übrigens auch keine Angst vor Fahrverboten in Innenstädten haben.
Zudem fällt die CO2-Bilanz von Elektroautos, über die Gesamtnutzungsdauer gesehen, deutlich besser aus als die von Verbrennern. Wenn sie mit grünem Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind, Sonne oder Wasser betrieben werden, verringert sich ihr CO2-Fußabdruck weiter. Im Gegensatz dazu verursachen herkömmliche Benzin- und Dieselfahrzeuge während ihres gesamten Lebenszyklus höhere CO2-Emissionen – von der Gewinnung des Kraftstoffs bis zu seiner Verbrennung im Motor.
Eine Untersuchung des Ladeplattform-Betreibers Virta zeigt, dass im Vergleich zu Verbrennern Elektroautos im Jahr 2023 weltweit etwa 220 Millionen Tonnen CO2 eingespart haben. Im Jahr 2022 waren es lediglich 80 Millionen Tonnen CO2. Das Unternehmen prognostiziert, dass diese Einsparungen weiter zunehmen werden, da sich der Anteil erneuerbarer Energien am globalen Energiemix erhöht und die Technologie von Elektrofahrzeugen weiter fortschreitet.
Geringere Lärmbelastung
Elektrofahrzeuge punkten besonders im Stand, wenn der Motor läuft – dann sind sie nahezu geräuschlos. Auch bei niedrigen Geschwindigkeiten sind sie deutlich leiser als Autos mit Verbrennungsmotoren. Bis etwa 20 km/h ist das Motorengeräusch bei E-Autos spürbar geringer (konkret: mit rund 12 Dezibel Differenz kaum halb so laut) im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen. Das ist auch der Grund, warum E-Autos künstliche Fahrgeräusche von sich geben müssen.
Ab höheren Geschwindigkeiten tritt jedoch das Rollgeräusch in den Vordergrund, das unabhängig von der Antriebsart entsteht, aber durch die Reifenbreite und das Gewicht beeinflusst wird. Da Elektroautos oft schmalere Reifen haben, ist das Rollgeräusch bei ihnen in der Regel niedriger als bei vergleichbaren Verbrennern. Allerdings sind E-Autos meist deutlich schwerer als vergleichbare Verbrenner, vor allem wegen der Batterie, die mehrere Hundert Kilo auf die Waage bringt. Dieses zusätzliche Gewicht kann zu einer höheren Lärmentwicklung führen, da sowohl der Motor als auch die Reifen bei schwereren Fahrzeugen stärker belastet werden.
Eine neuere Studie des Kraftfahrt-Bundesamtes kam zu dem Ergebnis: Zwischen 2018 und 2022 sank die durchschnittliche Lautstärke von neu zugelassenen Pkw in Deutschland laut dem Kraftfahrt-Bundesamt von 70 auf 67,7 Dezibel. Dabei punkten die E-Auto-Hersteller unterschiedlich gut.
- Tesla-Modelle liegen im Durchschnitt bei 68,8 Dezibel und sind damit lauter als BMW (67,7 Dezibel) und VW (68,1 Dezibel).
- Vergleichsweise leise sind die Fahrzeuge des Tesla-Konkurrenten Nio mit 66,3 Dezibel.
- Noch geringere Lärmemissionen verursachen die Autos des japanischen Herstellers Nissan, die mit 66,1 Dezibel deutlich unter dem Durchschnitt liegen.
Seit Juli 2024 hat eine EU-Regelung die Grenzwerte neu zugelassene Autos weiter verschärft. So dürfen Sportwagen jetzt nur noch maximal 71 Dezibel und Kleinwagen nicht mehr als 68 Dezibel erreichen – unabhängig von der Antriebsart.
Geringe Unterhaltskosten
Die Kosten für den Unterhalt von Elektroautos sind in der Regel niedriger als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Strom ist oft günstiger als Benzin oder Diesel, auch die Wartungskosten sind niedriger, da Elektroautos weniger verschleißanfällige Teile und keinen Ölwechsel benötigen. Zusätzlich sind Elektroautos in Deutschland für die ersten zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit.
Gerade für Unternehmen, die auf Elektrofahrzeuge umstellen, ist der Kostenvergleich interessant. Zwar gibt es auch für Unternehmen keine Kaufprämie auf E-Autos mehr, allerdings können sie weiterhin von verschiedenen Vorteilen profitieren, wie steuerlichen Abschreibungen und speziellen Förderprogrammen, z. B. zinsgünstigen KfW-Krediten.
Immer mehr Lademöglichkeiten
Viele Besitzer*innen von Elektroautos schätzen die Möglichkeit, ihr Fahrzeug bequem zu Hause,am Arbeitsplatz oder beim Einkaufen aufzuladen. Hier ist einiges in Bewegung geraten: Wohnungsbaugesellschaften integrieren Ladesäulen in neue Gebäudeprojekte, immer mehr Unternehmen bauen die Ladeinfrastruktur auf betrieblichen Parkplätzen aus, um den Zugang zu Ladestationen zu erleichtern. Selbst für Mieter*innen besteht mittlerweile ein Rechtsanspruch auf den Einbau einer Wallbox. Zudem bieten viele Städte Parkprivilegien für E-Autos. Leider sind vergünstigtes oder kostenloses Parken nicht überall automatisch verfügbar. Denn diese Vorteile gelten nur, wenn sie ausdrücklich ausgeschildert sind.
Dazu kommt: Eine immer besser ausgebaute Lade-Infrastruktur erleichtert zunehmend das Reisen über längere Strecken und macht auch auf diese Weise das Elektroauto für mehr Menschen attraktiv. Im EnBW HyperNetz beispielsweise stehen Ihnen mittlerweile mehr als 700.000 Ladepunkte offen – und das zu transparenten Preisen in den 17 Ländern Europas. Auch Lade-Apps wie die EnBW mobility+ App machen das Laden immer einfacher und komfortabler.
Technologischer Fortschritt
Elektroautos profitieren von technologischen Fortschritten, die kontinuierlich ihre Reichweite, Ladezeiten und Leistung steigern. Eine zentrale Rolle spielen dabei Over-the-Air-Updates, die es ermöglichen, die Software des Fahrzeugs ohne Werkstattbesuch zu aktualisieren. Die Updates kommen alle paar Wochen oder Monate, bei vielen Herstellern sind sie mindestens zwei- bis viermal pro Jahr eingeplant. Die System-Auffrischung verbessert die Funktionen und die Leistung des Fahrzeugs und bietet zusätzliche Sicherheitsupdates. Darüber hinaus sind die in E-Autos verbauten Assistenzsysteme meist besser – oder zumindest umfangreicher – als in vergleichbaren Verbrennern.
Auch die Ladetechnologie für E-Autos hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. An der neuen Generation von Schnellladestationen können Stromer nun in deutlich kürzerer Zeit aufladen als herkömmliche Ladestationen. Fahrzeuge, die bereits mit einem 800-Volt-System ausgerüstet sind, erreichen beim Laden Spitzengeschwindigkeiten und können in wenigen Minuten genug Energie für mehrere hundert Kilometer nachladen.
Nachteile von Elektroautos
Die Diskussionen um Reichweite („zu gering!“), Ladesäulen („zu wenig!“) oder Kosten („zu teuer!“) sind wahrscheinlich schon so alt wie das E-Auto selbst. Früher war die Kritik in vielen Punkten berechtigt, doch heute sind das in der Regel liebevoll gepflegte E-Auto-Mythen, die in den meisten Fällen von der Realität längst überholt und entkräftet wurden. In einigen Punkte sind Stromer allerdings tatsächlich noch nicht so gut, wie sie sein könnten.
Eingeschränkte Verfügbarkeit von Ersatzteilen
Müssen Elektroautos in die Werkstatt, sei es nach einem Unfall oder aufgrund von Wartung, stellt sich häufig die Beschaffung von Ersatzteilen als Problem heraus. Sie sind oft nur an wenigen Stellen erhältlich – und teuer. Hersteller wie Tesla geben ihre Teile nur an zertifizierte Werkstätten weiter, wodurch unabhängige Anbieter ausgeschlossen werden und die Reparaturzeiten in den autorisierten Werkstätten verlängert. Und selbst diese haben nicht immer direkten Zugriff, was Wartezeiten und Kosten zusätzlich in die Höhe treibt.
Aber: Mit der steigenden Popularität von Elektroautos investieren Hersteller auch zunehmend in die Verbesserung ihrer Ersatzteilversorgung. Zudem ist die Anzahl der beweglichen Teile in einem Elektrofahrzeug deutlich geringer als in einem Verbrennungsmotor, was den grundsätzlichen Bedarf an Ersatzteilen reduziert. Im Einzelfall wartet man vielleicht länger, aber insgesamt muss man seltener in die Werkstatt.
Übersichtliche Modellvielfalt
Obwohl die Anzahl der verfügbaren Elektrofahrzeug-Modelle wächst, ist die Auswahl im Vergleich zu herkömmlichen Verbrenner-Fahrzeugen noch begrenzt. Viele Hersteller fokussieren sich zunächst auf den Bau von Limousinen und SUVs, wodurch Familienfahrzeuge wie große Vans, Elektro-Kombis oder Cabrios oft nur in wenigen Varianten verfügbar sind.
Aber: Die Modellvielfalt nimmt stetig zu, da immer mehr Hersteller neue Stromer-Modelle verschiedener Kategorien entwickeln. Unternehmen wie Tesla, Ford und Volkswagen haben ihre Modellpaletten erweitert, um eine größere Bandbreite an Fahrzeugtypen abzudecken, von SUVs bis hin zu Sportwagen. Und auch im Segment günstiger E-Autos ist wieder viel Bewegung geraten.
Abhängigkeit von Rohstoffmärkten
Elektroautos sind stark abhängig von der Verfügbarkeit und dem Preis bestimmter Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel, die für die Batterieproduktion benötigt werden. Schwankungen auf den Rohstoffmärkten können die Produktionskosten erheblich beeinflussen. Steigende Kosten für Lithium und Kobalt haben in der Vergangenheit zu Preiserhöhungen bei Elektrofahrzeugen geführt, was E-Autos generell teurer machte.
Aber: Die Industrie sucht aktiv nach alternativen Materialien und Recyclingmethoden, um die Abhängigkeit von knappen Rohstoffen zu verringern. Zum Beispiel wird die Forschung in Feststoffakkus und anderen Technologien intensiviert, die weniger oder gar keine seltenen Materialien erfordern. Parallel dazu wird auch in Deutschland die heimische Rohstoffproduktion vorangetrieben. So soll ab 2028 Lithium auch im sächsischen Erzgebirge gefördert werden, was ein erster Schritt ist, um die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten zu verringern. Auch wenn die Mengen nicht ausreichen werden, um den gesamten Bedarf zu decken, zeigt es den klaren Willen, unabhängiger von Importen zu werden und die Versorgungssicherheit zu stärken.
Probleme mit der Wiederverwertung
Die Entsorgung und das Recycling von Elektroautobatterien stellen aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung eine Herausforderung dar. Derzeit sind Recyclingverfahren noch nicht vollständig ausgereift, was natürlich weiterhin ökologische Probleme aufwirft: Bestehende Methoden sind energieintensiv und können potenziell schädliche Nebenprodukte erzeugen.
Aber: Fortschritte in der Recyclingtechnologie und neue Verfahren zur Rückgewinnung von Rohstoffen aus alten Batterien werden ständig entwickelt. Unternehmen wie Redwood Materials und Li-Cycle arbeiten an effizienteren Methoden, um Materialien aus gebrauchten Batterien zu recyceln und wiederzuverwenden, was die Umweltauswirkungen verringert. Und viele E-Auto-Akkus haben ja noch ein zweites Leben vor sich, zum Beispiel als Speicher für PV-Anlagen.
Fazit: Vorteile von E-Autos überwiegen
Elektroautos bieten zahlreiche Vorteile, darunter die Reduzierung von lokalen Emissionen, weniger Lärm und die Verbesserung der Luftqualität in städtischen Gebieten. Sie zeichnen sich durch niedrigere Unterhaltskosten aus, auch die Wartungskosten sind geringer. Es gibt jedoch auch einige Nachteile zu berücksichtigen, etwa gelegentliche Probleme mit Ersatzteilen und ein überschaubares Angebot an Modellen abseits von Limousinen und SUVs.
Nichtsdestotrotz schreitet die Technologie stetig voran. Darüber hinaus wächst und gedeiht das Modellangebot der Hersteller. Auch die Abhängigkeit von den Rohstoffmärkten könnte langfristig sinken, nicht zuletzt weil die Recyclingverfahren, zum Beispiel für Batterien, immer ausgeklügelter werden. Zusammen mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie der Verbesserung von Batterietechnologien wird daher die Elektromobilität immer attraktiver – und kann ihrem Anspruch auf Nachhaltigkeit immer besser gerecht werden.