Wer sagt denn, dass Elektroautos immer brav und vernünftig sein müssen? Wir stellen 7 außergewöhnliche E-Autos vor, die selbst Petrolheads zum Staunen bringen.
1. Hummer EV: Groß, breit, schwer und mächtig
Er ist eine Ikone unter den US-amerikanischen Geländewagen: der Hummer. Nachdem aber die Absatzsatzzahlen infolge der Finanzkrise steil nach unten gingen und die Kritik am Super-Spritfresser (rund 30 Liter auf 100 Kilometer) immer lauter wurde, stellte General Motors 2010 die Produktion des legendären US-Militärfahrzeugs HMMWV („Humwee“) ein. Mehr als 10 Jahre später feiert der hünenhafte Hummer nun sein Comeback – als stattliches Elektroauto.
Denn auch der neue Hummer EV kann sich sehen lassen. Die Pick-up-Variante, die im Herbst 2021 auf den Markt kommt, kleckert nicht, sondern klotzt: Maximal drei E-Motoren kommen zusammen auf bis zu über 1.000 PS und ein absurd hohes Drehmoment von 15.600 Newtonmeter. Die 200-kWh-Akkus sorgen für eine Reichweite von rund 560 km. Der Look des 5,51 Meter langen und 2,20 Meter breiten Pick-ups ist gewohnt kantig und setzt, nicht zuletzt wegen der ausgestellten Radkästen, auf aggressive Robustheit.
Der Hummer EV ist nicht nur ein außergewöhnliches E-Auto. Er gilt derzeit auch als heißester Konkurrent von Teslas Cybertruck oder dem Rivian R1T. Die First Edition ist schon vor Auslieferung ausverkauft. Für die kleineren Versionen mit 625 bzw. 800 PS müssen Kunden sich in Geduld üben. Auch steht noch nicht fest, ob der Elektro-Pick-up überhaupt offiziell in Deutschland angeboten wird. Auch die Gewichtsklasse könnte zum Problem werden: Bei vier Tonnen Gesamtgewicht brauchen Sie für diesen Hummer nämlich einen Lkw-Führerschein der Klasse 3. Ab 2023 soll eine – etwas kleinere – SUV-Version des Hummer EV auf den Markt kommen.
2. Rimac Nevera: Die schnellste Beschleunigung der Welt
Dieser Stromer gilt als das schnellste Auto der Welt, wenn es um die Beschleunigung von null auf hundert Stundenkilometer geht. Entwickelt wurde der Karbon gewordene Traum jedes Speed-Junkies unter der Aufsicht von Mate Rimac. Der Erfinder ist einer der besten und findigsten Tüftler der Autobranche; der „kroatische Elon Musk“ hat vor Kurzem sogar die Verantwortung für die ehemalige VW-Edelmarke Bugatti übernommen.
Auf den ersten Blick sieht der Nevera – benannt nach einem kroatischen Wetterphänomen – aus wie andere Supersportwagen auch: flach, breit, aerodynamisch geschwungene Linien, hinten ein maximal Spoiler. Doch unter der Haube arbeitet allerfeinste Technik: Insgesamt verfügt der Nevera über vier E-Motoren mit zusammengefasst 1.407 kW (1912 PS) Leistung, die von einem Supercomputer im Heck gesteuert werden. Und den Nevara zu fahren, fühlt sich an wie eine Boeing zu fliegen. Selbst ein Bolide wie der Porsche Taycan mit hohem Fun-Faktor kommt da nicht hinterher.
Von null auf hundert Stundenkilometer sprintet der Stromer in deutlich unter zwei Sekunden. Erst bei sagenhaften 412 km/h ist Schluss. Firmenchef Rimac sagt selbstironisch über sein Auto, es sei „hoffnungslos übertrieben und unnütz.“ Was natürlich nur zur Hälfte stimmt, denn der Super-Stromer ist auch ein Schaufenster für das, was der Autobauer technisch auf dem Kasten hat. Dieses Auto ist nicht für jeden – das merkt man schon am Preis von 2,4 Millionen Euro. In den nächsten drei Jahren sollen maximal 150 Exemplare in Handarbeit gefertigt werden – eines pro Woche.
3. Luka EV: Retro-Look mit James -Bond-Feeling
Im nächsten James-Bond-Film gibt es eine Premiere: Die ohnehin schon beeindruckende Fahrzeugflotte wird in „Keine Zeit zu sterben“ erweitert durch einen ganz besonderen Sportwagen: einen Aston Martin Rapide E, den ersten vollelektrischen Wagen der britischen Edelmarke. 610 PS und eine Beschleunigung von null auf hundert Stundenkilometer in unter 4 Sekunden – das lässt aufhorchen. Da das Projekt aber kurzfristig eingefroren wurde und der Sportwagen voraussichtlich erst 2027/28 auf den Markt kommt, müssen Sie sich fürs James-Bond-Feeling woanders umgucken.
Da hilft möglicherweise der Blick zurück. Denn futuristische Kraftprotzerei sucht man beim Luka EV vergeblich. Stattdessen hat der tschechische Hersteller MW Motors seinem charmanten Zweisitzer die volle Packung Retro-Chic verpasst: runde Scheinwerfer, verchromte Stoßstangen und generell ein Look, der sehr an britische Roadster der 60er Jahre erinnert. Sean Connery hätte mit Sicherheit sein Vergnügen hinter dem Lenkrad, so stilsicher und elegant wirkt der Luka EV.
Doch der Luka EV ist nur von außen ein wiedergeborener Oldtimer. Sein E-Antrieb ist ganz auf der Höhe der Zeit. Je nach Ausstattung („Traditional“ oder „In-Wheel“) verrichten ein oder vier Elektromotoren ihre Arbeit. Dabei glänzt der Luka EV nicht mit Superlativen – bei der In-Wheel-Variante sorgen 66 PS für ein flottes Vorankommen mit max. 146 km/h (Traditional: 140 km/h). Der Akku mit 21,9 kWh Kapazität reicht für entspannte 300 Kilometer (Traditional: 310 km). Dank der gewählten Leichtbauweise liegt der Verbrauch des Luka EV bei hervorragenden 6,8 kWh/100 km.
Noch ist der Elektro-„Oldi“ nicht erhältlich. Der Basispreis für die In-Wheel-Variante des Zweisitzers liegt laut Hersteller später bei rund 40.000 Euro vor Steuern. Die Traditional-Ausführung mit einem E-Motor kostet dagegen nur 30.000 Euro (ohne Steuern). Gegen Aufpreis gibt es dann stärkere Akkus und weiteres Zubehör wie Navi, Klimaanlage oder LED-Beleuchtung.
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4. Totem Giulia GT Electric: E-Version eines Klassikers
Totem Automobili wurde erst seit 2018 vom Designer Riccardo Quaggio gegründet, und der Giulia GT Electric ist das erste sogenannte Restomod des jungen italienischen Start-ups. Restomods sind Oldtimer mit modernisierter Technik. Totem hat sich mit seiner Elektroversion einer der Stil-Ikone der 60er Jahre schlechthin genähert: dem Alfa Romeo Giulia GTA.
Anstelle wie so häufig einfach den alten Verbrenner durch einen E-Motor zu ersetzen, geht Totem beim Giulia GT Electric einen anderen Weg: Das gesamte Auto wird fast komplett nachgebaut, Originalteile spielen nur eine untergeordnete Rolle. Aber trotz aller Um- und Nachbauten wird weiterhin ein originales Fahrgestell eines Giulia GTA benötigt, wodurch der Preis der handgefertigten Restomods bei 430.000 Euro beginnt. Daher will Totem Automobili auch nur insgesamt 20 Exemplare fertigen, die ab 2022 ausgeliefert werden.
Aus ursprünglich 195 Verbrenner-PS werden nun 525 PS Elektro-Power, die als Mittelmotor eingebaut sind. In 3,4 Sekunden schafft es der Sportwagen auf hundert Stundenkilometer, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 255 km/h. Die Akku-Kapazität von 63,9 kWh reicht für bis zu 360 Kilometer. Und damit Alfaholics auf den typischen Sound der Giulia nicht verzichten müssen, werden im Auto 13 Lautsprecher eingebaut. Voll aufgedreht, schafft der Restomod bis zu 125 Dezibel – von „flüsterleisem E-Antrieb“ hält Totem anscheinend nicht viel.
5. XBus: Vielseitiger geht es nicht
Dieses Fahrzeug ist ein Alleskönner: mal Bus, mal Kastenwagen, dann wieder Transporter, Pritschenwagen, Pickup oder Camper. Auf Wunsch kann es sich sogar in ein Cabrio verwandeln. Die Rede ist vom XBus, früher auch unter der Bezeichnung „eBussy“ bekannt. Denn optisch erinnert der XBus an den alten VW-Bulli der T2-Baureihe, ist aber etwas kleiner und kantiger in der Form. Mit dem Kauf legt man sich nicht fest: Nach dem „Lego-Prinzip“ lassen sich die Aufbauten später einfach tauschen. Private und gewerbliche Nutzer sollen gleichermaßen angesprochen werden.
Seit Juli 2021 gibt es einen Prototypen dieses außergewöhnlichen E-Autos zu bestaunen. Hersteller emobs und Electric Brands bieten den XBus in zwei Chassis-Formen an (Standard und Offroad). Angetrieben wird der Allrad-Stromer von vier Elektromotoren mit insgesamt 15 kW. Dabei handelt es sich um die Dauer-Nennleistung, der Spitzenwert liegt bei 56 kW (76 PS). Die Akku-Kapazitäten beginnen ab 10 kWh, das reicht für rund 200 Kilometer. Der Clou: Die Akkus lassen sich modular auf bis zu 40 kWh erweitern, wodurch Reichweiten von maximal 800 km möglich werden.
Für Electric Brands und emobs ist Nachhaltigkeit ein großes Thema. Dafür setzen die Hersteller auf kurze Lieferwege und umweltschonende Produktionsmethoden. Die Akkus kommen ohne Kobalt aus, sodass die Klimabilanz schon nach 10.000 gefahrenen Kilometern ausgeglichen sein könnte. Und 98 Prozent der Einzelteile lassen sich wiederverwenden, wenn ein XBus mal verschrottet werden muss. Der Startpreis liegt laut Hersteller unter 20.000 Euro – allerdings, und das sollten Käufer wissen, ist das Fahrzeug nicht förderfähig. Denn es gehört als Elektro-Leichtfahrzeug der Klasse L7e an. Ab 2022 soll der XBus vom Band laufen.
6. eKäfer: Beliebter Oldie als Stromer
Wer behauptet, Elektroautos könnten keinen Retro-Charme verströmen, hat die E-Variante des klassischen VW-Käfers sicher noch nicht bestaunen dürfen. Der eKäfer wird von eClassics angeboten, die dafür eine offizielle Partnerschaft mit VW eingegangen sind. Die Umrüstung erfolgt mit Komponenten des e-up! und viel Liebe zum Detail. Und genau wie beim Original befindet sich der Motor beziehungsweise die Elektrokomponenten auf der Hinterachse. Der kleine Klassiker fährt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h (gedrosselt) und erreicht (natürlich abhängig von der Fahrweise) eine Reichweite von etwa 350 Kilometern.
Von außen ist übrigens kaum zu erkennen, dass es sich nicht um den klassischen VW Käfer handelt – die Ladebuchse ist beispielsweise clever unter einer aufklappbaren Rückleuchte verborgen. Davon, wie viel Spaß eine Fahrt mit dem eKäfer macht und wie gut das Laden funktioniert, haben wir uns übrigens selbst überzeugt, wie das untenstehende Video belegt.
7. Opel Rocks-e: Günstiger Mini-Stromer für die Stadt
Zugegeben: Der Opel Rocks-e ist eigentlich kein echter Pkw, sondern ein Leichtkraftfahrzeug. Das heißt, dass er im Vergleich zum klassischen Pkw wesentlich kleiner und leichter ist. Darüber hinaus erreicht der kleine Flitzer eine Höchstgeschwindigkeit von gerade einmal 45 km/h. In Kombination mit seinem 5,5 kWh großen Akku und der damit einhergehenden Reichweite von gerade einmal 75 Kilometern, qualifiziert sich der Rocks-e vor allem als Stadtfahrzeug. Die Aufladung der kleinen Batterie funktioniert sogar an der gewöhnlichen Haushaltssteckdose und dauert gerade einmal drei Stunden. Wer sich für den Opel Rocks-e muss rund 7.990 Euro für die Version in der Grundausstattung in die Hand nehmen.
Die Modelle in der Übersicht
Hier noch einmal zusammengefasst die wichtigsten Fakten für die vorgestellten außergewöhnlichen E-Autos:
Modell | Hummer EV | Rimac Nevera | Luka EV („In Wheel“) |
---|---|---|---|
Motorleistung | 460 bis 736 kW (625 bis 1.000 PS) | 1.407 kW (1.914 PS) | 50 kW (66 PS) |
Akku | 200 kWh | 120 kWh | 21,9 kWh |
Reichweite | 560 km | 550 km | 300 km |
Höchstgeschwindigkeit | k. A. | 412 km/h | 146 km/h |
Preis | Ab 67.500 bis 95.000 Euro | Ab 2,4 Millionen Euro | Ab 30.000 Euro (ohne Steuern) |
Modell | Totem Giulia GT Electric | XBus | eKäfer |
---|---|---|---|
Motorleistung | 386 kW (525 PS) | 56 kW (76 PS) | 1 kW (83 PS) |
Akku | 63,9 kWh | 10 kWh (erweiterbar) | 48 kWh |
Reichweite | 360 km | 200 km (max. 800 km) | 360 km |
Höchstgeschwindigkeit | 255 km/h | 100 km/h | 150 km/h |
Preis | Ab 430.000 Euro | Ab 17.380 Euro (Standard) | Ab 74.900 Euro (Umrüstung des eigenen Käfers) |
Wir können auf alle Fälle gespannt, welche weiteren außergewöhnlichen Automodelle uns im nächsten Jahr erwarten − ob neu oder alt − es wird noch vielfältiger.