Mit der „Roadmap 2030“ schickt sich Kia an, als E-Auto-Anbieter und damit als Anbieter für nachhaltige Mobilitätslösungen durchzustarten. Bislang ist die Produktpalette aber noch überschaubar. Wir stellen aktuelle und zukünftige Modelle vor.
Die „Roadmap 2030“ skizziert Kias E-Auto-Offensive
Anfang März 2022 präsentierte Kia auf einem digital durchgeführten Investorentag seine Pläne für die kommenden Jahre. Mit der vorgestellten „Roadmap 2030“ baut der südkoreanische Autobauer weiter an der Strategie „Plan S“, die Kia seit 2020 verfolgt. Interessant sind neben einigen Details über die Umsetzung die Ziele, die sich die Südkoreaner für das Jahr 2030 setzen:
- Der Autobauer will 1,2 Millionen rein batterieelektrische E-Autos verkaufen. Für 2022 werden 160.000 Fahrzeuge angepeilt.
- Insgesamt will Kia 3,15 Millionen Fahrzeuge absetzen, davon die Hälfte mit nachhaltigeren Antrieben. Dazu zählen auch Hybrid- und Plug-in-Hybridfahrzeuge. Zum Vergleich: 2021 hat Kia mehr als 2,7 Millionen Autos insgesamt verkauft.
- Connected-Car-Funktionen (z. B. Over-the-Air-Updates und Functions-on-Demand-Dienste) sollen in allen neuen Modellen eingeführt werden. Ab 2026 sollen Technologien zum teil-, später zum vollautonomen Fahren zur Verfügung stehen.
- Zwischen 2023 und 2030 bringt Kia insgesamt 14 neue vollelektrische Modelle auf den Markt, pro Jahr mindestens zwei. Darunter ein Alltagsauto, eine Limousine, ein Sportwagen und zwei Pick-ups. Die Bezeichnungen sollen von EV1 bis EV9 reichen.
- Kia will langfristig Marktführer im Bereich zweckgebundener Spezialfahrzeuge („purpose-built vehicles“) werden. Dazu zählen ein autonomes Micro-Car, ein kleiner urbaner Transporter, ein Midsize-Shuttle und ein großer Logistik-Van.
Bis 2030 will Kia zudem die Energiedichte in den verbauten Akkus um 50 Prozent steigern. Da die Akkus zu den schwersten Bauteilen gehören, ließen sich so kleinere Packs bei gleicher Reichweite einbauen. Das könnte auch dabei helfen, die Kosten wie geplant um 40 Prozent zu senken.
Für sportliche Fahrer*innen interessant: In Zukunft will Kia alle E-Auto-Modelle in einer GT High Performance Variante anbieten.
Welche E-Autos von Kia gibt es heute schon?
Bislang ist das Angebot an E-Autos von Kia eher überschaubar. Neben den von Hybrid-/Plug-in-Hybrid-Varianten von Soul, Niro, Ceed, XCeed und Sorento gibt es derzeit gerade einmal drei vollelektrische Modelle: den Kia e-Soul, den Kia e-Niro und den Kia EV6. Doch die nächsten Markteinführungen stehen kurz bevor, konkret angekündigt ist mit dem Kia EV9 bereits ein großer Elektro-SUV. Diese E-Autos von Kia sind bereits erhältlich bzw. angekündigt:
- Kia e-Soul (2018)
- Kia E-Niro (2022)
- Kia EV6 (2021)
- Kia EV9 (2023)
Kia e-Soul: Kleiner Flitzer mit E-Antrieb
Der Kia e-Soul basiert auf dem Ray EV, den Kia bereits 2011 in Südkorea auf den Markt gebracht hat. 2014 folgte mit dem Soul zunächst eine Hybridversion, bei der noch ein kleiner Verbrennungsmotor seinen Dienst tat. Ab 2018 war mit dem e-Soul nun das erste vollelektrische E-Auto im Programm von Kia. Während Kia in Südkorea auch eine Benziner- und eine Diesel-Variante anbietet, ist der markante Verschnitt aus SUV und Kastenwagen hierzulande nur als Elektroauto erhältlich.
Doch die beiden Varianten des e-Soul wissen zu überzeugen: Das Basismodell mit 39 kWh starken Akkus und einer Motorleistung von 110 kW/136 PS schafft bis zu 276 km Reichweite und kostet ab 37.590 Euro. Die größere Version besitzt einen größeren Motor (150 kW/204 PS) und eine größere Batterie (64 kWh), was für eine Reichweite von bis zu 452 km reichen soll. Dafür werden mindestens 41.390 Euro fällig. Bei beiden Ausführungen können dank des Umweltbonus noch einmal 9.000 Euro vom Kaufpreis abgezogen werden.
Kia E-Niro: Der Kompakte mit der großen Reichweite
2019 ging Kias zweites E-Auto an den Start und damit um früher als der VW ID.3, der große Konkurrent in der Kompaktwagen-Klasse. Unter der Haube verfügte der Mini-SUV seinerzeit über denselben Antrieb wie der e-Soul, teilte sich aber auch einen Teil der Technik mit dem konzerninternen Vergleichsmodell, dem Hyundai Kona Electric. Parallel dazu waren auch Hybrid- und Plug-In-Hybrid-Ausführungen erhältlich.
2022 kommt die zweite Generation als „Niro EV“ zu den Händlern. Die Einsteigerversion mit den kleineren Akkus wurde abgeschafft, der Elektro-SUV ist nur noch mit 64,8-kWh-Batterie erhältlich. Die Reichweite beträgt nun 463 km. Serienmäßig vorhanden ist zwar eine CCS-Schnellladefunktion, doch die Ladeleistung von 72 kW ist eher Durchschnitt. Interessant: Der Niro EV verfügt über eine V2L-Funktion, mit der er auch Strom abgeben kann, zum Beispiel an einen Elektrogrill.
Kia EV6: Ein Crossover unter Hochspannung
Mit dem Kia EV6 präsentierten die Südkoreaner dann 2021 ihre Vision davon, wohin die elektromobile Reise führen soll. Der vollelektrische Crossover setzt auf die 800-Volt-Technologie, die deutsche Autobauer bislang ihren (deutlich teureren) Topmodellen wie dem Audi RS e-tron GT vorbehalten. Dabei übertrumpft der KIA EV6 in einigen Punkten sogar den ähnlich gelagerten Ioniq 5, der ebenfalls unter dem Dach des Hyundai-Konzerns entsteht.
Angeboten wird der Kia EV6 in mehreren Ausführungen. So haben Sie die Wahl zwischen Akkus mit 58 kWh oder 77,4 kWh Kapazität, dazu zwischen Heck- oder Allradantrieb mit einer Motorleistung von entweder 125 kW (170 PS) oder 239 kW (325 PS). Die Sportversion – der EV6 GT – liefert sogar 430 kW (585 PS). Je nach gewählter Akkugröße gibt Kia Reichweiten von 394 bzw. 528 km an. In der Stadt sollen sogar bis zu 740 km drin sein.
Bestellbar ist der EV6 voraussichtlich ab dem zweiten Halbjahr 2022. Für das Grundmodell sollen etwa 45.000 Euro fällig werden. Den EV6 GT gibt es dann ab knapp 66.000 Euro.
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Kia EV9: Der Edel-SUV aus Südkorea
Ende 2023 bringt Kia sein E-Auto-Flaggschiff, den EV9, auf den Markt. Der Hersteller präsentierte mit einer seriennahen Studie, was der große Elektro-SUV alles bieten soll. Und das ist schon optisch beeindruckend: riesige 22-Zoll-Räder, markante Radkästen, eine Kastenform, die Land-Rover-Fans die Glückstränen in die Augen treiben dürfte. Auch wenn er nicht über die Offroad-Fähigkeiten eines Mercedes EQG verfügt, erreicht er mit fünf Metern Länge durchaus ähnliche Dimensionen.
Neben dem großzügigen Innenraum mit bis zu sieben Sitzplätzen will Kia aber auch mit inneren Werten punkten. Mit mindestens 100 kWh großen Akkus soll die Reichweite bis zu 540 km betragen, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h liegt laut Hersteller bei rund fünf Sekunden. Über den Elektroantrieb ist nichts bekannt, außer dass er serienmäßig über Allrad verfügt. Ganz allein ist der EV9 nicht: Mit dem Ioniq 7 und dem Genesis GV60 gibt es zwei technisch ähnliche Geschwister.
Ein genaues Datum für den Verkaufsstart ist ebenso wenig bekannt wie ein Preis. Es ist aber davon auszugehen, dass der EV9 deutlich mehr kosten wird als der EV6 mit Top-Ausstattung.
Fazit: Kia wandelt sich zum E-Auto-Anbieter
Kia holt zum großen E-Auto-Rundumschlag aus. In den nächsten Jahren wollen die Südkoreaner 14 neue vollelektrische Modelle auf den Markt bringen. Parallel dazu will Kia sich als Mobilitätsdienstleister etablieren. Während die Südkoreaner früher vor allem für preiswerte und technisch eher simple Autos bekannt war, strebt Kia mit seinen E-Autos nun stärker in Richtung Premiummarke. Bestes Beispiel dafür ist der massige Elektro-SUV EV9, der Ende 2023 auf den Markt kommen soll.
Auf den wichtigsten Märkten (Südkorea, China, Europa und Nordamerika) will Kia bis 2040 zum reinen Elektroauto-Anbieter werden. Auch den Verbrennungsmotor gibt der Autobauer langfristig auf. Ende 2021 wurde bereits das eigene Entwicklungszentrum für Verbrenner aufgelöst, die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Kia und der Schwestermarke Hyundai sollen sich in Zukunft ausschließlich auf Elektrofahrzeuge und leistungsstärkere Batterie konzentrieren.
Auch andere Autobauer haben sich zum Großteil oder ganz vom Verbrenner verabschiedet. Hier erfahren Sie mehr über die E-Auto-Pläne der Hersteller.