Wie jeder Akku verliert auch die Batterie eines Elektroautos mit der Zeit an Leistungsfähigkeit. Diese sogenannte „Kapazitätsdegradation“ beträgt je nach Nutzung 1,5 bis 3,5 Prozent pro Jahr. Faktoren wie extreme Temperaturen und eine dauerhaft hohe oder niedrige Ladegrenze (z. B. immer 100 Prozent oder 0 Prozent) können unter Umständen den Verschleiß zusätzlich beschleunigen. Dass sich häufiges Schnellladen negativ auswirkt, ist dagegen eher ein Mythos.
Welche Verfahren gibt es für den Batteriecheck?
Ein Batteriecheck gibt Ihnen eine klare Einschätzung darüber, wie viel Kapazität der Akku eines E-Autos noch besitzt (State of Health, SoH) und ob es versteckte Schäden gibt. Das ist nicht nur wichtig für die Alltagstauglichkeit des Fahrzeugs, sondern auch für den Wiederverkaufswert: So können in Zukunft vor allem gebrauchte Stromer oder Rückläufer aus dem E-Auto-Leasing von einem zertifizierten Batteriezustand profitieren.
Im Folgenden schauen wir uns die verschiedenen Methoden zur Bewertung des Batteriezustands von E-Autos genauer an.
Batteriecheck der E-Auto-Hersteller
Fast alle Elektroautohersteller bieten eigene Batteriechecks an. Diese Tests sind oft in den Wartungsangeboten integriert und greifen auf das Batteriemanagementsystem (BMS) des Fahrzeugs zu. Das BMS errechnet den SoH basierend auf Ladezyklen und Zellspannungen. Tesla berücksichtigt auch Daten, die über das eigene Supercharger-Netzwerk gewonnen werden.
Der Vorteil des Batteriechecks im Rahmen einer Wartung: Der Test ist schnell durchgeführt und Extra-Kosten fallen keine an. Im Gegensatz zu Batteriechecks bei der DEKRA oder dem TÜV werden die Batterien nicht durch ein unabhängiges Unternehmen, sondern den jeweiligen Autohersteller geprüft. Wenn Sie großen Wert auf eine objektive Bewertung legen, sind eventuell die folgenden Optionen passender.
Freie Ladestation finden, E-Auto laden und zu transparenten Preisen bezahlen.
DEKRA Battery Health Report
Der DEKRA Battery Health Report ist eine schnelle und unkomplizierte Möglichkeit, den Zustand der Batterie eines Elektroautos zu überprüfen. Der Test dauert nur etwa 15 Minuten und kombiniert das Auslesen der Fahrzeugdaten über die OBD-Schnittstelle (On Board Diagnose) mit einem dynamischen Beschleunigungstest auf einer 100-Meter-Strecke.
Dadurch erhält man nicht nur den State of Health der Batterie in Prozent, sondern auch detaillierte Informationen zur Nennkapazität, Zellspannung und Zellstrom. Der unabhängige Bericht liefert damit eine zuverlässige Einschätzung der Batteriegesundheit. Somit hilft er Käufern und Verkäufern, den Wert eines gebrauchten Elektroautos realistisch einzuschätzen. Dieser Test ist bundesweit in allen 74 DEKRA-Niederlassungen buchbar und kostet rund 100 Euro.
TÜV Rheinland – Battery Quick Check
Eine weitere Möglichkeit zur Batteriebewertung bietet der Battery Quick Check vom TÜV Rheinland. Dieser Test dauert insgesamt etwa 90 Minuten, wobei eine Fachkraft nur fünf Minuten direkt am Fahrzeug arbeitet. Die Analyse erfolgt über eine softwaregesteuerte Belastung der Fahrzeugbatterie, während das Auto an einer Wallbox geladen wird.
Ein angeschlossenes Diagnosegerät erfasst dabei wichtige Parameter wie Ladeverhalten, Kapazitätsverlust und Zellzustand. Am Ende erhalten Fahrzeughalter*innen einen detaillierten Report, der als verlässliche Grundlage für die Restwertbewertung eines gebrauchten Elektroautos dient. Der Test wird in Werkstätten und Autohäusern durchgeführt, die mit dem TÜV Rheinland kooperieren. Er kostet in der Regel zwischen 100 und 150 Euro.
Um den Zustand von Fahrzeugakkus besser einzuschätzen, berücksichtigt Tesla auch Daten, die über das Supercharger-Netzwerk gesammelt werden.
Kann man die E-Auto-Batterie auch selbst prüfen?
Ja, es ist durchaus möglich, den Zustand der Batterie eines Elektroautos selbst zu prüfen, ohne einen professionellen Test bei TÜV, DEKRA oder einer Werkstatt durchführen zu lassen. Wer seinen eigenen Stromer kontrollieren bzw. sich gegebenenfalls vor dem Kauf eines gebrauchten E-Autos einen ersten Eindruck verschaffen möchte (oder keine Prüfstation in der Nähe hat), kann auf zwei Methoden zurückgreifen: einen strukturierten Selbsttest mit einem Diagnosegerät oder eine einfache, aber weniger präzise Probefahrt mit voller Batterieladung.
Selbsttest mit Aviloo-Diagnosegerät
Eine der zuverlässigsten Selbsttest-Optionen bietet das Aviloo-Diagnosegerät, das beim ADAC, der GTÜ oder direkt bei Aviloo bestellt werden kann. Eine spezielle Box erfasst dabei über 200 Parameter, darunter Zellspannungsabweichungen, Temperaturverläufe und Entladekurven. Die Box wird an die OBD-Schnittstelle des Fahrzeugs angeschlossen (meist im Fußraum des Fahrers hinter einer Abdeckung zu finden) und zeichnet während der Fahrt Batteriedaten auf. Eine kostenlose Smartphone-App ist für die Durchführung erforderlich. Der Test läuft bis zu sieben Tage im normalen Fahrbetrieb. Erforderlich ist aber, dass die Batterie von 100 % auf unter 10 % entladen wird, ohne zwischenzeitlich zu laden. So lassen sich Spannungen, Temperaturen und Entladekurven exakt analysieren.
Nach Abschluss erhält der Nutzer ein dreiseitiges Batteriezertifikat per E-Mail mit Details zur Restkapazität und möglichen Zellabweichungen. Mit 99 bis 149 Euro für das Ausleihen des Testgeräts und die Analyse der gesammelten Daten ist der Test nicht wesentlich günstiger als zum Beispiel bei DEKRA oder TÜV. Dazu kommen außerdem der zeitliche Aufwand für die Installation des Testgeräts und die Durchführung des Tests bis der Akku auf unter 10% entladen ist. Ob sich dieser Aufwand lohnt, muss jeder selbst entscheiden.
Probefahrt mit vollgeladenem Akku
Wer keine kostenpflichtige Analyse durchführen möchte, kann eine Probefahrt mit vollgeladenem Akku machen. Dazu lädt man das Fahrzeug auf 100 %, fährt eine längere Strecke und vergleicht die tatsächlich zurückgelegten Kilometer mit der angezeigten Reichweite. Weicht die Reichweite stark von den Herstellerangaben ab oder sinkt der Ladestand ungewöhnlich schnell, kann das auf eine fortgeschrittene Batteriealterung hindeuten. Da Faktoren wie Wetter, Fahrstil und Beladung das Ergebnis verfälschen können, liefert diese Methode jedoch nur eine grobe Einschätzung – für verlässliche Ergebnisse ist ein zertifizierter Test empfehlenswert.
Bei einer Probefahrt mit vollgeladenem Akku lässt sich ein erster, allerdings nur ungefährer Eindruck vom Zustand der Batterie gewinnen.
Batteriediagnostik wird in Zukunft immer wichtiger
Die Technologien zur Batteriebewertung entwickeln sich rasant weiter. Künftig werden KI-gestützte Systeme, Blockchain-Zertifikate und der digitale EU-Batteriepass für noch mehr Transparenz sorgen.
KI-gestützte Prognosemodelle
Eine der spannendsten Entwicklungen im Bereich der Batteriediagnostik ist der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI). Mithilfe von Big Data und neuronalen Netzen lassen sich Batteriezustand und Restlebensdauer mit hoher Präzision vorhersagen. Moderne Algorithmen analysieren dabei unterschiedlichste Parameter, darunter Ladeverhalten, Temperaturverläufe und Spannungsmuster.
Diese Technologie ermöglicht es, Zellschäden frühzeitig zu erkennen, noch bevor sie sich in Form von Reichweitenverlust oder Ladeproblemen bemerkbar machen. Erste Studien zeigen, dass KI-Modelle wie das „Federated Learning“ die Lebensdauer einer Batterie wesentlich genauer einschätzen können als die bislang verwendeten Methoden. Der chinesische Hersteller Nio will in Zukunft beispielsweise KI und maschinelles Lernen einsetzen, um die eigenen Batterien stetig zu verbessern.
Blockchain-Zertifikate für fälschungssichere Batteriezustände
GTÜ und DEKRA testen derzeit NFT-basierte Zertifikate, die jeden Batteriecheck fälschungssicher speichern – auch wenn bislang noch keine Fälle zu Fälschungen bei Batteriechecks bekannt sind. NFT steht für Nin-Fungible-Token, was so viel wie „nicht ersetzbares Zertifikat“ bedeutet. Dabei handelt es sich um ein digitales Zertifikat. Die Blockchain-Technologie macht es unmöglich, den Test nachträglich zu manipulieren. Käufer*innen könnten sich so sicher sein, dass sie einen authentischen Bericht über den Batteriezustand erhalten.
EU-weiter Batteriepass ab 2027
Ab Februar 2027 wird durch eine EU-Verordnung der digitale Batteriepass für E-Autos, E-Scooter & Co. verpflichtend. Dieser enthält:
- Echtzeit-SoH-Daten
- Ladehistorie und Schnelllade-Anteil
- Herstellungsdaten und Chemie-Zusammensetzung
Durch diesen Standard wird es künftig einfacher, die Qualität gebrauchter E-Auto-Batterien objektiv zu bewerten und Restwerte präziser zu bestimmen.
Fazit: Lohnt sich der Batteriecheck von E-Autos?
Ein professioneller Batteriecheck bringt beim Kauf eines gebrauchten E-Autos auf jeden Fall mehr Sicherheit – für Käufer*innen und Verkäufer*innen. Während Käufer*innen durch einen Batteriecheck sicherstellen, dass der Akku noch über ausreichend Restkapazität verfügt, können Verkäufer*innen etwaigen Reklamationen vorweggreifen. Die besten Optionen, um den E-Auto-Akku zu prüfen, sind Tests von der DEKRA oder dem TÜV, da sie standardisierte Verfahren nutzen und unabhängig von Herstellern sind. Batterietests, die zu Hause durchgeführt werden, erfordern dagegen technisches Vorwissen und sind in der Regel zeitaufwändiger. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich der Markt für gebrauchte E-Autos mit einem verpflichtenden EU-Batteriepass ab Februar 2027 noch transparenter gestalten wird.
Übrigens: Unterwegs und nur noch wenige Prozent Restakku im Stromer? In unserem Artikel erklären wir, was Sie tun können, wenn der Akku des E-Autos fast leer ist.