Je schneller der Akku voll ist, desto kürzer fallen die Ladepausen aus und die Reise kann weitergehen. Doch wer ist der Champion an der Ladesäule? Wir stellen Ihnen sieben Elektroautos mit hoher Ladeleistung und kurzer Ladezeit vor.
Ladezeit für E-Autos: Diese Faktoren haben den stärksten Einfluss
Im Hinblick auf die Ladezeit sind es grundsätzlich drei Faktoren, die eine entscheidende Rolle spielen. So ist es zum einen wichtig, welche Ladeleistung Ihr E-Auto abrufen kann. Zum anderen hat auch die maximale Ladeleistung des jeweilige Ladepunkts großen Einfluss. Der niedrigere der beiden Werte gibt vor, mit welcher Leistung Ihr E-Auto nachladen kann. Sollte Ihr Stromer beispielsweise eine maximale Ladeleistung von 125 kW mitbringen, die Ladesäule jedoch nur maximal 50 kW schaffen, lässt sich das Fahrzeug auch nur mit 50 kW laden.
Auch wenn die Ladeleistung Ihres E-Autos und eines Ladepunkts grundsätzlich festgeschrieben sind, gibt es verschiedene Faktoren, die Einfluss auf die Ladeleistung haben: zum Beispiel die Temperatur, der verwendete Steckertyp, der Wirkungsgrad der Fahrzeugbatterie oder etwa ein paralleler Ladevorgang an der genutzten Ladesäule. Ausführlichere Informationen dazu finden Sie im Magazin-Artikel “Ladeleistung eines Elektroautos„. Die Ladezeit bei einem E-Auto ist immer auch abhängig vom Zustand der Batterie. Um die Lebensdauer zu erhöhen und eine gute Ladegeschwindigkeit zu halten, sollten Sie den Akku weder komplett vollladen noch leerfahren. Diese Extremzustände strapazieren über kurz oder lang die Zellen der Batterie.
Übrigens: In unserem Artikel zur Lebensdauer von E-Auto-Akkus erklären wir, wie lange die Batterie Ihres E-Autos wirklich hält und was danach mit ihr passiert.
Zu guter Letzt beeinflusst natürlich auch die Größe des Akkus, wie lange Sie an der Ladesäule stehen, um Ihren Stromer aufzuladen. Je größer der Akku, desto länger ist grundsätzlich die Ladedauer – immer in Relation zur maximalen Ladeleistung versteht sich.
Ladezeit beim E-Auto berechnen: So gehen Sie vor
Um die Ladezeit eines E-Autos zu berechnen, kommen Sie mithilfe einer einfachen Faustformel bereits recht weit. Selbstverständlich lassen sich die unterschiedlichen Stromer-Modelle nicht alle über einen (Rechen-)Kamm scheren. Aber um die individuellen Ladezeiten auszurechnen, bräuchte man eine mathematische Formel. Diese müsste neben den „harten“ Fakten wie Batteriekapazität und Ladeleistung auch die spezifischen Faktoren Ihrer Batterie (Temperatur, Wirkungsgrad, Füllstand, allgemeiner. Zustand) sowie der Ladesäule (zum Beispiel Einzel- oder parallele Aufladung?) berücksichtigen. Das ist in der Praxis kaum umsetzbar.
Daher begnügt man sich in der Regel mit einer Überschlagsrechnung. Alle Daten, die Sie dafür benötigen, sind die Kapazität der Batterie und die maximale Ladeleistung. Anschließend müssen Sie die entsprechenden Zahlen nur noch in die folgende Formel einsetzen:
Batteriekapazität / Ladeleistung * 1,3 = Ladezeit
Der Faktor 1,3 kommt hinzu, weil die Ladeleistung während des Ladevorgangs nicht konstant ist, sondern schwanken kann. Zudem ist die Ladeleistung auch immer vom Fahrzeug-Typ und dem Füllstand des Akkus abhängig (siehe Grafik). Andere Rechenmodelle verzichten daher auf den Faktor, addieren aber pauschal 30 Minuten zum berechneten Wert hinzu.
Gut zu wissen: Wegen der niedrigen Temperaturen benötigt ein E-Auto im Winter noch länger zum Laden. Am besten laden Sie Ihr Elektroauto also nach einer längeren Fahrt, damit der Akku gut temperiert ist.
Beispiel: Beim Standard-Model 3 von Tesla beträgt die Batteriekapazität 60 kWh, während die maximale Ladeleistung an der heimischen Wallbox (3-phasig) 11 kW beträgt. Daraus ergibt sich folgende Rechnung:
60 kWh / 11 kW * 1,3 = 7,1 h
Somit dauert es in der Theorie etwas über 7 Stunden, um den Tesla Model 3 zuhause an Ihrer Wallbox vollständig (also von 0 auf 60 kWh) zu laden. Wenn Sie von 20 auf 80 Prozent laden, benötigt der Akku 36 kWh. Dies verkürzt die Ladezeit auf 4,25 Stunden.
Aber Achtung: Wie erwähnt, handelt es sich bei der berechneten Zeit um einen Näherungswert . In der Praxis liegt die Ladedauer Ihres Elektroautos voraussichtlich immer etwas höher.
Wie lange lädt ein E-Auto an einer Ladesäule , Wallbox oder Steckdose?
Wo und wie Sie Ihr Fahrzeug laden, ist auch ausschlaggebend für die Dauer des Vorgangs.
Die einfachste Ladeoption ist gleichzeitig auch die langsamste: Planen Sie beim Laden über die Haushaltssteckdose sehr viel Zeit ein. Denn eine 230-Volt-Steckdose kann maximal 2,3 kW erzeugen. Das bedeutet, dass Sie hier nur einen sehr langsamen Ladefortschritt erzielen und das Fahrzeug meist über Nacht geladen wird, um den Akku auf 80 % oder mehr zu laden. Beachten Sie jedoch unbedingt, dass normale Steckdosen nicht für Dauerbelastungen geeignet sind. Laden über die Haushaltssteckdose sollte nur im Notfall und mit äußerster Vorsicht erfolgen, um Risiken wie Überhitzung zu vermeiden.
Schneller und sicherer laden Sie an einer Wallbox. Die gibt es in verschiedenen Leistungsstufen, beginnend bei 7,4 kW. Am gängigsten sind mittlerweile 11 kW, doch manchen Modellen schaffen auch 22 kW – das ist 10-mal schneller als an der Steckdose.
Wie lange ein E-Auto an einer öffentlichen Ladesäulen lädt, hängt von der Art der Ladestation ab. An einer gewöhnlichen AC-Ladesäule lädt Ihr E-Auto mit bis zu 22 kW Wechselstrom (AC). Schnellladesäulen mit Gleichstrom (DC) laden bis zu 400 kW. Mehr über die Unterschiede zwischen den beiden Ladeoptionen finden Sie in unserem Magazin-Artikel “Elektroauto mit AC oder DC laden: Wo liegt der Unterschied?”. Die Dauer des Ladevorgangs hängt natürlich auch von der Akkukapazität der verbauten Batterie ab. Wir haben für die gängigen Ladeleistungen sowie drei Batteriegrößen berechnet, wie hoch die durchschnittliche Ladezeit ist.
Wie schnell laden E-Autos im Durschnitt ?
Mit Hilfe der Formel haben wir eine Tabelle erstellt, an der Sie ablesen können, wie lange dasselbe E-Auto je nach Lademöglichkeit mit 11 kW und mit 22 kW lädt. Wichtig: Es handelt sich auch hierbei nur um grobe Richtwerte, damit Sie die Ladezeit für Ihr E-Auto abschätzen können.
Lademöglichkeit | Ladeleistung | 25 kWh Batterie | 50 kWh Batterie | 75 kWh Batterie | 150 kWh Batterie |
---|---|---|---|---|---|
Steckdose | 2,3 kW | ~ 14 Stunden | ~ 28 Stunden | ~ 42 Stunden | ~ 85 Stunden |
Wallbox | 7,4 kW | ~ 4,5 Stunden | ~ 8,5 Stunden | ~ 13 Stunden | ~ 26,5 Stunden |
Wallbox/Ladesäule | 11 kW | ~ 3 Stunden | ~ 6 Stunden | ~ 9 Stunden | ~ 17,5 Stunden |
Wallbox/Ladesäule | 22 kW | ~ 1,5 Stunden | ~ 3 Stunden | ~ 5 Stunden | ~ 9 Stunden |
DC-Ladesäule | 50 kW | ~ 1,5 Stunden | ~ 1,5 Stunden | ~ 2 Stunden | ~ 4 Stunden |
DC-Ladesäule | 150 kW | ~ 1,5 Stunden | ~ 1,5 Stunden | ~ 1,5 Stunden | ~ 1,5 Stunden |
E-Auto mit geringer Ladezeit? Modelle im Vergleich
Vor gar nicht allzu langer Zeit musste man noch mehr als eine Stunde an der Ladestation verbringen, um den Akku von 20 auf 80 Prozent aufzuladen. Mittlerweile ist bei manchen Modellen nur noch ein 10- bis 20-minütiger Ladevorgang nötig, um die 80 Prozent Ladekapazität zu erhalten. Im Folgenden stellen wir sieben E-Autos vor, die aktuell in puncto Ladezeit sehr gut abschneiden:
1. Lucid Air
Mit einer Reichweite von bis zu 883 Kilometern ohne Zwischenstopp an einem Ladepunkt, ist der Lucid Air schon ein echter Reichweiten-Champion. Und auch in Sachen Ladeleistung setzt die Oberklassen-Limousine neue Maßstäbe: Laut Angaben des US-amerikanischen Herstellers kann der Air nämlich auf eine Ladeleistung von bis zu 350 kW zurückgreifen. Unter optimalen Bedingungen sind damit theoretisch fast 500 Kilometer Reichweite in gerade einmal 20 Minuten nachgeladen. Darüber hinaus beherrscht der Lucid Air das bidirektionale Laden. Das heißt, dass sich mit dem Auto zum Beispiel auch elektronische Geräte in Haus oder Garage mit Strom versorgen lassen.
2. Porsche Taycan Turbo / Turbo S / 4S Plus
Während Porsches Taycan 4S schon mit beachtlichen 320 kW an einem Schnellladepunkt lädt, sind die Ausführungen Turbo, Turbo S und 4S Plus die Spitzenmodelle des Herstellers in Sachen Ladeleistung. Der Taycan setzt im Gegensatz zur bislang gängigen 400-Volt-Ladetechnik auf die neue 800-Volt-Systemarchitektur. Einfach ausgedrückt wird durch die 800-Volt-Ladetechnik die Leistungsabgabe optimiert, wodurch sich auch die Ladezeiten reduzieren. Im Idealfall beträgt die Ladeleistung satte 270 kW an einer 800-V-Ladesäule. Unter Idealbedingungen soll der Sportwagen damit in unter 5 Minuten an der Ladesäule genug Strom für 100 Kilometer nachgeladen haben.
3. Hyundai IONIQ 5
Der Hyundai IONIQ 5 hat eine maximale Ladeleistung von 240 kW. Auch das Spitzenmodell des südkoreanischen Herstellers ist mit der 800-Volt-Ladetechnik ausgestattet. In der Theorie sind damit an einer 800-V-Schnellladesäule in 5 Minuten rund 100 Kilometer Reichweite nachgeladen. Für den Weg zur Arbeit genügt das in Regel vollkommen.
4. Kia EV6
Genauso wie der Hyundai IONIQ 5 basiert auch der EV6 des Schwesterkonzerns Kia auf der neuen E-Plattform E-GMP von Hyundai. Entsprechend verfügt auch der EV6 über das 800-Volt-Ladesystem und überzeugt mit entsprechend hoher Ladeleistung von bis zu 233 kW. Damit soll der Kia EV6 an einem Schnellladepunkt innerhalb von gerade einmal knapp 5 Minuten 100 Kilometer Reichweite nachladen können.
5. Tesla Model Y Performance
Auch Tesla hat mit seinem Model Y Performance einen echten Schnelllader im Angebot – allerdings noch mit der herkömmlichen 400-Volt-Ladetechnik. Die Ladeleistung beträgt unter Idealbedingungen 250 kW (an einem Supercharger V3). In 15 Minuten soll das eine Reichweite von bis zu 270 Kilometern ermöglichen.
6. Tesla Model 3 Performance
Mit dem Model 3 Performance schafft es ein weiterer Tesla in unsere Bestenliste. Unter Idealbedingungen lädt er mit bis zu 250 kW Ladeleistung. Um von 20 auf 80 Prozent zu laden, benötigen Sie rund 15 bis 20 Minuten. Das entspricht einer Reichweite von bis zu 275 Kilometern.
7. Audi e-tron 55 quattro
Auch der Audi e-tron 55 quattro mischt bei den Top-Modellen unserer Bestenliste mit. Das kraftvolle E-Auto überzeugt durch eine Ladeleistung von bis zu 150 kW. Nach knapp 10 Minuten Ladezeit bringt das immerhin eine Reichweite von 110 Kilometern.
Immer mehr Modelle mit Schnellladefunktion
Um eine möglichst geringe Ladedauer zu ermöglichen, statten immer mehr Hersteller ihre E-Autos mit einer Schnellladefunktion, also mit einem passenden CCS-Stecker aus. Was früher zum Teil noch einen Aufpreis bedeutete, gehört heute in aller Regel zum Standard. Auch die Zahl der Schnellladestationen im öffentlichen Raum nimmt immer weiter zu. Geeignete Modelle können an diesen High Power Chargern (HPC) dann mit 150 bis 400 kW laden.
Gut zu wissen: Mit der AutoCharge-Funktion starten Sie den Ladevorgang Ihres E-Autos zudem ohne App oder Ladekarte ganz automatisch. E-Mobilität wird also immer komfortabler.
Fazit: Ladeleistung und Ladezeit als wichtige Faktoren für die Langstrecke
Unsere Übersicht zeigt, dass es bereits einige E-Autos gibt, die über eine sehr hohe Ladeleistung verfügen und dementsprechend in nur wenigen Minuten mehrere 100 Kilometer Reichweite nachladen können. Das ist vor allem dann relevant, wenn Sie öfter längere Strecken zurücklegen möchten. Anstatt auf einen Stromer mit einer möglichst großen Batterie zu setzen, können Sie also alternativ die Augen nach einem Modell mit möglichst hoher Ladeleistung Ausschau halten. Dadurch können Sie den Boxenstopp an der Ladestation so kurz wie möglich halten. Wer mit seinem E-Auto dagegen vor allem auf der Kurzstrecke unterwegs ist und zum Beispiel zur Arbeit pendelt, braucht nicht zwangsläufig eine hohe Ladeleistung und lädt das Fahrzeug immer dort, wo sie oder er sowieso gerade ist – zu Hause, am Arbeitsplatz oder vielleicht auch auf dem Parkplatz des Supermarkts.