LNG: Fakten und Wissenswertes

Um von russischem Erdgas unabhängig zu werden, setzen die Europäische Union und Deutschland stärker auf Flüssigerdgasbzw. Liquified Natural Gas (LNG). Aber was ist LNG eigentlich, wo kommt es her und welche Auswirkungen haben die Gasimporte auf Sie als Verbraucher*in? Wir gehen diesen Fragen nach.

Das erwartet Sie hier


Was bedeutet LNG und wie wird das Gas hergestellt?

LNG steht für „Liquified Natural Gas“, auf Deutsch: verflüssigtes Erdgas. Um LNG herzustellen, wird natürliches Erdgas von Verunreinigungen wie Stickstoff, Schwefel und Kohlenwasserstoffen gereinigt. Dann wird das Gas auf -162 °C heruntergekühlt und wechselt dadurch von einem gasförmigen in einen flüssigen Zustand. Für die Abkühlung nutzt man einen physikalischen Trick: Man presst das Gas zusammen, kühlt es ab und lässt es sich anschließend wieder ausdehnen, worauf es sich noch stärker abkühlt.  

Weltweit gibt es derzeit über 50 Terminals zur LNG-Verflüssigung. Die größten LNG-Exportländer sind die USA, Katar und Australien. In 2023 wurden insgesamt 550 bcm LNG produziert und exportiert. Zum Vergleich: Der weltweite Gasbedarf betrug 4.100 bcm im Jahr 2023, davon 74 bcm in Deutschland. 

Der Vorteil der Verflüssigung: LNG ist 600-mal stärker verdichtet als gasförmiges Erdgas. Es braucht also weniger Platz. Dadurch kann man LNG in Schiffen transportieren und es kann flexibel genutzt werden. Erdgas fließt hingegen durch Pipelines und bietet damit keine globale Flexibilität. 

Tanker

Große Tanker bringen das Flüssigerdgas LNG in die ganze Welt.

RegasTerminals

In den Import-Häfen befinden sich Regasifizierungs(Regas)-Terminals, an denen das LNG durch Erwärmung wieder in einen gasförmigen Zustand gebracht („regasifiziert“) wird. Anschließend wird es in das Erdgasnetz eingespeist und kann dann überall genutzt werden, wo auch gewöhnliches Erdgas verwendet wird: zum Beispiel fürs Heizen, bei Produktionsprozessen in der Industrie oder zur Stromgewinnung. LNG kann aber auch direkt verwendet werden, beispielsweise als Kraftstoff für Tanker und Kreuzfahrtschiffe. 

Man unterscheidet zwischen schwimmenden und landbasierten Regas-Terminals. Die schwimmenden Anlagen bezeichnet man als Floating Storage and Regasification Units (FSRU) – das sind üblicherweise umgerüstete LNG-Schiffe. Unterdessen sind landbasierte Terminals dauerhafte Anlagen an Land.  

Mit beiden Arten von Terminals kann man LNG empfangen, es lagern und in gasförmigen Zustand umwandeln, bevor es in das Gasverteilungsnetz eingespeist wird. 

Derzeit sind weltweit etwa 200 Regas-Terminals in Betrieb, davon 53 in Europa. 

LNG Terminal

In solchen Terminals wird Erdgas heruntergekühlt und dann in große Tankschiffe gepumpt.

LNG-Terminals in Deutschland

Im Dezember 2022 wurde in Wilhelmshaven (Niedersachsen) Deutschlands erstes Regas-Terminal (ein FSRU) eröffnet. Geplant sind zusätzlich zu den bereits in Betrieb genommenen Terminals in Wilhelmshaven, Mukran (Mecklenburg-Vorpommern) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) auch Anlagen in Stade (Niedersachsen) sowie ein zweites FSRU in Wilhelmshaven.  

Langfristige Planungen sehen bis zu drei landbasierten LNG-Terminals in Stade, Brunsbüttel und Wilhelmshaven vor. Diese könnten dann die am jeweiligen Standort befindlichen FSRUs ersetzen. 

Heizen mit Erdgas

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LNG-Importe als Baustein für eine sichere Energieversorgung

Die Bundesregierung hat in die Bereitstellung der LNG-Infrastruktur in Deutschland investiert um 

LNG macht zurzeit nur einen geringen Teil des gesamten Erdgasimports nach Deutschland aus. 2023 handelte es sich nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft bei durchschnittlich 6,4 Prozent des in Deutschland verbrauchten Gases um LNG-Importe über die neuen inländischen Terminals.  

Zusammen sollen die FSRUs auf eine Kapazität von etwa 30 Milliarden Kubikmetern Erdgas kommen. Das entspricht der Hälfte der 2021 aus Russland importierten Menge.  

LNG-Importe sind ein wichtiger Baustein für eine sichere und grüne Energieversorgung während der Energiewende. Und die modulare Umrüstung von Flüssigerdgas auf wasserstoffbasierte Energieträger wie Ammoniak ist innerhalb der bestehenden Infrastruktur bereits eingeplant.  

Auch die EnBW hat über die letzten Jahre die LNG-Aktivitäten sukzessive aufgebaut und verfügt über ein diversifiziertes LNG-Portfolio. Die EnBW unterstützt damit den von der Bundesregierung eingeschlagenen Weg eines Aufbaus stärker diversifizierter Gasbezugsquellen – denn Erdgas bleibt neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Aufbau der Wasserstoffwirtschaft ein wichtiges Fundament, um die Klimaneutralität 2045 zu erreichen. 

LNG-Tanker im Hafen

Im Import-Hafen wird das LNG aus dem Tanker gepumpt und nach der Erwärmung ins Gasnetz eingespeist.

Wie umwelt- und klimafreundlich ist LNG? 

Grundsätzlich handelt es sich bei LNG um Erdgas und damit um einen fossilen Brennstoff, der bei seiner Verbrennung CO-Emissionen freisetzt. Doch im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern wie Kohle und Erdöl, fallen diese bei Erdgas generell deutlich geringer und damit klimaschonender aus.  

Durch den Auf- und Ausbau der LNG-Infrastruktur kann man eine alternative Importmöglichkeit von Gas schaffen. Weiterhin will die Bundesregierung die Infrastruktur künftig auch für Wasserstoff nutzen. Dafür verabschiedete sie bereits 2022 das LNG-Beschleunigungsgesetz. Demnach müssen landbasierte Regas-Terminals und die dazugehörigen Erdgasleitungen eine spätere Umrüstung für die Wasserstoffnutzung ermöglichen. 

Für diese Anlagen sind Genehmigungen bis spätestens zum 31. Dezember 2043 befristet. Eine Verlängerung ist nur im Falle einer Verarbeitungsoption von klimaneutralem Wasserstoff und seinen Derivaten möglich. So soll das Erreichen der Klimaneutralität bis spätestens 2045 sichergestellt werden. 

LNG-Tanker im Hafen

Drei Länder dominieren den weltweiten LNG-Markt: Katar, Australien und die USA.

Was heißt das für Verbraucher*innen? 

Durch die Einfuhr von LNG ändert sich für Verbraucher*innen nichts. Denn nach der Regasifizierung wird LNG wie gehabt ins Erdgasnetz eingespeist. Zudem erfüllt LNG die Anforderungen an H-Gas („high calorific gas“), das ab 2030 ausschließlich im gesamten deutschen Gasnetz verwendet wird.  

Entwarnung gibt es auch für alle, die ihre Heizung mit Flüssigerdgas betreiben. Denn dabei handelt es sich nicht um die Erdgasvariante LNG, sondern um LPG. Die Abkürzung steht für „Liquified Petroleum Gas“. Schon ein leichter Überdruck reicht aus, damit das Gemisch aus Butan und Propan bei normalen Temperaturen flüssig wird. Typisch für Heizungen mit LPG ist der große Tank, der im Garten aufgestellt oder vergraben wird. LPG stammt meist aus europäischen Erdölraffinerien, wo es als Abfallprodukt bei der Weiterverarbeitung von Erdöl oder Erdgas entsteht.