Die Bundesregierung hat eine Reihe von Maßnahmen initiiert, um die Gasversorgung sicherzustellen: Diversifizierung der Bezugsquellen, Erhöhung der Speicherkapazitäten, verstärkte Förderung von erneuerbaren Energien. Aber auch Einsparungen durch die Bevölkerung und Unternehmen tragen dazu bei, dass die Situation der Gasspeicher im Winter 2023/2024 entspannter ist als im Vorjahr.
Füllstand der Gasspeicher: Anfang November 2023 bei 100 Prozent
Die aktuelle Gasversorgung in Deutschland scheint für den Winter gesichert zu sein, solange keine extrem niedrigen Temperaturen oder bestimmte gravierende Umstände auftreten (dazu gleich mehr). Laut dem Branchenverband Ines (Initiative Energien Speichern) können Gasmangellagen zwar nicht vollständig ausgeschlossen werden, aber ihr Auftreten wird als weniger wahrscheinlich bewertet.
Anfang November gab der Verband GIE bekannt, dass die Gasspeicher in Deutschland einen Füllstand von 100,0 Prozent erreicht haben (unter technischen Normalbedingungen). Damit wurde das von der Politik anvisierte Ziel von 95 Prozent zum 1. November übertroffen. Der Hauptteil des eingelagerten Erdgases stammt aus Pipeline-Gas, das während der vergangenen Monate günstig aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden bezogen werden konnte.
Daher wurden auch die Kapazitäten der neu aufgebauten LNG-Terminals nicht komplett ausgeschöpft. Dennoch stellen die Flüssigerdgaslieferungen (hauptsächlich aus den USA) mit einem Anteil von sieben Prozent an den Gas-Importen einen wichtigen Baustein für eine sichere Energieversorgung dar. In Betrieb sind derzeit erst drei Terminals (Wilhelmshaven I, Lubmin/Mukran I, Brunsbüttel), drei weitere (Mukran II, Wilhelmshaven II, Stade) sollen Anfang 2024 erst an den Start gehen.
Der Füllstand der Gasspeicher sinkt – aber langsamer, als befürchtet
Temperatur- und jahreszeitlich bedingt wird seit dem 21. November mehr Gas aus- als eingelagert, um den ansteigenden Verbrauch zu decken. Aufgrund der moderaten Temperaturen im November wurden die gespeicherten Gasmengen jedoch nur in geringem Umfang genutzt.
In den Dezember startete Deutschland daher mit einem überdurchschnittlichen Füllstand von 96 Prozent. Zwei Wochen später waren die Gasspeicher immer noch zu 91,6 Prozent gefüllt. Zwar weiterhin mit abnehmender Tendenz, doch sollten auch die Witterungsverhältnisse in der Weihnachtszeit und im neuen Jahr mild bleiben, würden die Speicher wie bisher nur moderat in Anspruch genommen.
Der Branchenverband Ines schätzt, dass bei warmen Temperaturen der tiefste Stand des Gasspeicherfüllstands Ende Januar bei 71 Prozent liegen könnte. Bei mittleren bis kalten Temperaturen aber würden die Speicher umfangreicher oder sogar stark genutzt, dass die Füllstände dann unter diesen Wert absinken könnte. Um die Versorgung bis zum Frühjahr nicht zu gefährden, müssen zum 1. Februar die Gasspeicher noch zu mindestens 40 Prozent gefüllt sein.
Tipp: Wie sich die Speicherfüllstände in den letzten Wochen entwickelt haben, lässt sich auf einer Grafik der Bundesnetzagentur verfolgen.
Gasversorgung in Deutschland: Bundesnetzagentur warnt vor Restrisiko
Anfang November 2023 bereits veröffentlichte die Bundesnetzagentur ihre neuen Szenarien für die Gasspeicherfüllstände und die Gasversorgung in Deutschland für den Winter 2023/2024. Wie auch Präsident Klaus Müller hervorhob, war die Situation zu Beginn der Heizperiode deutlich besser als im Jahr zuvor. Die Speicher waren gut gefüllt, und Importe sowie Einsparungen zeigten sich stabil. Trotzdem gab er keine voreilige Entwarnung, da ein sehr kalter Winter oder ein Stopp der russischen Gaslieferungen nach Südosteuropa die Versorgung auch in Deutschland beeinträchtigen könnte.
Daher entwickelte die Behörde sechs Szenarien, die sich auf einen Winter mit ausgeprägten Kältephasen und mögliche Einschränkungen der Liefer- und Transportwege konzentrieren. Ein wichtiger Faktor ist der angenommene Verbrauchsrückgang von bis zu 10 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2018-2021. Zusätzlich wird ein erhöhter Exportbedarf, beispielsweise durch einen russischen Lieferstopp, und die Konsequenzen reduzierter Gaslieferungen nach Deutschland in Betracht gezogen.
In drei der sechs Szenarien reichen die verfügbaren Gasmengen aus, um die Versorgung zu sichern, vorausgesetzt, die Im- und Exporte bleiben stabil und die LNG-Kapazitäten sind mindestens zu 50 Prozent ausgelastet. In anderen Szenarien, insbesondere bei erhöhten Exporten und sinkenden Importen, könnte der Speicherfüllstand auf bis zu 17 Prozent sinken. Im ungünstigsten Fall, der aber momentan eher unrealistisch ist, könnte der Gasbedarf nicht vollständig gedeckt werden.
Tipp: Die Gasszenarien hat die Bundesnetzagentur unter „Krisenvorbereitung“ veröffentlicht.
Entspannte Situation bei Gasspeichern: Sparsamer Gasverbrauch trotzdem wichtig
Die Bundesnetzagentur betonte daher auch die Bedeutung eines sparsamen Gasverbrauchs. Die Einsparungen im vergangenen Winter von rund 20 Prozent spielten laut Behörde eine wesentliche Rolle für die gute Füllung der Speicher. Daher bleibt für den aktuellen Winter das europäische Einsparziel von 15 Prozent relevant, auf das sich die Mitgliedsstaaten im Sommer 2022 verständigten.
Allerdings ist das deutsche Gasnetz laut Bundesnetzagentur ist noch nicht vollständig an die neue Situation angepasst, was bei niedrigen Temperaturen eine Herausforderung darstellt. Die Beibehaltung der 20-Prozent-Marke würde die Vorsorge für einen sehr kalten Winter verbessern und die Kosten für Haushalte senken.
Auch wenn sich zuletzt die Gaspreise stabilisiert haben und niedriger ausfallen als noch im Herbst 2023, sind Verbraucher*innen immer noch angehalten, bewusst mit Gas umzugehen, Energieeffizienz und Kosteneinsparungen sind weiterhin zentrale Themen. Doch keine Sorge: Es gibt zahlreiche praktische Methoden, um den Gasverbrauch zu reduzieren, ohne dabei auf Komfort verzichten zu müssen.
Von intelligentem Heizen und Lüften bis hin zu kleinen Anpassungen im täglichen Leben – viele dieser Maßnahmen können zusammen einen signifikanten Unterschied in der Energiebilanz eines Haushalts bewirken. Wer Heizkosten spart, kann aber nicht nur die Kosten senken, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und zur Erreichung der Klimaschutzziele.
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Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass die aktuelle Lage der Gasversorgung in Deutschland zwar stabil, aber dennoch angespannt ist. Eine Verschlechterung der Situation kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, was eine fortwährende Aufmerksamkeit erfordert. Trotz dieser Unsicherheiten bleibt die Versorgungssicherheit gewährleistet, niemand muss sich Sorgen machen. Die Versorger berichten über konstante Gasflüsse, ein Zeichen für die gute Vorbereitung auf den aktuellen Winter.
Es ist jedoch wichtig, dass jede*r Einzelne einen Beitrag leistet. Das Einsparen von Gas ist nicht nur eine Maßnahme zur Kostensenkung in den privaten Haushalten und ein wichtiger Baustein in der Unterstützung der Gasversorgung in Deutschland, sondern kann auch als wichtiger Schritt in der Energiewende dienen. Daher ist auch die Politik gefragt: Durch einen beschleunigten Ausbau erneuerbaren Energien können wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Erdgas schneller reduzieren und gleichzeitig den Weg für eine sauberere, grünere Energieversorgung ebnen.