Für Besitzer*innen einer Solaranlage ist die Stromcloud ein spannendes Thema – vor allem in den Wintermonaten, wenn über die PV-Anlage oftmals nicht genügend Strom erzeugt werden kann, um alle Geräte im Haushalt zu versorgen.
Was ist eine Stromcloud und wie funktioniert sie?
Gerade an besonders sonnigen Tagen produziert eine Solaranlage mehr Strom als verbraucht wird. Wo aber hin mit der überschüssigen Energie? Eine Möglichkeit, die auch bei Ihnen zuhause funktioniert, stellen lokale Batteriespeicher dar.
Diese können die auf Ihrem Dach produzierte Solarenergie zwischenspeichern, bis sie im Haushalt benötigt wird. So müssen Sie in Zeiten erhöhten Bedarfs – am Abend oder wenn leistungsstarke Verbraucher wie Herd, Waschmaschine & Co. gleichzeitig laufen – weniger auf das öffentliche Stromnetz zurückgreifen. Ihr Eigenanteil steigt, ein weiterer Schritt in Richtung „Autarkes Haus“.
Doch trotz effizienter Photovoltaikanlage und Heimspeicher müssen weiterhin durchschnittlich 20-50% des Jahresverbrauchs an Strom eingekauft werden. Grund dafür ist, dass die dunklen Monate weniger Sonneneinstrahlung bedeuten und somit weniger Solarstrom mit sich bringen.
An dieser Stelle setzt das Konzept der Stromcloud bzw. der Solarcloud an. Wird an sonnigen Sommertagen mehr Strom erzeugt als benötigt wird oder gespeichert werden kann, wird der Strom in die Stromcloud eingespeist. Der Unterschied zu einer „normalen“ Einspeisung: Der Strom wird an einen virtuellen Cloudspeicher weitergegeben, von wo aus er dann mit anderen Stromcloud-Nutzern oder dem Anbieter geteilt wird. Daher spricht man manchmal auch von einer „Schwarmbatterie“. Anstelle der Einspeisevergütung, die Ihnen bei einer gewöhnlichen Netzeinspeisung zukommt, erhalten Sie Strom gutgeschrieben. Die Einspeisevergütung wird stattdessen an den Stromanbieter, der die Solarcloud zur Verfügung stellt, abgetreten. Die in der Stromcloud gespeicherte Menge kann dann später ohne Zusatzkosten wieder abgerufen werden. Bei diesem Modell wird meist eine monatliche Gebühr verlangt.
Bei der Stromcloud handelt es sich also um keinen „richtigen“ Cloudspeicher, bei dem der Strom in physischer Form in einem Akku irgendwo auf dem Globus gespeichert und dann abgerufen wird. Es wird die Menge Strom vermerkt, die der Stromcloud bilanziell gutgeschrieben wird. Rufen Sie dann selbst Strom ab, handelt es sich – physikalisch gesehen – um neu produzierten Strom aus dem Netz.
Je nach Verbrauch und Anlagengröße kann ein passender Stromcloud-Tarif gewählt werden, um den Bedarf an Reststrom zu decken. Dafür wird bei einigen Anbietern eine monatliche Gebühr fällig. Wird mehr Strom verbraucht als veranschlagt wurde, muss in der Regel der marktübliche Preis gezahlt werden.
Stromcloud ohne Speicher: Ist das möglich?
Wozu braucht man noch einen Solarspeicher, wenn man den selbstproduzierten Strom doch jederzeit in die Cloud laden und den angesammelten Strom vom Cloud-Konto nutzen kann?
Strom aus der Photovoltaikanlage, der nicht direkt im Haushalt verbraucht wird, kann im Solarspeicher zwischengelagert werden, bis er benötigt wird. Er dient als Puffer und hilft dabei, den Eigenverbrauch des selbstproduzierten Stroms zu steigern. Ohne Energiespeicher oder Cloud könnte man gerade bei neueren PV-Anlagen überschüssigen Strom nur ins öffentliche Stromnetz einspeisen, die Einspeisevergütung kassieren und Strom dann über den klassischen Stromvertrag teurer zurückkaufen, wenn man ihn benötigt– das klingt aber wenig sinnvoll.
Ein lokaler Speicher ist also sinnvoll, um kurzfristige Unterschiede (mittags: hohe Stromproduktion, abends: hoher Strombedarf) auszugleichen. Aufgrund der begrenzten Speicherkapazität wird ein heimischer Stromspeicher jedoch nicht reichen, um genug Strom für die dunklere Jahreszeit zurückzulegen – und hier kommt die Solarcloud ins Spiel. Denn so können Sie selbsterzeugten Strom, der gerade weder benötigt wird noch Platz im Heimspeicher findet, in die Cloud, also bilanziell in das virtuelle Stromkonto, leiten . Je mehr überschüssiger Strom so in die Cloud wandert, desto mehr Strom-Guthaben wird dem Cloud-Konto automatisch gutgeschrieben.
Natürlich produziert die Verwendung einer Stromcloud Kosten, z. B. für die Verwaltung und Organisation. Daher fallen bei den Cloud-Modellen auch monatliche Grundgebühren in Höhe von ca. 20 bis 60 Euro an. Ein neuer Stromspeicher kostet dagegen zwischen 6.000 und 10.000 Euro. Da könnte man sich fragen, warum nicht gleich die Stromcloud ohne eigenen Speicher nutzen?
So einfach ist das leider nicht. Die monatlichen Kosten für den Cloud-Strombezug basieren auf der gewünschten Menge Strom, die abgerufen werden kann. Ohne eigenen Stromspeicher würden die monatlichen Kosten unnötig hoch ausfallen.
Der virtuelle Stromspeicher kann den heimischen Solarspeicher Mehr Infos, wie Sie Ihren Solarstrom speichern können, finden Sie in unserem Stromspeicher-Ratgeber.
SENEC.360: Solaranlage, Stromspeicher, Cloud und mehr aus einer Hand
Wer sich unabhängiger von schwankenden Strompreisen machen und einen eigenen Beitrag zur Energiewende leisten möchte, braucht im ersten Schritt eine Solaranlage. Darüber hinaus ist die Kombination mit einem Stromspeicher und einer virtuellen Stromcloud für ein möglichst hohes Niveau Unabhängigkeit sinnvoll. Mit der Komplettlösung SENEC.360 erhalten Sie alle benötigten Komponenten, individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Neben dem Rundum-sorglos-Solarpaket können Sie sich außerdem für eine Wallbox inklusive der SENEC.Cloud to go entscheiden, um auch Ihr E-Auto im EnBW Hypernetz in vielen Ländern Europas mit Ihrem selbst erzeugten Solarstrom zu versorgen. Wie das funktioniert, zeigt folgendes Video:
Werden Sie Ihr eigener Stromversorger mit einer zukunftsweisenden Kombination aus Photovoltaik, Speicher- und Cloud-Technologie!
Ist die Nutzung einer Stromcloud sinnvoll?
Mit der Investition in eine Photovoltaikanlage erhoffen sich die Käufer*innen mehr Unabhängigkeit und sinkende Strompreise. Ob sich eine Stromcloud lohnt und sinnvoll in ein bestehendes System ergänzt werden kann, hängt von den individuellen Gegebenheiten ab. Dazu müssen die Vor- und Nachteile abgewogen werden:
- Die grundsätzliche Idee, sich noch unabhängiger von steigenden Strompreisen zu machen, ist verlockend.
- Die Cloud hilft, die Stromkosten zu senken, indem eine größere Menge des günstigen, selbst erzeugten Stroms zumindest bilanziell nutzbar gemacht werden kann.
- Neben Laden unterwegs können Sie Ihr Stromguthaben auch mit Familie und Freunden teilen und bspw. die Ferienwohnung an der Nordsee in die Stromcloud aufnehmen.
- Ihre Wärmepumpe kann über einen zweiten Zähler mit Strom aus dem virtuellen Konto versorgt werden.
- Wird mehr Strom in die Cloud geladen, als daraus verbraucht wird, erhält man die Differenz am Ende des Jahres ausgezahlt.
Einige Stromcloud-Tarife bringen Zusatznutzen mit sich: SENEC.Cloud erlaubt zum Beispiel die Nutzung des Cloud-Stroms auch außerhalb der eigenen vier Wände. So können Sie etwa unterwegs das eigene E-Auto mit grünem Strom betanken oder Ihr Ferienhaus versorgen.
Ein Nachteil bei vielen Stromcloud-Lösungen ist die monatliche Grundgebühr, welche aber in der Regel geringer ausfällt, als der Monatsabschlag eines klassischen Stromvertrages. Ob sich die Nutzung des virtuellen Stromspeichers lohnt, hängt daher vom eigenen Verbrauch, der Solaranlage und dem Solarspeicher ab. Hier lohnt es sich, alles einmal gründlich durchzurechnen.
Wird mehr verbraucht, als tariflich festgehalten wurde, müssen Sie, wie bei jedem anderen Stromvertrag auch, nachzahlen . Meist zum üblichen Marktpreis, je nach Anbieter kann es aber auch teurer werden. Da dieser auch Ihr „normaler“ Stromanbieter sein muss, müssen Sie möglicherweise erstmal wechseln, bevor Sie die Stromcloud nutzen können.
Die Angebote verschiedener Cloud-Anbieter können sehr komplex sein. Bei der Auswahl eines Stromcloud-Anbieters sollten Sie in jedem Fall das Kleingedruckte lesen, um ein genaues Bild von den Konditionen und Kosten zu erhalten.
Ein weiteres Manko ist die steuerliche Behandlung von Stromclouds. Sobald Strom ins öffentliche Stromnetz geleitet und dieses über die EEG- Einspeisevergütung abgerechnet wird, fällt darauf die Einkommenssteuer an. Das wird zwar bei einer Stromcloud nicht gemacht, allerdings muss entweder die entfallende EEG-Vergütung quasi fiktiv angesetzt werden oder der Wert der Cloud-Gutschrift. In jedem Fall lohnt sich eine steuerliche Beratung.
Übrigens: Besitzer*innen kleinerer PV-Anlagen (bis 10 kW installierter Leistung, installiert auf Ein- oder Zweifamilienhaus) können bei der steuerlichen Behandlung seit 2021 die sogenannte „Vereinfachungsregelung“ in Anspruch nehmen.