Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung nimmt die verbrauchte Raumluft auf, entzieht ihr die Wärme, bevor sie nach draußen abgeführt wird, und überträgt diese Wärme auf die kühlere Zuluft. Das Ergebnis: Frische Luft, ohne Energieverlust. Fenster können theoretisch das ganze Jahr über geschlossen bleiben. Gerade in den kalten Monaten sorgt das System für ein behagliches Raumklima.
Wie funktioniert eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung?
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung kommen nicht nur in smarten Bürogebäuden zum Einsatz. Auch Ein- und Mehrfamilienhäuser können von diesen Systemen profitieren. Das Herzstück jeder Anlage ist der Wärmeübertrager. Hier laufen zwei Luftströme nebeneinander her: die verbrauchte, warme Luft aus dem Innenraum und die frische, kalte Luft von draußen. Die Wärme der Abluft wird auf die Zuluft übertragen, ohne dass sich die beiden Luftströme vermischen. So bleibt die Raumtemperatur weitgehend stabil, während frische Luft in den Raum strömt.
Der Prozess lässt sich in drei Schritten darstellen:
- Abluft absaugen: Die verbrauchte Luft wird aus den Räumen (z. B. Küche, Bad) abgesaugt.
- Wärme entziehen: Im Wärmeübertrager wird der Abluft die Wärme entzogen.
- Frischluft zuführen: Die frische Außenluft wird durch den Wärmeübertrager geleitet, erwärmt und in die Wohnräume geführt.
Welche Vorteile bietet die Wärmerückgewinnung?
Die manuelle Fensterlüftung verläuft oft unkontrolliert – es wird entweder zu wenig oder zu viel gelüftet. Eine Lüftungsanlage hingegen sorgt für einen kontinuierlichen Luftaustausch und hält die CO₂-Konzentration in den Wohnräumen auf unter 0,1 Volumenprozent. Dadurch entsteht das Gefühl von „frischer Luft“, so dass die Fenster das ganze Jahr über geschlossen bleiben können.
Daraus folgt eine weitere Stärke einer solchen Anlage: der drastisch reduzierte Wärmeverlust. Statt kostbare Heizenergie beim Lüften zu verschwenden, bleibt die Wärme im Haus. Das Ergebnis: bis zu 90 % weniger Energieverluste im Vergleich zum herkömmlichen Lüften übers Fenster. Aber die Vorteile gehen weit über die Energieeinsparung hinaus:
- Gesundheit und Wohlbefinden: Die kontinuierliche Frischluftzufuhr verbessert das Raumklima und verringert das Risiko von Schimmelbildung und stickiger Luft.
- Lärmschutz: Weil Fenster geschlossen bleiben, dringen weniger Geräusche von außen in die Wohnräume.
- Weniger Allergene: Pollen, Staub und andere Schadstoffe bleiben draußen, da die Luft von außen durch Filter gereinigt wird.
Wann und für welche Gebäude lohnt sich eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung?
Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung lohnt sich vor allem bei energieeffizienten Neubauten wie einem KfW-Effizienzhaus, da sie hier besonders effektiv dazu beiträgt, den Energieverbrauch zu senken und gleichzeitig die Luftqualität hochzuhalten. Aber auch bei energetischen Sanierungen kann der Einbau einer solchen Anlage sinnvoll sein, insbesondere in Kombination mit einer Wärmedämmung und dem Einbau neuer Fenster. Dies hilft, die Heizkosten zusätzlich zu verringern.
Diese Gebäude profitieren am meisten vom Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung:
- Energieeffizienzhäuser
- Gebäude mit hohem Luftwechselbedarf, z. B. Schulen, Krankenhäuser und Büros
- Gebäude, bei denen eine gute Wärmeisolierung vorhanden ist oder die entsprechend energetisch saniert werden
Bei Neubauten kann die Lüftungsanlage direkt mitgeplant werden, um die Vorteile der modernen Wärmedämmung auszunutzen. Bei Bestandsbauten kommt es immer auf die konkreten Gegebenheiten an. Hier lohnt sich eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in der Regel nur dann, wenn auch energetisch saniert worden ist. In Altbauten mit hoher Feuchtigkeit ist es ebenfalls vorteilhaft, eine Lüftungsanlage nachzurüsten, um etwa Schimmelbildung zu verhindern. Allerdings können hier auch schon Luftreiniger helfen, die wesentlich günstiger und zudem flexibler sind.
Welche Typen von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung gibt es?
Generell unterscheidet man zwei Haupttypen: zentrale und dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung.
Zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist die umfassendste Lösung, um ein gesamtes Gebäude effizient mit Frischluft zu versorgen. Das System wird an einer zentralen Stelle im Gebäude installiert und versorgt alle Wohnräume über ein Netz von Luftkanälen mit gefilterter und vorgewärmter Luft. Besonders in Neubauten bietet diese Variante große Vorteile, da sie von Anfang an in die Planung integriert werden kann.
Wie funktioniert eine zentrale Lüftungsanlage?
Die Luft wird über Kanäle im gesamten Haus verteilt, wobei sie in jedem Raum individuell reguliert werden kann. Die verbrauchte Abluft wird über separate Kanäle aus Räumen wie der Küche oder dem Badezimmer abgesaugt und zum Wärmeübertrager geführt. Dort wird die Wärme der Abluft an die frische Zuluft übertragen, die dann in Wohnräume wie das Wohnzimmer oder die Schlafzimmer geleitet wird.
Vorteile zentraler Systeme:
- Ganzheitliche Versorgung: Alle Räume des Hauses werden kontinuierlich belüftet.
- Effiziente Wärmerückgewinnung: Durch das zentrale System wird ein sehr hoher Wärmerückgewinnungsgrad erzielt.
- Individuelle Steuerung: Die Luftzufuhr kann pro Raum angepasst werden, um den Bedürfnissen der Bewohner gerecht zu werden.
- Luftqualität: Zentralanlagen bieten meist hochwertige Filter, die Pollen, Staub und Schadstoffe wirksam herausfiltern.
Nachteile zentraler Systeme:
- Hohe Anschaffungskosten: Ein zentral installiertes System kostet prinzipiell mehr als ein dezentrales, wobei es auch auf die Gebäudegröße ankommt.
- Aufwendige Installation: Da Leitungen benötigt werden, ist der Einbau aufwendiger und auch nicht überall möglich.
- Komplexere Planung: Bereits im Bauprozess muss das Rohrleitungssystem mitgeplant werden, was bei der Vorbereitung eines Neubaus erhöhten Aufwand bedeutet.
- Aufwendige Reinigung: Die Lüftungskanäle müssen alle paar Jahre professionell gereinigt werden.
Kosten einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Die „harten“ Kosten für eine zentrale Anlage setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen: Anschaffungskosten, Einbau sowie Wartungs- und Reinigungskosten. Abhängig vom einbauenden Betrieb kommen möglicherweise noch Planungskosten (einmalig 400 bis 600 Euro) hinzu. Laufende Betriebskosten (für Strom) haben wir nicht berücksichtigt.
Kostenfaktor | Preisrahmen |
Anschaffung | Ca. 6.000 bis 9.000 € (abhängig von der Größe und Ausstattung des Gebäudes, für Lüftungsgerät inkl. Zubehörteile) |
Installation | Ca. 2.500 bis 6.000 € (abhängig von baulichen Anforderungen, ggf. auch höher) |
Wartungs- und Reinigungskosten | Ca. 100 bis 200 € jährlich (Filterwechsel jährlich, Reinigung alle 2 bis 5 Jahre empfohlen) |
Die Filter können Sie auch selbst auswechseln. Die Reinigung der Lüftungskanäle sollte aufgrund des hohen Aufwands jedoch eine Fachfirma übernehmen.
Insgesamt sollten Sie bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit Gesamtkosten zwischen 8.000 und 17.000 Euro rechnen. Diese Investition amortisiert sich über die Zeit durch die Einsparungen bei den Heizkosten, da weniger Energie durch das Lüften verloren geht.
Dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
Für bestehende Gebäude, insbesondere Altbauten, sind dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung oft die bessere Wahl. Diese Systeme erfordern keine aufwendigen Luftkanäle und werden in einzelnen Räumen direkt in der Außenwand installiert. Jede Einheit ist autark und versorgt nur den Raum, in dem sie installiert ist, mit frischer Luft.
Wie funktioniert eine dezentrale Lüftungsanlage?
Dezentrale Systeme bestehen aus kleinen, kompakten Geräten, die direkt in die Außenwand eines Raumes eingebaut werden. Diese Geräte saugen die verbrauchte Luft ab, entziehen ihr die Wärme und führen frische, gefilterte Luft von außen zu. Da jede Einheit unabhängig arbeitet, können Sie einzelne Räume nach Bedarf belüften, ohne das gesamte Gebäude mit einem System auszustatten.
Vorteile dezentraler Systeme:
- Flexibilität: Ideal für die Nachrüstung in bestehenden Gebäuden, da keine Luftkanäle benötigt werden.
- Geringere Kosten: Die Anschaffungs- und Installationskosten sind im Vergleich zu zentralen Anlagen deutlich niedriger.
- Raumweise Steuerung: Sie können bestimmen, in welchen Räumen eine Lüftung erforderlich ist, z. B. in Schlafzimmern oder Wohnzimmern.
- Einfache Installation: Dezentrale Systeme erfordern nur kleine Wanddurchbrüche, keine umfassenden baulichen Maßnahmen.
Nachteile dezentraler Systeme:
- Mehrere Lüftungsgeräte erforderlich: Bei größeren Räumen bzw. Gebäuden müssen mehrere Geräte installiert werden, was die Kosten in die Höhe treibt.
- Wartungsaufwand: Jedes installierte Gerät muss einzeln gewartet werden. Durch den notwendigen Wechsel der Filter entstehen regelmäßige Wartungskosten.
- Mehr Steuerungsaufwand: Je mehr Lüftungsgeräte in Betrieb genommen werden, desto nachteiliger kann die raumweise Steuerung sein, weil jedes Gerät einzeln eingestellt werden muss.
Kosten einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Die Kosten für dezentrale Systeme variieren, abhängig vom Gerät und der erforderlichen Leistung, die sich nach der Raumgröße richtet. Ein durchschnittliches System für einen Raum kostet etwa:
Kostenfaktor | Preisrahmen |
Anschaffung | Ca. 450 bis 850 € pro Gerät, dazu ca. 500 bis 800 € für Zubehör insgesamt |
Installation | Ca. 70 bis 200 € pro Gerät (abhängig vom baulichen Aufwand) |
Wartung- und Reinigungskosten | Ca. 20 bis 50 € jährlich pro Gerät (Filterwechsel, keine Reinigung notwendig) |
Professionelle Unterstützung ist für die Wartung nicht notwendig. Die Gerätefilter können Sie relativ unkompliziert selbst wechseln.
Für ein typisches Einfamilienhaus sollten Sie bei der Ausstattung von vier bis fünf Räumen mit dezentralen Anlagen mit Gesamtkosten zwischen 2.000 und 5.500 Euro rechnen. Der Vorteil hier: Sie können das System schrittweise nach Bedarf erweitern, wodurch es sich als flexible und kostengünstige(re) Lösung darstellt.
Fördermöglichkeiten für Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
Wie bei der Förderung von Heizungssystemen bieten sowohl die BAFA als auch die KfW attraktive Zuschüsse und Kredite, die Ihnen helfen, die Kosten für die Installation einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung zu senken.
BAFA-Zuschuss für Lüftungsanlagen (Einzelmaßnahme)
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bietet einen Zuschuss für die Installation, Erneuerung oder Optimierung von Lüftungsanlagen. Der Zuschuss beläuft sich auf 15 Prozent der förderfähigen Kosten. Ein zusätzlicher Bonus in Höhe von 5 Prozent ist möglich, wenn die Lüftungsanlage Teil eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) ist, was den Zuschuss auf insgesamt 20 Prozent erhöht.
Es ist wichtig, dass der Zuschuss vor Beginn der Sanierung beantragt wird. Für die Beantragung benötigen Sie die Unterstützung eines Energieberaters, dessen Kosten ebenfalls gefördert werden. Für die Planung und Baubegleitung gibt es einen Zuschuss von 50 Prozent.
Die förderfähigen Kosten sind auf 30.000 Euro pro Wohneinheit und Jahr begrenzt. Wenn ein Sanierungsfahrplan vorliegt, erhöht sich dieser Betrag auf 60.000 Euro. Somit kann der maximal mögliche Zuschuss bis zu 12.000 Euro pro Wohneinheit betragen.
KfW-Ergänzungskredit zur Finanzierung einer Lüftungsanlage
Zusätzlich zum BAFA-Zuschuss können Sie einen KfW-Ergänzungskredit beantragen, um die förderfähigen Ausgaben zu finanzieren. Pro Wohneinheit steht ein Kredit von bis zu 120.000 Euro zur Verfügung. Eigenheimbesitzer, die ein zu versteuerndes Einkommen von bis zu 90.000 Euro haben, können außerdem eine Zinsverbilligung von bis zu 2,5 Prozentpunkten erhalten.
Der KfW-Ergänzungskredit kann nur in Verbindung mit einer BAFA-Zuschusszusage über Ihre Bank oder Sparkasse beantragt werden. Es gilt eine Abruffrist von 36 Monaten.
Förderkredit für Lüftungsanlagen bei Effizienzhaus-Sanierung
Falls Sie Ihr Gebäude im Rahmen einer umfassenden Sanierung zu einem Effizienzhaus-Standard aufwerten möchten, können Sie den KfW-Programm BEG Wohngebäude – 261 Kredit in Anspruch nehmen. Hier erhalten Sie einen zinsgünstigen Kredit von bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit. Zusätzlich gibt es einen Tilgungszuschuss von bis zu 20 Prozent, was die Rückzahlungsbelastung erheblich verringern kann.
Übersicht der Fördermöglichkeiten
Förderprogramm | Leistung | Maximaler Betrag |
BAFA-Zuschuss (Einzelmaßnahme) | 15 % der förderfähigen Kosten (20 % mit iSFP-Bonus) | Bis zu 12.000 Euro pro Wohneinheit |
KfW-Ergänzungskredit | Kredit für förderfähige Ausgaben, Zinsverbilligung möglich | Bis zu 120.000 Euro pro Wohneinheit |
KfW-Effizienzhaus-Sanierung (BEG 261) | Zinsgünstiger Kredit, Tilgungszuschuss bis zu 20 % | Bis zu 150.000 Euro Kredit pro Wohneinheit |
Fazit: Welches System passt zu mir?
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung bieten eine effiziente und komfortable Lösung, um frische Luft in Ihre Wohnräume zu bringen, ohne dabei wertvolle Heizenergie zu verschwenden. Sie sind besonders in gut gedämmten Gebäuden eine hervorragende Möglichkeit, die Energiekosten zu senken und gleichzeitig das Raumklima zu verbessern.
System | Vorteile | Nachteile |
Zentrale Lüftungsanlage | Hohe Effizienz, optimale Lösung für Neubauten, einheitliche Luftqualität in allen Räumen | Hohe Anschaffungskosten, aufwendige Installation des Leitungssystems, Planung bereits im Bauprozess erforderlich, professionelle Reinigung nötig |
Dezentrale Lüftungsanlage | Geringere Kosten, einfache Nachrüstung, Installation in einzelnen Räumen, ideal für Altbauten | Regelmäßiger Wartungsaufwand, raumweise Steuerung notwendig, mehrere Geräte erforderlich für größere Gebäude |
Welche Lösung ist die richtige für Sie?
Wenn Sie neu bauen oder eine umfassende Renovierung planen, ist eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung langfristig oft die wirtschaftlichere Wahl. Sie sorgt für ein gleichmäßiges Raumklima im gesamten Gebäude und bietet die beste Wärmerückgewinnung.
Für bereits bestehende Gebäude oder eine schrittweise Nachrüstung bietet sich eine dezentrale Lösung an. Hier können Sie gezielt Räume ausstatten, in denen eine kontinuierliche Frischluftzufuhr wichtig ist, und so Kosten und Aufwand überschaubar halten. Es kommt aber immer auch auf die konkreten Gegebenheiten an, insbesondere darauf, ob bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz durchgeführt wurden.
Im EnBW Magazin geben wir Ihnen Tipps zum richtigen Heizen und Lüften. Lesen Sie außerdem, was Sie gegen Kondenswasser am Fenster tun können.