In welchen Bereichen hat sich die EnBW im letzten Jahr weiterentwickelt und engagiert und welche Anforderungen wurden an das Unternehmen gestellt? Eine Zusammenfassung von zehn Höhepunkten aus 2020.
E-Mobilität
Willkommen im EnBW HyperNetz
„Willkommen im EnBW Hypernetz“ heißt es im Sommer 2020 in der Unternehmenskampagne. Der Slogan ist Programm: Wir betreiben das größte E-Ladenetz in Deutschland, Österreich und der Schweiz und haben das größte Schnellladenetz in Deutschland. Das beeindruckt auch die Tester der renommierten Zeitschrift Connect: In ihrem Ladenetztest küren sie EnBW mobility+ zu Deutschlands bestem Elektromobilitätsanbieter.
Durch den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur, unter anderem mit nationalen und internationalen Kooperationspartner*innen, expandieren wir kontinuierlich im Bereich Elektromobilität. So investieren wir rund 10 Mio. € in die Realisierung des Projektes „Urbane Schnellladeparks in Baden-Württemberg“ (USP-BW), das zu rund 30 % vom Land Baden-Württemberg unterstützt wird. Bereits im September eröffnet in der Stuttgarter Innenstadt der erste von 16 urbanen Schnellladeparks im Land.
Um auch im ländlichen Raum die Mobilitätswende anzukurbeln, bietet „twist“, ein Start-up von EnBW und Bridgemaker, Car-Sharing mit E-Fahrzeugen für Kommunen an. Pilot-Stadt für das E-Sharing wird Ehningen südwestlich von Ulm.
Auch international mischen wir den Elektromobilitätsmarkt auf. So gründen wir mit dem österreichischen Unternehmen SMATRICS gemeinsam die SMARTRICS mobility+ GmbH, die das größte österreichweite Ladenetz betreibt und den weiteren Ausbau des bestehenden SMATRICS Ultraschnellladenetzes in Österreich vorantreibt. Mit der Anbindung von Frankreich, Italien und den Niederlanden kommt das EnBW HyperNetz so auf insgesamt mehr als 150.000 Ladepunkte in Europa. Um noch flexibler und schneller agieren zu können, bündeln wir ab 2021 operative und strategische Aktivitäten zur Elektromobilität in einer eigenständigen Gesellschaft, der EnBW mobility+ AG & Co. KG.
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Unternehmensstrategie
Konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit
Bereits seit 2013 richten wir unser Geschäftsmodell konsequent an Nachhaltigkeitskriterien aus und übernehmen eine führende Rolle in der Neugestaltung des Energiesektors. Im Zentrum stehen ein konsequenter Portfolioumbau hin zu erneuerbaren Energien und der damit verbundene Ausbau der Transport- und Verteilnetze, sowie nachhaltige Mobilitätsangebote und intelligente Infrastrukturlösungen. 2020 wurden zusätzlich 25 Maßnahmen zu einer umfassenden nachhaltigen Unternehmensstrategie beschlossen, mit denen wir den Weg weiter gehen.
Bis zum Jahr 2025 soll die Hälfte des EnBW-Erzeugungsportfolios aus erneuerbaren Energien bestehen. Bis spätestens Ende 2035 möchten wir als Gesamtunternehmen in unseren eigenen Emissionen klimaneutral sein – ein ambitioniertes Ziel, das zusammen mit dem damit verbundenen Kohleausstieg einhergeht. Teilbereiche des Unternehmens wie die Energiedienst, die Gasversorgung Südwest (GVS) oder die Netze BW erreichen die Klimaneutralität schon deutlich früher. Die nachhaltige Unternehmensstrategie spiegelt sich auch im aktuellen Klimaschutz-Ranking der Nachhaltigkeitsrankingagentur CDP (ehemals Carbon Disclosure Project) wider. Wir verbessern uns in allen Kategorien und schaffen damit den Sprung in die weltweite Top-Liste nachhaltiger Unternehmen, die „Climate Change A-List“.
Auch EnBW-Kund*innen spüren den Paradigmenwechsel: Neukund*innen können für Haushaltsstrom online ausschließlich Ökostromverträge abschließen. Und auch die EnBW-Tochter Yello bietet seit Mitte Februar 2020 ausschließlich neue Strom- und Gastarife an, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Neue Wege gehen wir mit der Förderung von Lithium im Oberrheingraben. In dem Forschungsprojekt UnLimited, bei dem wir als Kooperationsführer gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und den Partnern BESTEC, HYDROSION und Universität Göttingen agieren, wird der heiß begehrte Rohstoff mittels Tiefengeothermie aus dem Tiefenwasser in Bruchsal gewonnen. Deutschland deckt seinen Bedarf an Lithium bislang vollständig über Importe, doch die Nachfrage steigt stetig, da Lithium-Ionen-Batterien auch für mobile und tragbare Anwendungen sehr gefragt sind.
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Corona-Pandemie
Gemeinsam durch die Krise
Wie kein anderes Thema dominiert 2020 die Corona-Pandemie Wirtschaft und Gesellschaft. Auf den Ausbruch haben wir frühzeitig reagiert und bereits Anfang Februar eine „Task Force“ gebildet, die seitdem in engem Austausch mit Ministerien und Gesundheitsbehörden steht. Gemeinsam mit dem Vorstand wurden entsprechende Gegenmaßnahmen festgelegt und umgesetzt. Wir sehen 2020 insgesamt nur moderate wirtschaftliche Auswirkungen auf das Ergebnis.
Seit Anfang März 2020 arbeitet ein Großteil unserer Mitarbeiter*innen im Homeoffice. Für Teams, die die Energieversorgung vor Ort gewährleisten müssen, werden ebenfalls Maßnahmen eingeleitet. Für die umfassenden Leistungen im Bereich psychische Prävention erhält die EnBW neben einem „Exzellenz-Status“ beim diesjährigen Corporate Health Award den Preis in der Sonderkategorie „Mental Health“.
Der Schutz der Gesundheit unserer Mitarbeiter*innen hatte und hat für uns auch jetzt höchste Priorität.
Wir sind uns unserer hohen Verantwortung für eine jederzeit verlässliche Versorgung aller Bürger*innen mit Strom, Wasser, Gas sowie Abfallentsorgung bewusst. Die Versorgung durch die EnBW war zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Zusätzlich werden Strom- und Gassperren aufgehoben, um die Kund*innen in der Belastungssituation zu unterstützen. Auch auf anderem Wege nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung wahr. So werden zahlreiche lokale und regionale Unterstützungs- und Spendenaktionen initiiert und Gesichtsmasken für medizinische Einrichtungen gespendet.
Erneuerbare Energien
Frischer Wind für die Energiewende
Einer der Eckpfeiler der nachhaltigen Unternehmensstrategie ist der Ausbau der erneuerbaren Energien. So haben wir 2020 an zahlreichen Projekten zur Gewinnung von Sonnen- und Windenergie gearbeitet. Den Startschuss bildet die Fertigstellung des Offshore-Windparks EnBW Albatros im Januar. Mit dem Forschungsprojekt Nezzy² bringen wir gemeinsam mit dem Ingenieurunternehmen aerodyn frischen Wind in die Offshore-Welt. Der Prototyp mit zwei Windkraftanlagen auf einer schwimmenden Plattform wird erstmals in Deutschland getestet und bewährt sich sogar bei extremen Wetterbedingungen in der Ostsee.
Aber auch an Land wächst unser Windkraftportfolio weiter. So werden in Sachsen-Anhalt und Brandenburg bestehende Anlagen mit fast 90 MW zugekauft. Um den stagnierenden Windkraftausbau in Deutschland wieder in Schwung zu bringen, haben wir uns der Initiative #windforfuture angeschlossen. Die Initiative macht unter anderem Vorschläge zur Flächenverfügbarkeit und Handhabbarkeit naturschutzrechtlicher Vorgaben.
Auch außerhalb der Landesgrenzen bleiben wir aktiv und treiben den Ausbau der Onshore-Windkraft in Frankreich und Schweden voran. Das dänische Tochterunternehmen Connected Wind Services (CWS) erhält zwei Großaufträge in der Wartung von Onshore-Windkraft-Anlagen in Dänemark und Frankreich.
Obwohl der Bund die Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beendet hat, setzen wir 2020 mit Photovoltaik-Großprojekten Maßstäbe. So entsteht nördlich der Stadt Werneuchen in Brandenburg der erste förderfreie Solarpark Deutschlands und speist bereits im November die erste Kilowattstunde ins Netz ein. Die 465.000 Solarmodule gehen schrittweise in Betrieb und erreichen eine Gesamtleistung von 187 MW.
Es ist ein Meilenstein der Photovoltaik in Deutschland und beweist die Marktreife dieser Technologie.
Parallel haben wir nun bereits für die nächsten beiden Großprojekte die Investitionsentscheidung getroffen: Ebenfalls in Brandenburg angesiedelt, soll der Bau der beiden Solarparks „Gottesgabe“ und „Alttrebbin“ zum Jahresbeginn 2021 starten. Durch das Solar-Cluster aus drei Photovoltaik-Großprojekten können rund 325.000 Tonnen CO₂ vermieden werden.
Rückbau Kernkraftwerke
Schauplatz der Energiewende
Der Kraftwerksstandort Philippsburg (KKP) ist ein Schauplatz der Energiewende. Das wird insbesondere am 14. Mai offensichtlich, als die beiden Kühltürme abgebrochen werden. Durch mehrere gezielten Sprengungen im unteren Bereich der Türme fiel wie geplant ein Kühlturm nach dem anderen in sich zusammen. Weil die Ansammlung von Zuschauern aufgrund der staatlichen Coronavirus-Verordnungen vermieden werden sollte, haben wir den genauen Termin des Sprengabbruchs nicht vorab bekannt gegeben. Damit trotzdem möglichst viele Interessierte den sichtbar gemachten Atomausstieg sehen können, stellen wir umfangreiches Foto- und Filmmaterial zur freien Verfügung.
Am 31. Juli erhalten wir die zweite und letzte Genehmigung für den Rückbau von Block 1 des Kernkraftwerks Philippsburg. KKP 1 ist damit das vierte der insgesamt fünf baden-württembergischen Kernkraftwerke, dessen Abbauprogramm im atomrechtlichen Rahmen in allen Teilumfängen genehmigt ist. Auf der ehemaligen Fläche der Kühltürme wird durch die TransnetBW ein Gleichstrom-Umspannwerk (auch Konverter genannt) errichtet. Dieser Konverter wird ein wichtiger Knotenpunkt im Übertragungsnetz sein, um Strom aus erneuerbaren Energien vom Norden in den Süden Deutschlands zu bringen und dort nutzbar zu machen.
Mit dem Standort-Abfalllager des Kraftwerks Neckarwestheim übergeben wir im Dezember das letzte Lager entsprechend dem „Entsorgungsübergangsgesetz“ zur Neuordnung der kerntechnischen Entsorgung an die staatliche Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ). Die bereits übergebenen Standort-Abfalllager in Neckarwestheim, Philippsburg und Obrigheim sind allesamt für die vorübergehende Lagerung von schwach- bis mittelaktiven Abfällen aus Betrieb und Rückbau der EnBW-Kernkraftwerke vorgesehen.
Breitband
Gebündelte Kompetenz für schnelles Internet
Im Bereich Breitband setzen wir unsere Wachstumsinitiativen aus 2019 weiter fort. Die Bündelung der Telekommunikations-Aktivitäten in der EnBW Telekommunikation GmbH mit ihren Tochterunternehmen NetCom BW und Plusnet zahlt sich aus. So wurden aufgrund der Gemeinschaftsleistung der beiden Unternehmen bereits mehrere Ausschreibungen im Breitbandausbau gewonnen. Die NetCom BW wird beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Plusnet für den Regionalsender Antenne 1 neun Senderstationen in Baden-Württemberg mit dem Studio-Standort in Stuttgart verbinden.
Wie schnell ein Breitbandanschluss mit dem richtigen Partner gehen kann, zeigt die NetCom mit ihrem Engagement für den Garten- und Motorgerätehersteller Stihl. Innerhalb von nur 10 Arbeitstagen wurde die Leitungskapazität des Unternehmens optimiert, um problemlosen Homeoffice-Zugriff zu ermöglichen. Mit allen Genehmigungen und Arbeiten vor Ort dauert ein solcher Auftrag normalerweise rund vier bis sechs Wochen.
Quartiere der Zukunft
Leben in der Smart City
In modernen Quartieren wird heute Wohnen, Leben und Arbeiten im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit miteinander verzahnt. Wir bauen durch eine digitale Quartiersplattform unser Engagement in der modernen und digitalen Infrastruktur weiter aus.
Vorzeigeprojekt ist der „neue Stöckach“, bei dem wir auf dem ehemaligen Betriebsgelände im Stuttgarter Osten ein nachhaltiges, modernes und lebendiges Stadtquartier planen. Auf dem Areal wird neuer Wohnraum in einer Größenordnung von circa 60.000 m2 Wohnfläche bzw. rund 800 Wohneinheiten geschaffen. In einem in Abstimmung mit der Stadt Stuttgart durchgeführten Planungswettbewerb geht das Architekten-Netzwerk tong+ aus Frankfurt/Hanoi als Gewinner hervor. Als besonders wegweisendes Projekt soll der „Neue Stöckach“ auf der Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) präsentiert werden.
Zuverlässig sicher
Auf uns kann man sich verlassen
vielfältige Weise: Mit dem Ausbau der Transportnetze zur Weiterleitung des im windstarken Norden erzeugten Stroms nach Süddeutschland schafft unser Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW gemeinsam mit TenneT mit dem Projekt SuedLink eine wesentliche Grundlage für den Umbau des Energiesystems. Für die zwei Gleichstrom-Übertragungsleitungen mit einer Länge von über 600 km von Schleswig-Holstein nach Bayern und Baden-Württemberg hat die Bundesnetzagentur das Planfeststellungsverfahren für die ersten nördlichen Abschnitte eröffnet. Damit kommt eines der zentralen Projekte für das Gelingen der Energiewende weiter voran.
Für die von TransnetBW gemeinschaftlich mit Amprion im Projekt ULTRANET zu realisierende, 340 km lange Gleichstromverbindung von Osterath in Nordrhein-Westfalen nach Philippsburg, erfolgt am Standort des Kernkraftwerks Philippsburg. Die Grundsteinlegung für die Konverterstation ist ein wesentlicher Bestandteil der Strombrücke.
Auf unserem Gelände in Marbach haben die Bauarbeiten am Gasturbinenkraftwerk begonnen. Das mit leichtem Heizöl betriebene Kraftwerk soll vorrangig die Netzstabilität absichern um die Versorgungssicherheit auch in Ausnahmesituationen aufrecht zu erhalten. Mit einer Community aus Verteilnetzbetreibern bereiten sich EnBW und Netze BW außerdem auf die Herausforderungen von Redispatch 2.0 vor. Die Pilotphase der Initiative DA/RE (Datenaustausch/Redispatch) zur Koordination von Netzstabilisierungsmaßnahmen über eine digitale Plattform wurde erfolgreich abgeschlossen.
Dass auch Kommunen uns als zuverlässigen Partner sehen, zeigt der große Zuspruch für kommunale Beteiligung am Stromnetz. Im Juli zieht die Netze BW positive Bilanz, denn bereits nach einem Jahr entscheiden sich 116 Kommunen für „EnBW vernetzt“.
Cybersicherheit
Kritische Infrastruktur schützen
Die Cyberkriminalität wird zunehmend professioneller und internationaler. Damit wachsen die Aufgaben der Stellen, die mit der Abwehr und der Ermittlung von Cyberkriminalität befasst sind. Zur Bekämpfung der Kriminalität und für den Schutz kritischer Infrastruktur arbeitet das Land Baden-Württemberg mit unseren Experten zusammen. Gemeinsames Ziel der Public-Private-Non-Profit-Partnership (PPNPP) Initiative ist die Verbesserung der Cybersicherheit für Städte und Kommunen, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Stadtwerke und das Gesundheitswesen in Baden-Württemberg.
Der Schutz kritischer Infrastrukturen obliegt an erster Stelle den Betreibern und Unternehmen selbst. Als bedeutender Betreiber von KRITIS-Einrichtungen verfügen wir hier über eine herausragende Expertise.
Ausbau Gasgeschäft
2.700 Kilometer Tansportnetz
Die Leipziger EnBW-Gastochter VNG AG hat sich im europaweiten Bieterwettbewerb um den Erwerb der Anteile an der Gas-Union GmbH durchgesetzt und das Unternehmen übernommen. Die Gas-Union ist seit über 55 Jahren im Erdgasgeschäft aktiv und agiert als Großhändler und Dienstleister im Markt. Der in Frankfurt/Main ansässige Erdgaslieferant hat in Branchenkreisen einen guten Ruf wegen seiner hohen Kundenorientierung.
Im Dezember wird ein Großteil der Assets der Gas-Union in Form des Transportnetzes weiter verkauft, doch das Unternehmen bleibt in der „EnBW-Familie“: der regionale Gastransportnetzbetreiber Gas-Union Transport GmbH wird auf die Stuttgarter EnBW-Netztochter terranets bw GmbH übertragen. Mit dem Zusammenschluss erweitert sich das Gastransportnetz des Unternehmens um rund 550 Kilometer auf eine Gesamtlänge von rund 2.700 Kilometer. Das Netz der Gas-Union Transport wird nun in das Fernleitungsnetz der terranets bw integriert.
Mit dem Erwerb realisieren wir eine strategische Wachstumschance. Struktur und Versorgungsaufgabe der beiden Netze ergänzen sich hervorragend und bieten vielfältige Chancen.