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100 Jahre Energie im Fluss

Der Neckar wird schiffbar und elektrisiert die Region

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Unterzeichnet wurde er im Gesellschaftszimmer des Mineralbads Ditzenbach bei Geislingen: Der Neckar „Neckar-Donau-Staatsvertrag“ zwischen dem damaligen Deutschen Reich, Württemberg, Baden und Hessen, legte 1921 den Grundstein für die Schiffbarmachung des Neckars für Schiffe bis 1.200 t Tragfähigkeit. Die Neckar AG übernahm damit den Auftrag zum Bau von Schleusen und Seitenkanälen zwischen Mannheim und Plochingen – und die Rechte zur Nutzung der Wasserkraft als Energiequelle. Eine Erfolgsgeschichte begann.

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Übersicht über die Wasserkraftwerke am Neckar, 2014.

Das ehrgeizige Projekt zur Schiffbarmachung des Neckars über Schleusen und Seitenkanäle als Teil der Neckar-Donau-Großschifffahrtstraße sollte den „wilden Fluss“ durchgehend befahrbar machen. Gleichzeitig sollten so Überschwemmungen vermieden und neue Uferzonen bebaubar werden.

Aber damit nicht genug. Einen durchgehend schiffbaren Neckar hatten sich Handwerker, Fabrikanten und auch die süddeutschen Landesherren schon lange gewünscht, um mehr als nur Baumstämme aus dem Schwarzwald transportieren zu können. Vor allem der Handel flussaufwärts mit einer guten Anbindung auch für größere Schiffe an den Rhein war reizvoll: Denn der Rhein war die Anbindung an den Welthandel.

Die Neckar AG erhielt auch die Rechte zum Bau von Wasserkraftwerken und zur Nutzung der Energie für 100 Jahre, d.h. vom 1. Januar 1935 bis 31. Dezember 2034. Eine ideale Kombination: Der Neckar konnte schiffbar werden, die Region erhielt neben der Energiegewinnung aus Kohle eine zusätzliche Quelle zur Stromerzeugung – die damit auch die Finanzierung dieses Großprojektes sicherstellen konnte.

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Der Neckarausbau – eine Mammutleistung

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Insgesamt 27 Staustufen waren dann nötig, um das Ziel der Schiffbarmachung zwischen Plochingen und Mannheim zu erreichen. Eine beeindruckende Leistung, denn auf den 202 Kilometern zwischen beiden Orten besteht eine Höhendifferenz von 160 Metern - das ist ungefähr die Höhe des Ulmer Münsters. Das Flussbett des Neckars war oft flach, die Wasserführung unregelmäßig und voller Stromschnellen.

Zügig starteten die Bauarbeiten schon im Jahr 1921 mit dem Bau der Staustufe Neckarsulm. Der Großteil der Bauarbeiten an den Kraftwerken und Staustufen wurde anfangs von Hand ausgeführt – auch mit dem Ziel, vor dem Hintergrund der fortschreitenden Inflation möglichst viele Arbeitslose beschäftigen zu können. Nach und nach wurden aber auch Bagger, Förderzüge und Betonmaschinen eingesetzt, um die Arbeiten voranzutreiben. Mit Wieblingen/Schwabenheim und dann Ladenburg bei Mannheim (mit dem Kraftwerk Feudenheim), Horkheim bei Heilbronn und Oberesslingen wurden weitere Staustufen in Angriff genommen. Die galoppierende Inflation schob allerdings schon zwischenzeitlich einen Riegel vor - Ende 1922 kam ein erster Baustopp. Sowie sich die Währung nach 1923 stabilisiert hatte, gingen die Arbeiten wieder planmäßig voran. Im Jahr 1927 war der Neckar bereits bis Heidelberg für Rheinschiffe befahrbar. Aber immer wieder gab es Widrigkeiten, die das Projekt ausbremsten – nicht zuletzt natürlich den Zweite Weltkrieg. Zwar konnten 1941 bzw. 1943 auch in diesen Zeiten Marbach und Lauffen fertig gestellt werden, einen Höchststand erreichten die Bauarbeiten aber erst wieder 1953.

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Einweihung Hafen Stuttgart

In Heilbronn, Besigheim, Pleidelsheim, Marbach, Oberesslingen, Schwabenheim und Kochendorf arbeiteten 1.506 Menschen, fast um die Hälfte mehr als im Vorjahr. Der Neckarausbau war 1968 abgeschlossen. Mit der komplett unterirdisch installierten Anlage in Heidelberg-Karlstor und der Anlage in Esslingen wurden dann 2000 bzw. 2011 auch die beiden letzten Staustufen Wasserkraftwerke ergänzt.

Jubiläumsband 100 Jahre Neckar AG

Mit einem Jahr Verspätung – coronabedingt – feiert die Neckar AG 2022 ihr hundertjähriges Jubiläum. Sie möchten mehr erfahren über die Geschichte des Unternehmens? Dann werfen Sie einen Blick in den Jubiläumsband "100 Jahre Energie im Fluss. 1921 – 2021“.

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Otto Konz

Er nannte ihn Schicksalsstrom. Otto Konz, 1875 geboren, war von 1921 bis 1938 und von 1947 bis 1952 Vorstandsvorsitzender der Neckar AG. Er war am Neckar geboren und fast sein ganzes berufliches Leben lang mit ihm verbunden. Er hatte Bauingenieur­wesen an der Technischen Hochschule Stuttgart studiert. 1921 wurde er Vorstandsvorsitzender der Neckar AG. Den Ausbau des Neckars trieb er daraufhin ehrgeizig voran. Ausgebremst ab und an durch finanzielle Engpässe – aber vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Konz bei der Räumung des Neckars und dem Wiederaufbau von Brücken. Im Februar 1946 wurde er Treuhänder der Neckar AG, im Dezember desselben Jahres Leiter der Wasserstraßendirektion Stuttgart. Am 31. Januar 1947 wurde er erneut zum Vorstand der Neckar AG gewählt. Später schied er nach und nach aus seinen Ämtern aus; zuletzt wechselte er 1952 aus dem Vorstand der AG in den Aufsichtsrat. Dort blieb er von Mai 1952 bis zu seinem Tod am 15. Juni 1965.