Block II des Kernkraftwerks Neckarwestheim ist nach Abschluss der Revision wieder am Netz
- Sicherheit der Anlage als oberste Maxime: Revisionsdauer war für zusätzliche Prüf- und Instandhaltungsarbeiten verlängert worden
- Sorgfältiger Umgang mit der Anlage gewährleistet auch zukünftig ihren sicheren Betrieb
Neckarwestheim. Der Block II des Kernkraftwerks Neckarwestheim (GKN II) ist nach Abschluss der Revision seit den frühen Morgenstunden (8. November 2018) wieder am Netz. In den vergangenen Wochen wurden in der Anlage Prüf- und Instandhaltungstätigkeiten durchgeführt, Brennelemente ausgetauscht und mehrere technische Projekte umgesetzt. Aufgrund von Befunden in den Dampferzeugern der Anlage hatte die EnBW die Dauer der Revision verlängert (siehe Pressemitteilung vom 14. September 2018). Die Fachleute der EnBW haben in dieser Zeit eine tiefgehende Ursachklärung vorgenommen und anschließend Instandhaltungsarbeiten durchgeführt, die zuvor mit dem Umweltministerium Baden-Württemberg als Aufsichtsbehörde sowie mit den vom Ministerium beauftragten unabhängigen Gutachtern abstimmt worden waren. Das Wiederanfahren der Anlage fand – wie üblich – nach Zustimmung des Ministeriums statt.
Der Umgang mit Befunden in einer Revision folgt stets dem gleichen Muster und ist streng auf die Gewährleistung der Sicherheit ausgerichtet. „Die Sicherheit der Anlage ist unsere oberste Maxime“, erläutert Christoph Heil, der als Geschäftsführer bei der EnBW Kernkraft GmbH für den Betrieb von GKN II verantwortlich ist. „Diesem Anspruch ordnet sich auch die Dauer einer Revision unter. Wir wissen, dass Funktionsweise und Betrieb einer nuklearen Anlage ein komplexes Themenfeld sind. Da es Nachfragen zu den Befunden in den Dampferzeugern gab, möchten wir den Sachverhalt hier nochmals einordnen“, so Christoph Heil weiter.
Sicherer Betrieb der Anlage war und ist gewährleistet
Die vier Dampferzeuger von GKN II dienen dem Wärmeaustausch zwischen dem Primär- und dem Sekundärkreislauf der Anlage. Sowohl durch den Primär- als auch durch den Sekundärkreislauf fließt speziell gereinigtes Wasser, das für den Wärmetransport sorgt. Der Wärmeaustausch zwischen dem Wasser aus dem Primär- und dem Wasser aus dem Sekundärkreislauf erfolgt über eine Vielzahl von Heizrohren, die in den Dampferzeugern verbaut sind. Die beiden Kreisläufe sind jedoch strikt voneinander getrennt, d.h. bereits die Konstruktion sorgt dafür, dass zwischen den Kreisläufen nur Wärme ausgetauscht wird, nicht jedoch der Inhalt der Kreisläufe. Unabhängig davon wird die Integrität der Konstruktion in regelmäßigen Abständen geprüft, zudem würden hochsensible Messeinrichtungen eine Undichtigkeit während des Betriebs unmittelbar feststellen. In GKN II hat es jedoch nachweislich keine Undichtigkeit gegeben.
Alle Heizrohre der Dampferzeuger wurden überprüft – sie waren und sind dicht
Die EnBW hat über die Prüfregel hinaus die Heizrohre aller vier Dampferzeuger einer umfangreichen Untersuchung unterzogen und dabei alle rund 16.400 Heizrohre mit mehreren technischen Verfahren genau überprüft. Bei diesem Prüfprogramm war an einzelnen Heizrohren eine Schwächung der Rohrwände festgestellt worden. Trotz der Befunde war die Wanddicke an den betroffenen Stellen ausreichend, d.h. alle Rohre waren und sind dicht. Die Heizrohre bestehen aus einer speziellen, sehr zähen Legierung aus Eisen, Nickel und Chrom. „Deshalb können wir auch rückwirkend sagen, dass der sichere Anlagenbetrieb stets gewährleistet war. Vereinfacht ausgedrückt, haben chemische Prozesse, die exakt nachvollzogen werden konnten, die Wanddicke an den betroffenen Stellen reduziert“, so Heil.
Verantwortungsvoller Umgang mit den Befunden
Die EnBW hat ihre Ursachenanalyse der Aufsichtsbehörde und den von der Behörde beauftragten unabhängigen Gutachtern vorgelegt und daraus Maßnahmen abgeleitet. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Wahrscheinlichkeit für weitere Schwächungen der festgestellten Art weitestgehend zu minimieren. Für den Umgang mit den Heizrohren, an denen die Befunde festgestellt worden waren, hat das Unternehmen mit der Aufsichtsbehörde und ihren Gutachtern ein Konzept für erforderliche Instandhaltungsarbeiten abgestimmt. Die betroffenen Rohre wurden im Rahmen der Revision – je nach Befund – mit Stopfen unterschiedlicher Länge verschlossen, d.h. die betroffenen Rohre wurden außer Funktion genommen und – wo erforderlich – zusätzlich stabilisiert.
Neben den erfahrenen Fachleuten der EnBW haben sich anerkannte Sachverständige im Auftrag der Aufsichtsbehörde mit dem Sachverhalt auseinandergesetzt. „GKN II ist erst wieder ans Netz gegangen, nachdem die zuständigen Experten und alle anderen verantwortlichen Personen davon überzeugt waren, dass der sichere Betrieb der Anlage gewährleistet ist“, so Christoph Heil abschließend. Die Revisionsarbeiten fanden unter der Aufsicht des Umweltministeriums Baden-Württemberg statt und wurden im Auftrag des Ministeriums von Gutachtern des TÜV Süd begleitet.