Kernkraftwerk Neckarwestheim: Block I wieder am Netz
Erfolgreiche Vorbereitung der Anlage auf langen Weiterbetrieb
Karlsruhe. In der vergangenen Nacht ist Block I des Kernkraftwerks Neckarwestheim (GKN I) nach Abschluss der Jahresrevision wieder ans Netz gegangen. Als größtes Einzelprojekt wurde in den letzten Wochen eine umfangreiche Wartung des Drehstrom-Generators im nicht-nuklearen Teil der Anlage vorgenommen. Hinzu kamen die üblichen Prüf- und Instandhaltungstätigkeiten sowie der Austausch von Brennelementen.
„Wir haben in dieser Revision erneut in Block I investiert und werden dies auch in Zukunft tun. Wir stellen auf diese Weise sicher, dass die Anlage nach Stand der Technik stets weiter verbessert wird. Unsere Investitionen in die kontinuierliche Verbesserung von Block I seit seiner Inbetriebnahme sind inzwischen fast doppelt so hoch wie die ursprünglichen Kosten für die Errichtung der Anlage“, erläutert Jörg Michels, technischer Geschäftsführer des Kernkraftwerks Neckarwestheim.
Das Ergebnis dieser Anstrengungen ist ein Sicherheitsstandard auf höchstem internationalen Niveau. Dies wurde der EnBW von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach der sogenannten OSART-Mission im Jahr 2007 bestätigt. Nach Aussage der IAEA könnte Block I noch weitere 30 Jahre betrieben werden. Sehr gute Resultate wurden auch bei der im deutschen Atomgesetz vorgeschriebenen Sicherheitsüberprüfung erzielt. Ebenso wie alle anderen Kernkraftwerke der EnBW verfügt Neckarwestheim I demnach über ein Sicherheitsniveau, das deutlich besser ist als die von der IAEA für neue Anlagen geforderten Standards. Zudem verfügt die EnBW in ihren Kernkraftwerken über ein wegweisendes, standortübergreifendes Sicherheitsmanagementsystem, das für eine kontinuierliche Verbesserung und Qualitätssicherung betrieblicher Prozesse sorgt.
„Unsere Anlagentechnik, unsere betriebliche Organisation sowie das Ausbildungsniveau unserer Mitarbeiter erfüllen höchste internationale Standards oder übertreffen sie sogar“, fasst Jörg Michels zusammen. „Wir halten deshalb unseren Antrag, Strommengen von Block II auf Block I zu übertragen, unverändert für rechtlich zulässig, begründet und richtig. Gegen die Ablehnung des Antrages durch das Bundesumweltministerium im Sommer dieses Jahres haben wir Klage erhoben und werden den juristischen Weg weiterhin mit Nachdruck verfolgen. Wenn sich Politik und Gesellschaft darüber hinaus für eine Rücknahme der Laufzeitverkürzung entscheiden sollten, sind unsere Anlagen hierauf in allen Belangen vorbereitet.“
Die Revision von Block I war in diesem Jahr zweigeteilt. Der erste Teil fand im Frühjahr statt. Damals wurden die turnusgemäß notwendigen Tätigkeiten in der Anlage sowie eine vorbereitende Inspektion des Drehstrom-Generators durchgeführt. Im Frühjahr passten die Wartungsarbeiten am Generator aufgrund ihrer Dauer nicht in den Revisionsterminplan der EnBW-Kraftwerke und wurden in Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde in den Herbst verlegt. „Die Wartung des Generators war erfolgreich“, berichtet Helmut Scherla, Leiter der Anlage Block I. „Hierzu wurde unter anderem der sogenannte Generatorläufer – eine Art Welle, die im Generatorständer rotiert – ausgebaut, zwecks Überholung zur Herstellerfirma gebracht und wieder eingebaut.“ Auch das restliche Arbeitsprogramm in der Anlage konnte wie geplant umgesetzt werden. „Wir haben eine Druckprüfung des Primärkreises und eine Ultraschallprüfung des Reaktordruckbehälters vorgenommen. Im Einlaufbauwerk wurde eine neue Schaltanlage gebaut. Mehrere Komponenten haben wird von Grund auf überholt, darunter jeweils eine der drei Hauptspeise- und Hauptkondensatpumpen, zwei der vier Hauptkühlwasserpumpen, eine der vier Kühlturmpumpen sowie diverse elektrische Schaltanlagen und Transformatoren“, berichtet Helmut Scherla. Während der Revision haben bis zu 1.500 Mitarbeiter von Hersteller- und Spezialfirmen die Mannschaft des GKN unterstützt. Gemeinsam wurden rund 5.000 einzelne Tätigkeiten umgesetzt.
Die Revisionsarbeiten fanden unter der Aufsicht des Umweltministeriums Baden-Württemberg statt und wurden im Auftrag des Ministeriums von Gutachtern des TÜV, der KeTAG (Kerntechnik-Gutachterarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg) und der MPA (Staatlichen Materialprüfungsanstalt, Stuttgart) begleitet. Nach der Abnahme der Arbeiten stimmte das Umweltministerium dem Wiederanfahren der Anlage zu.
Der Block I des Kernkraftwerks Neckarwestheim ist ein Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Leistung von 840 Megawatt. Die Anlage ging 1976 in Betrieb und hat im Jahr 2007 über fünf Milliarden Kilowattstunden Strom produziert.