Rückbau von Block I des Kernkraftwerks Neckarwestheim: Schwerste Einzelkomponente erfolgreich demontiert und abtransportiert
Neckarwestheim. Die Abbauarbeiten im Maschinenhaus von Block I des Kernkraftwerks Neckarwestheim (GKN I) machen sichtbare Fortschritte. Heute (27. Februar 2020) wurde die mit einem Gewicht von rund 440 Tonnen schwerste Einzelkomponente des gesamten Rückbaus von GKN I per Schiff über den Neckar abtransportiert. Es handelte sich dabei um den sogenannten Ständer eines der beiden Generatoren aus dem Maschinenhaus des Kraftwerks. Er ist rund neun Meter lang und hat einen Durchmesser von etwa fünf Metern. Ebenfalls demontiert und abtransportiert wurde ein Teil des Generatorgehäuses, das rund 116 Tonnen wiegt.
Das Maschinenhaus von GKN I gehört zum konventionellen, also nicht-nuklearen Teil des Kraftwerks. Dort haben früher zwei Generatoren die Bewegungsenergie der Turbinen in elektrische Energie für das öffentliche Netz (Drehstrom) sowie für das Netz der Deutschen Bahn (Bahnstrom) umgewandelt. Die Abbauarbeiten im Maschinenhaus begannen im Sommer 2019 und umfassen neben den Generatoren auch Turbinen, Kondensatoren und weitere dazugehörige Komponenten und Systeme. Insgesamt geht es dort um eine Masse von rund 8.000 Tonnen.
Die beiden jetzt ausgebauten und abtransportierten Teile gehörten zum Bahnstrom¬generator. Sie wurden nach ihrer Demontage im Maschinenhaus jeweils per Kran aus ihrer Ursprungsposition auf ein Spezialfahrzeug gehoben. Dieses Fahrzeug fuhr die Komponenten dann nacheinander über die im Jahr 2016 neu errichtete Rampe am Neckar direkt auf ein für solche Transporte geeignetes Schiff und setzte sie dort ab. Auf dem Schiffsweg werden die Komponenten nun der Wiederverwertung zugeführt – sie bestehen vor allem aus Wertstoffen wie Stahl und Kupfer. Die EnBW folgt damit der Maßgabe des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, alle beim Rückbau anfallenden Materialien möglichst wieder in den Wertstoffkreislauf einzubringen.
Rückbau von GKN I kommt gut voran
Der Block I des Kernkraftwerks Neckarwestheim ist seit 2011 abgeschaltet. Mit dem Rückbau konnte die EnBW Anfang 2017 starten, nachdem sie vom Umweltministerium Baden-Württemberg die Stilllegungs- und erste Abbaugenehmigung erhalten hatte. Ende 2019 erhielt die EnBW auch die zweite und letzte Abbaugenehmigung für GKN I, dessen Rückbau damit vollständig genehmigt ist. Die Abbauarbeiten machen seit ihrem Start im Jahr 2017 gute Fortschritte. Dies betrifft nicht nur die Arbeiten im Maschinenhaus. So wurden seitdem unter anderem die Hauptkühlmittelleitungen sowie die Motoren der dazugehörigen Pumpen ausgebaut und die Einbauten des Reaktordruckbehälters vollständig demontiert.
Die EnBW geht davon aus, dass der Abbau von GKN I innerhalb von zehn bis 15 Jahren so weit fortgeschritten ist, dass die Anlage formal aus dem Atomrecht entlassen werden kann. Über die Nachnutzung oder den Abriss der verbliebenen Gebäude kann dann entschieden werden.
Alle EnBW-Kernkraftwerke sind in den Rückbauprozess eingebunden
Insgesamt sind alle fünf Kernkraftwerke der EnBW formal in den Rückbauprozess eingebunden, und bei drei dieser fünf Anlagen ist der Rückbau auch schon komplett behördlich genehmigt.
Mit Blick auf die Umsetzung des Rückbaus sind die im Jahr 2008 begonnenen Arbeiten im Kernkraftwerk Obrigheim bereits weit fortgeschritten. Gut voran kommt der Rückbau außerdem seit 2017 nicht nur im Block I in Neckarwestheim (GKN I), sondern auch im Block 1 in Philippsburg (KKP 1). Darüber hinaus hat die EnBW die Genehmigung für den Rückbau des Ende 2019 abgeschalteten Blocks 2 in Philippsburg (KKP 2) erhalten und kann dort mit den Arbeiten im laufenden Jahr 2020 beginnen. Für das letzte Kernkraftwerk in Baden-Württemberg, das noch Strom produziert – der Block II in Neckarwestheim (GKN II) –, hat die EnBW schon im Jahr 2016 den Rückbau beantragt, um im Anschluss an die Abschaltung – also spätestens Ende 2022 – direkt mit dem Abbau loslegen zu können.