Solarpark Weesow-Willmersdorf wächst
Werneuchen. Im brandenburgischen Werneuchen knapp 26 Kilometer nordöstlich von Berlin baut die EnBW mit 187 Megawatt installierter Leistung den größten förderfreien Solarpark in Deutschland. Bis Ende des Jahres soll die XXL-Anlage in Betrieb gehen. Die ersten 18.000 Solarmodule der Firma Trina Solar sind auf der 164 Hektar großen Baufläche des Solarparks „Weesow-Willmersdorf“ eingetroffen.
Die EnBW hatte den Bau Mitte März offiziell gestartet. Diese Woche wurde der erste „Tisch“, mit 156 Solarmodulen bestückt. Dieser sogenannte „Mustertisch“ hat die Qualitätsprüfung der EnBW bestanden. Nach seinem Vorbild wird nun die weitere Montage der rund 12.000 „Tische“ erfolgen. Über 25.000 Pfosten für die Unterkonstruktion sind dazu bisher in den Boden gerammt. Das entspricht etwa einem Viertel der Fläche. Die weiteren Montagearbeiten für die Unterkonstruktion und das Auflegen der Solarmodule erfolgen schrittweise.
Nahezu fertig sind die Kabeltrassen für die Netzanbindung des Solarparks – rund sieben Kilometer bis zu dem südwestlich geplanten Umspannwerk bei Blumberg und knapp vier Kilometer zum westlichen Umspannwerk bei Börnicke. Beim Umspannwerk in Börnicke sind die Fundamente gesetzt und der Mastumbau in Arbeit. Beim Umspannwerk in Blumberg steht bereits das Betriebsgebäude, in dem später die Schaltanlagen untergebracht sind.
Innerhalb des Solarparks hat die EnBW bisher etwa 120 Kilometer Kabel verlegt – und damit rund die Hälfte der internen Parkverkabelung im Boden erledigt. Über ein 6,6 Kilometer langes Wegenetz innerhalb der Baufläche können die Materialen an ihren Bestimmungsort transportiert werden.
Zeitweise bis zu 150 Arbeiter gleichzeitig vor Ort
Mehr als 40 Firmen sind im Auftrag der EnBW rund um den Bau des Solarparks beschäftigt. Bis zu 150 Arbeiter können während der Bauphase zeitweise gleichzeitig für die Baustelle tätig sein. Durch die zeitlich gestaffelten Arbeitsschritte verteilen sich die Mitarbeiter über das 164 Hektar große Baufeld. Dabei werden strenge Auflagen mit Blick auf die aktuelle Corona-Situation eingehalten. „Die Logistik auf der Großbaustelle zu koordinieren ist für sich schon herausfordernd. Aber auch die Beschaffung ist in Corona-Zeiten sehr speziell und hat uns immer wieder vor Herausforderungen gestellt, die wir bisher erfolgreich lösen konnten“, erklärt der EnBW-Projektleiter Stefan Lederer. So mussten die zeitweise geschlossenen Grenzen entsprechend im Bauverlauf berücksichtigt werden: Beispielsweise kommen Schrauben aus der Türkei, Kabel teilweise aus Kroatien, aber auch Mitarbeiter der Baustelle sind extra dafür aus dem Ausland angereist.
Auch auf eine regionale Wertschöpfung legt die EnBW Wert. „Angefangen von der Bauleitung vor Ort über Verkehrssicherung, landschaftspflegerische und handwerkliche Leistungen bis hin zur Entsorgung gibt es bei diesem Großprojekt auch jede Menge Aufgaben, die durch regionale Unternehmen ausgeführt werden können“, führt Lederer aus.
Die EnBW rechnet mit der Einspeisung der ersten Kilowattstunde im Spätsommer und zum Jahresende mit der vollständigen Inbetriebnahme. Mit dem aus dem Solarpark erzeugtem Strom, etwa 180 Millionen Kilowattstunden, können rein rechnerisch rund 50.000 Haushalte umweltfreundlich versorgt werden. Und das für die nächsten 40 Jahre. So lange plant die EnBW die Betriebsdauer des Photovoltaik-Kraftwerks. In der Betriebsphase werden mehrere Mitarbeiter ständig vor Ort sein und sich um die Wartung- und Instandhaltung kümmern. Darüber hinaus wird der Solarpark mit der Leitwarte der EnBW in Barhöft verbunden, die den Park rund um die Uhr technisch überwacht.
Zum Projekt gehören neben den rein technischen Anlagen auch zahlreiche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den Natur- und Artenschutz. So wird die gesamte Fläche auf und um den Solarpark zu einem artenreichen Grünland entwickelt. Zusätzlich zur Extensivierung der Flächen werden Sträucher und Bäume gepflanzt, wie auch Hecken und Trittsteinbiotope angelegt, die eine natürliche Ergänzung zu dem angrenzenden Lebensraum bilden.
Viele Optionen für Vermarktung
Insgesamt werden rund 465.000 Solarmodule verbaut. Durch den damit erzeugten Strom können jährlich etwa 129.000 Tonnen CO₂ vermieden werden. „Photovoltaik-Großprojekte wie dieses braucht es, um die Energiewende weiter voran zu bringen. Der Solarpark Weesow-Willmersdorf ist ein Meilenstein hierzu“, betont Thorsten Jörß, Leiter Projektentwicklung Photovoltaik der EnBW und Geschäftsführer des Solarparks Weesow-Willmersdorf. „Wir sind fest davon überzeugt, dass Solarenergie wettbewerbsfähig ist“, stellt Jörß klar.
Die EnBW realisiert das Projekt ohne Förderung und plant den daraus erzeugten Strom selbst zu vermarkten. „Für die Vermarktung sehen wir grundsätzlich verschiedene Optionen“, erklärt Jörß. Das könne über die Belieferung von Vertriebskunden oder über die Börse oder auch beispielsweise über einen oder mehrere Langfristverträge (PPA) erfolgen. „Wir haben hier keinen Zeitdruck und können die für uns jeweils attraktivste Option für das Projekt wählen“, erklärt Jörß weiter.