Es wird konkret: Bürger bewerten finale Arbeiten
Am kommenden Freitag tagt das Preisgericht zum neuen Quartier am Stöckach und will dort einen Siegerentwurf benennen. Erstmals bei einem Wettbewerb dieser Art hatten interessierte Bürgerinnen und Bürger bereits vorab die Möglichkeit, die weiterentwickelten Arbeiten zu sehen und zu bewerten. Die Einschätzung der Bürgerschaft wird dem Preisgericht in der Jurysitzung am 6. Dezember vorgestellt.
Wie wird man künftig im neuen Areal am Stöckach wohnen und leben? Die Antwort auf diese Frage wird nun konkret: Am 6. Dezember will das Preisgericht einen Siegerentwurf küren und sich damit für eine wegweisende Richtung zum neuen Quartier am Stöckach aussprechen. Auch die Meinung der Bürgerschaft findet Gehör. Erstmals in einem solchen laufenden Verfahren werden die Bürger eingebunden – deutschlandweit einzigartig. In der Bürger-Werkstatt am vergangenen Samstag hatten die Bürgerinnen und Bürger daher die Möglichkeit, die 13 überarbeiteten Arbeiten noch vor der Jury zu sehen und eine Bewertung abzugeben. Wo werden Bestandsgebäude berücksichtigt? Wie grün wird das Quartier? Und wie stellen sich die Büros das Wohnen der Zukunft am Stöckach vor? Jeder Schwerpunkt der 13 unterschiedlichen Arbeiten wurde den Bürgerinnen und Bürgern durch die Vorprüferin im Detail vorgestellt und die Besonderheiten jedes Entwurfs erläutert.
Mehr als zwei Stunden verfolgten die Interessierten den Ausführungen und hatten anschließend die Möglichkeit, die Arbeiten näher zu betrachten und in einem Ampelsystem positive, negative sowie ganz besonders hervorzuhebende Punkte anzumerken. Konzentriert gingen sie von Entwurf zu Entwurf. Während manche still alle Informationen für sich studierten, diskutierten andere in kleinen Gruppen die Vor- und Nachteile der jeweiligen Arbeit. Bei vielen Entwürfen ergab sich ein eindeutiges Meinungsbild – auch wenn oftmals unterschiedliche Bewertungskriterien angewandt wurden. „Ich bin überrascht, welche unterschiedlichen Schwerpunkte wir teilweise setzen“, stellte eine Teilnehmerin fest. „Während ich vor allem auf Grünflächen und mögliche Treffpunkte im Quartier achte, schauen andere auf die Barrierefreiheit oder die Verbindungen des neuen und des bestehenden Quartiers. Das ergibt insgesamt eine umfassende Meinung aus der Bürgerschaft.“
Aus den Anmerkungen entstand ein Gesamtbild, das der Jury in der Preisgerichtssitzung am 6. Dezember als Einschätzung der Bürgerschaft vorgestellt wird. Dass Bürgerinnen und Bürger in einem laufenden Verfahren die Entwürfe zu sehen bekommen, ist ein Novum – auch für die Architektenkammer. Die EnBW verspricht sich damit, dass die Wünsche und Anregungen der Bürger auch wirklich Eingang in den finalen Siegerentwurf finden. Um den sehr formellen Ablauf eines solchen Wettbewerbs und die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht zu gefährden, durften nur jene an der Bürger-Werkstatt teilnehmen, die sich vorab akkreditiert hatten. Damit keine Details oder Pläne an die Öffentlichkeit gelangen, mussten alle zudem für die Dauer der Veranstaltung ihre Mobiltelefone mit Kamerafunktion abgeben.
Ein Thema, das bei allen Bürger-Werkstätten zuletzt intensiv diskutiert wurde, ist das Mobilitätskonzept am Stöckach. Sollen Autos im künftigen Areal fahren dürfen oder nicht? Und wie soll der Verkehr generell im Quartier geregelt werden? Eine Verkehrswende ist notwendig. Doch wie kann diese konkret am Stöckach umgesetzt werden? Erste Impulse lieferte am Samstag der Vortrag von Dr. Martin Kagerbauer, der neue Verkehrsangebote am Markt aufzeigte. Vor allem Sharing-Konzepte werden weiter zunehmen. Aus Sicht des Verkehrsexperten ist zudem die sinnvolle Vernetzung aller Optionen notwendig: So wird in Karlsruhe zurzeit das Mobilitätskonzept regiomove entwickelt. Ziel ist es, alle Angebote - egal ob Bahn, Bus, Leihfahrrad oder Carsharing- in ein Netz zu integrieren und auf diese Weise den Verkehrsteilnehmern individuell das beste Angebot anzuzeigen. Dazu entstehen in der Stadt und in der Region sogenannte Mobilitätstationen, an denen Verkehrsteilnehmer bequem Fahrten mit der Stadtbahn, dem Bus, dem Leihauto oder Leihfahrrad miteinander verknüpfen. Solche kombinierten Verbindungen können in Zukunft mit der regiomove-App ausgewählt, mit nur einem Nutzerkonto gebucht und bezahlt werden.