Wie kann hohe Dichte am Stöckach funktionieren?
Beim ersten Stadtgespräch zum neuen Stöckach tauschten sich Experten über unterschiedliche Aspekte des nachhaltigen Bauens aus. Die Stadtgespräche sind ein Forum, bei dem Fachleute verschiedener Disziplinen und Ausrichtungen in einen offenen Dialog treten – und durchaus auch kontroverse Meinungen vertreten dürfen. Florian Musso, Architekt und Universitätsprofessor, sprach sich für eine dichtere Bebauung aus als im Siegerentwurf vorgesehen. Wir haben noch einmal nachgehakt.
Herr Musso, ein großes Thema beim Stadtgespräch zum neuen Stöckach war das Thema Dichte. Wie kann man denn mehr Dichte beim Bauen herstellen?
Musso: Da gibt es verschiedene Herangehensweisen. Zum einen bei den Grundrissen: In Deutschland hat man gerne natürliches Licht in Bädern und Küchen. Größere Raumtiefen wären aber trotzdem möglich, indem zum Beispiel Küche und Essbereich in einem Raum untergebracht werden. So erreicht man auch günstigere Grundrisse mit höheren Gebäudetiefen. Man kann natürlich auch höher bauen. Eine gute Lösung ist hier die horizontale Schichtung. Im Erdgeschoss, wo mehr Lärm und wenig Sichtschutz herrscht, unterfüttere ich die Gebäude mit Läden, Büros oder Werkstätten. Ab dem 1. Obergeschoss baut man dann Wohnungen.
Welche Vorteile hat eine höhere Dichte?
Eine höhere Dichte ist nachhaltig in Bezug auf Grundstücks- und Energieverbrauch. Geschäfte funktionieren besser, die Menschen müssen weniger Wege zurücklegen. Generell hat es positive Effekte auf die Entwicklung des Bauens, dicht zu wohnen. Man muss ja auch das Umland im Auge behalten. Wenn die Menschen nicht in der Stadt wohnen können, entstehen in den umliegenden Gemeinden Gebiete mit Einfamilienhäusern und Shopping-Center. Außerdem entstehen längere Fahrtzeiten.
Wie gelingt es denn, mehr Dichte zu schaffen, ohne dafür viel Frei- und Grünflächen zu verlieren?
Was gut funktioniert, sind zum Beispiel Hofstrukturen mit grünen Innenhöfen. Die müssen gar nicht so groß sein.
Im Entwurf für den Stöckach gibt es einen großen zentralen Platz und ein zweigeschossiges Kulturzentrum. Da könnte man zum Beispiel den zentralen Bereich etwas reduzieren, oder über dem Erdgeschoss des Kulturzentrums Wohnungen unterbringen, oder ein Stockwerk draufsetzen.
Generell ist das ein Prozess, bei dem man abwägen und feinjustieren muss. Man sollte verschiedene Dichten ausprobieren und testen wie es aussieht. Ich sehe ein öffentliches Interesse, ein Maximum an Dichte herauszuholen.
Florian Musso ist Architekt und Professor an der TU München im Bereich Baukonstruktion und Baustoffkunde. Er war beim ersten Stadtgespräch zum neuen Stöckach zu Gast.