Alles eine Frage der Perspektive
Der Rückbau des ehemaligen Betriebsgeländes der EnBW rückt näher und die Vorfreude auf das neue Quartier „Der neue Stöckach“ steigt. Dennoch soll die Geschichte dieses Geländes nicht in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund haben wir eine kleine Gruppe von Fotograf*innen zu einem Rundgang über das Areal eingeladen. Der Weg führte uns durch verlassene Räume, unterirdische Gänge und durch Türen, die nur für uns geöffnet wurden. Jede*r hat dabei die Umgebung aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen und mit der Kamera eingefangen. Wir zeigen, was daraus entstanden ist: Der Stöckach aus einem etwas anderen Blickwinkel.
Die verlassenen Räume
Das heutige Stöckach-Areal galt über 120 Jahre lang als einer der größten Energiestandorte Stuttgarts, der sich ständig im Wandel befand. Aber das Gelände diente nicht nur als Umspannstation oder war Europas modernste Netzwarte. Es beherbergt auch unterirdische Bunkeranlagen, die vor allem zu Kriegszeiten für den Notfall ausgestattet waren.
Zu manchen Zeiten haben auf dem Areal über 1.000 Menschen gearbeitet. So viele Mitarbeitende hinterlassen Spuren. Wir kommen vorbei an alten Büros, die noch einige Schätze bergen, an großen leeren Hallen, in denen die Uhren schon lange stillstehen, Waschräume und einer Schmiede mit kaltem Ofen.
Im Untergrund
Die nächste Station unseres Rundganges führt unter die Erde, denn was viele nicht wissen ist, dass sich unter dem eigentlichen Betriebsgelände ein weit verzweigtes Netz aus Gängen und Räumen befindet. Nichtsahnend geht man durch die alte Tiefgarage, einige Treppen hinab, um drei Ecken, durch eine dicke Stahltür und auf einmal steht man in der verbunkerten Leitzentrale der Technischen Werke der Stadt Stuttgart (TWS). Wenn in Krisen- und Kriegszeiten die überirdische Leitwarte nicht mehr hätte genutzt werden können, hätten hier im Ernstfall elf Personen die Stromversorgung Stuttgarts aufrechterhalten können.
Während des zweiten Weltkrieges wurde darüber hinaus ein Luftschutzbunker für die Bevölkerung gebaut, in dem 480 Menschen Zuflucht suchen konnten.
Die Außenwelt
Nach der Enge der Bunker geht es wieder an die frische Luft und über das Gelände. Insgesamt umfasst das Betriebsgelände über vier Hektar mit 13 Gebäuden. Wie groß das wirklich ist, lässt sich am besten aus luftiger Höhe erfassen. Also rauf aufs Dach.
Und mit ein wenig Fantasie kann man sich schon das neue Quartier vorstellen, das hier schon bald entstehen soll.
Architektonische Formen aus verschiedenen Jahrzehnten
Das industriell geprägte Gelände besteht nicht nur aus tristem Beton, sondern versprüht seinen eigenen Charme und enthält einige Highlights, die den Wandel der Zeit widerspiegeln. Spannende Perspektiven zeigen den Stöckach von einer ganz neuen Seite.