Nächster Schritt beim Abschied von der Kohle im mittleren Neckarraum
Altbach/Deizisau. Mit drei neuen Gaskraftwerken macht die EnBW ihre Strom- und Wärmeerzeugung im mittleren Neckarraum bis 2026 kohlefrei. Nach dem Baustart in Stuttgart-Münster im Frühjahr 2023 haben nun auch die Arbeiten am Standort Altbach/Deizisau (Kreis Esslingen) für den „Fuel Switch“ von Kohle auf Gas begonnen. Die moderne Gas- und Dampfturbinenanlage senkt die CO₂-Emissionen schon im ersten Schritt um rund 60 Prozent – perspektivisch soll die Anlage mit Wasserstoff klimaneutral betrieben werden. Als drittes Projekt folgt voraussichtlich Anfang kommenden Jahres der Standort Heilbronn.
Insgesamt investiert die EnBW für die drei Projekte rund 1,6 Milliarden Euro und flankiert damit den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien: Denn durch den Ausstieg aus Kohle- und Kernenergie entsteht eine Lücke an regelbarer Stromerzeugung. Der Zubau von Solarenergie und Windkraft allein kann diese Lücke nicht ausreichend und vor allem nicht zu jedem Zeitpunkt decken. Daher sind für eine sichere Versorgung mit Strom und Wärme als Zwischenschritt Gaskraftwerke notwendig. Die Bundesregierung rechnet aktuell mit einem bundesweiten Bedarf von etwa 20 bis 40 Gigawatt Leistung. Mit ihren derzeit begonnenen Projekten in Baden-Württemberg ist die EnBW hier bundesweit Vorreiter.
Umweltministerin Walker: „Grundstein für eine zukunftsfähige Energieversorgung“
Beim offiziellen Spatenstich am Montag (6. November) waren unter anderem Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker, Georg Stamatelopoulos, EnBW-Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur, sowie die Bürgermeister der Gemeinden Deizisau und Altbach, Thomas Matrohs und Martin Funk, anwesend.
Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, erklärte: „Wasserstoff als kohlenstofffreier Energieträger bildet die Grundlage einer Zukunftstechnologie. Daher begrüße ich es sehr, dass EnBW vorangeht und bereits das zweite Gaskraftwerk in Angriff nimmt, das perspektivisch auf Wasserstoff umgestellt werden soll. Damit legen wir bereits heute den Grundstein für eine zukunftsfähige Energieversorgung.“
EnBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos unterstrich: „Das neue Kraftwerk wird zusammen mit unseren beiden anderen Projekten dazu beitragen, die Stromversorgung in Baden-Württemberg sicherer zu machen. Nur wenn wir die erneuerbaren Energien weiter ausbauen und gleichzeitig flexible Anlagen wie hier in Altbach/Deizisau vorhalten, werden wir den Ausstieg aus der Kohle wie geplant umsetzen können. Für eine Übergangszeit setzen wir dabei auf Erdgas, langfristig dann auf 100% Wasserstoff. Das Projekt ist deshalb auch ein wichtiger Baustein für unser Ziel als EnBW, bis 2035 klimaneutral zu werden.“
Thomas Matrohs, Bürgermeister von Deizisau, erklärte: „Mit dem Fuel-Switch-Projekt der EnBW wird in unserer Gemeinde die gesamtgesellschaftlich gewünschte Energiewende baulich sichtbar. Als Standortgemeinde übernehmen wir hier gerne Verantwortung, um partnerschaftlich das Projekt zum Gelingen zu bringen. Ich freue mich, dass die EnBW mit dem Neubau des „HKW3“ in den gewachsenen Energiestandort investiert und dadurch die Versorgungssicherheit für Strom und Fernwärme gewährleistet bleibt.“
Martin Funk, Bürgermeister der Nachbargemeinde Altbach, sagte: „Mit dem HKW3 wird die über hundertjährige Erfolgsgeschichte der Elektrizitätserzeugung am Kraftwerksstandort Altbach fortgeschrieben. Es ist ein zukunftsweisendes Zeichen, dass auch weiterhin an diesem Standort elektrischer Strom und Wärme erzeugt wird, dies ist wichtig für die Bürgerinnen und Bürger sowie für die Wirtschaft.“
Moderne Technologien für klima- und umweltfreundlichere Energieerzeugung
In Altbach/Deizisau baut die EnBW eine Anlage, die die Prinzipien eines Gasturbinen- und eines Dampfkraftwerkes kombiniert. Dadurch wird die bei der Verbrennung des Gases freiwerdende Energie doppelt genutzt und ein höherer Wirkungsgrad erreicht – mehr als 60 Prozent. Die elektrische Leistung der neuen Anlage liegt bei maximal 710 Megawatt (MW), durch Fernwärmeauskopplung entsteht zusätzlich eine Wärmeleistung von etwa 180 MW. Die geplanten Heißwasserkessel liefern noch einmal rund 120 MW Wärmeleistung und sichern damit die Fernwärmeversorgung ab.
Die neue gasbefeuerte Anlage ist flexibler regelbar als ein Kohlekraftwerk und kann daher die unstetige Stromproduktion aus Windkraft und Sonnenenergie besser ergänzen. Dabei ist Erdgas als Brennstoff deutlich klimafreundlicher als Steinkohle und senkt den Ausstoß von Klimagasen um mehr als die Hälfte. So leistet der „Fuel Switch“ ab 2026 einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele und wird zudem die Luftqualität im Umfeld des Kraftwerksstandortes verbessern: Die Luftschadstoffemissionen sinken um etwa 25 Prozent, Schwermetallemissionen werden vollständig vermieden. Weitere Vorteile für den Standort: Die neuen Anlagen arbeiten dank moderner Schallminderungstechnik deutlich leiser. Und da kein Kohlelager mehr gebraucht wird, entfallen auch hier Staub- und Lärmemissionen und der notwendige Lieferverkehr für Kohle, Rest- und Zusatzstoffe.
Weitere Informationen: www.enbw.com/altbach-deizisau
Spatenstich für das neue EnBW-Gaskraftwerk in Altbach/Deizisau: Bürgermeister Thomas Matrohs (Deizisau), Umweltministerin Thekla Walker, EnBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos und Bürgermeister Martin Funk (Altbach) (v.l.n.r.)
Das neue EnBW-Gaskraftwerk in Altbach/Deizisau in einer Fotomontage (vorne links)
Stellv. Leiter Unternehmens- und Ressortkommunikation