In Wien der Fahrer eines E-Taxis zu sein muss traumhaft sein: Es gibt selbst vor dem weltberühmten Hotel Sacher Stand- und Ladeplätze; über die Taxi-Ruf-Apps kann angegeben werden, ob man als Fahrgast ein E-Taxi haben möchte – was den Aussagen der Betreiber zufolge so häufig der Fall ist, dass eigentlich noch viel mehr E-Taxis in der österreichischen Hauptstadt unterwegs sein könnten. Und für Fahrer von E-Taxis in Wien und Graz ist von jetzt an auch das Laden noch komfortabler: Die Firma Easelink hat die ersten von insgesamt zehn Taxistandplätzen – davon acht in Wien und zwei in Graz - und von 66 Fahrzeugen, 56 in Wien, in Graz zehn, mit ihrer automatisierten konduktiven Ladetechnik namens „Matrix Charging“ ausgerüstet. Damit ist es das weltweit größte E-Taxi-Projekt mit automatisiertem Laden.
Konduktives Laden bedeutet „leitungsgebundenes“ Laden: Der Strom wird dabei mittels einer Leitung und eines Steckers in das Fahrzeug gebracht. Kommt uns bekannt vor, denn genau genommen basieren auch klassische Ladestationen und Wallboxen für daheim ebenfalls auf konduktiver Stromübertragung.
Konduktives automatisiertes Laden geht aber noch einen wichtigen Schritt weiter: Das händische An- und Abstecken des Ladekabels entfällt. Das bedeutet: Aufladen ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Bei der Matrix Charging Technologie wird die Energie durch die direkte physische Verbindung der leitenden Kontakte übertragen. Die Energieeffizienz beträgt 99,8 %.
Am Fahrzeugunterboden wird der sogenannte Connector installiert, am Parkplatz oder im Falle eines E-Taxis, am Standplatz wird ein Pad in den Boden eingebaut. An dessen Oberfläche befinden sich die Kontaktpunkte. Sobald das Fahrzeug über dem Pad parkt, senkt sich der Connector vom Fahrzeugunterboden automatisch ab. Das Laden des E-Fahrzeugs beginnt.
Klingt unglaublich einfach – und ist es auch. Die E-Fahrzeugfahrer*innen – in diesem Fall die Taxifahrer*innen – müssen zum Laden nicht einmal mehr aus dem Fahrzeug aussteigen. Sobald die Parkbremse am Taxistand eingelegt ist, startet der Ladevorgang ohne einen einzigen Handgriff. Das bedeutet, es kann jede einzelne Minute am Standplatz fürs Laden genutzt werden – Angst vor zu geringer Reichweite muss also keine E-Taxifahrerin und kein E-Taxifahrer mehr haben. Außerdem fällt die Fahrt zur im Zweifel weiter entfernten Ladesäulen komplett weg, der Standplatz ist die Ladestation. Der Schulungsaufwand geht ebenfalls gegen Null: Die Technik ist so einfach zu bedienen, dass dafür lediglich eine halbe Stunde für eine kurze Einführung aufgewandt werden muss.
Der Hauptvorteil dieser Ladetechnologie ist neben der Benutzerfreundlichkeit die Robustheit des Pads. Ladeinfrastruktur in Außenbereichen muss besonders unempfindlich sein. Das Pad von Matrix Charging hält strenger Witterung, Salz, Rollsplit und dem Überfahren schwerer Fahrzeuge problemlos stand. Durch eine einfache, aber wirkungsvolle Reinigungsfunktion (ein integrierter Lüfter sowie Reinigungslamellen) wird das Pad vor dem Ladevorgang sauber gemacht: Während der Connector sich auf das Pad absenkt, wird automatisch Luft aus dem Connector geblasen und das Pad somit von Laub, Steinen, Flüssigkeiten und sonstigen Verschmutzungen gereinigt.
Bei herkömmlicher Ladeinfrastruktur wird vor allem eine Sache benötigt: Platz zum Aufbau der Ladesäulen. Genau davon ist allerdings in Innenstädten meistens zu wenig vorhanden: Wenn die dringend benötigte Ladesäule den Gehweg verkleinert oder sogar ein ernsthaftes Hindernis für Kinderwägen, Rollstühle oder Rollatoren darstellt, ist es mit der Akzeptanz in der Bevölkerung recht schnell zu Ende. Das Matrix Charging System wird bündig in den Boden versenkt – es fällt weder optisch negativ auf noch stören Säulen oder Kabel und nehmen Platz weg.
Im Fahrzeug befindet sich ein Display, über welches das Matrix Charging Ladesystem aktiviert wird. Das Display verfügt auch über eine Einpark- und Positionierungshilfe, die die Taxifahrer*innen beim Manövrieren auf die richtige Parkposition unterstützt. Ist die korrekte Position gefunden, senkt sich der Connector aus dem Fahrzeug ab und verbindet sich mit dem Pad.
Am Pad wird nur an die Kontaktpunkte Spannung angelegt, die vom Connector abgedeckt sind, wodurch eine Berührung durch Menschen oder Tiere ausgeschlossen werden kann. Die restlichen, nicht abgedeckten Kontaktpunkte können ohne jegliche Gefahr frei berührt werden.
Die Lebensdauer der Pads ist abhängig von Intensität der Nutzung. Im Pad ist keine Mechanik verbaut, weshalb der Wartungsaufwand auf ein Mindestmaß reduziert werden kann. Damit ist das Pad langlebiger als ein hoch technisiertes mechanisches Gerät.
In Österreich werden aufgrund des sogenannten „Klimafahrplans“ ab 2025 ausschließlich E-Taxis zugelassen. Für den dafür benötigten Hochlauf der Ladeinfrastruktur kann Matrix Charging ein wichtiger Baustein sein. Dem Ziel, das Taxigewerbe emissionsfrei zu machen, ist die Alpenrepublik mit den ersten eTaxi-Standplätzen in zwei Städten einen großen Schritt näher gekommen.