Die EnBW als Marktführerin betreibt bereits heute das bundesweit größte Schnellladenetz und baut dieses kontinuierlich weiter aus. Das europäische EnBW HyperNetz bietet derzeit 400.000 Ladepunkte für E-Autofahrer*innen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem sogenannten High-Power-Charging (HPC) mit Ladeleistungen bis 300 kW. Das bedeutet, je nach Fahrzeugtyp: In nur fünf Minuten neue Energie für 100 km Reichweite, in 20 Minuten für 400 km. An unseren Flagship-Ladeparks, den sogenannten HyperHubs, wie in Unterhaching oder in Kamen, wo 52 E-Autos gleichzeitig an HPC-Ladepunkten ultraschnell Aufladen können, zeigen wir bereits jetzt, wie schön der Stopp zum Laden sein kann: Außer ultraschnellem Laden bieten die HyperHubs ein Solardach als Witterungsschutz, das den Ladepark mit vor Ort produzierter Sonnenenergie versorgt. Zusätzlich bieten sie E-Autofahrer*innen Zugang zu öffentlichem WLAN und ein sicheres Gefühl beim Ladestopp dank Beleuchtung und Videoüberwachung.
Es hört sich an wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film: ein fahrerloser Pkw fährt auf einen Parkplatz, lädt dort kontaktlos über die induktive Bodenplatte, und sobald er vollgeladen ist, fährt er weg, parkt auf einem regulären Parkplatz, und macht Platz für das nächste selbst fahrende Auto, das über die Bodenplatte induktiv aufgeladen wird… Klingt zu verrückt? Ronald Opoku, der die Projekte EFILS 11 und OneGAforAll EnBW-seitig betreut, und seine Kollegen machen ganz und gar keinen versponnenen Eindruck, und auch der Schauplatz des Versuchsaufbaus im Parkhaus von EnBW City könnte solider nicht sein.
Was genau wird dort getestet? Der Versuchsaufbau besteht aus zwei Ladeplatten und verschiedenen Versuchsfahrzeugen und soll dazu dienen, die Technik des induktiven Ladens bei E-Autos frühzeitig kennenzulernen und Know-how aufzubauen. Bei induktivem Laden wird die Energie über ein elektromagnetisches Feld übertragen. Ronald Opoku erklärt: „Das Ziel ist, das Laden unterwegs, aber auch zu Hause, einfacher und komfortabler zu machen.“ Die Projektpartner – außer der EnBW, die ihr Know-how als Betreiberin von Ladeinfrastruktur einbringt, sind noch Porsche, Toyota Gazoo Racing und der Systemhersteller Brusa Elektronik (München) beteiligt – erhoffen sich, dass dadurch die Hemmschwelle beim Umstieg auf die Elektromobilität sinkt. Das Projekt soll noch bis Mai 2023 andauern.
Und das selbst fahrende und ladende Auto? Das „automated valet parking and charging“ ist tatsächlich eine realistische Option: „Wir wollen in der Zukunft autonom und automatisiert fahrende Fahrzeuge mit der induktiven Ladetechnik kombinieren“, so Ronald Opoku. „Wir arbeiten an einem herstellerübergreifenden Einsatz der Technik, so dass wir perspektivisch die induktive Ladetechnik in unsere Infrastrukturprojekte und Mobilitätskonzepte einarbeiten können.“
Daran, dass Fahrzeuge Strom laden anstatt Sprit zu tanken, haben wir uns in den letzten Jahren ja bereits gewöhnt. Aber Laden während der Fahrt ist neu – in Balingen aber ganz bald Realität: Während der im Sommer 2023 stattfindenden Gartenschau wird dort ein Shuttlebus unterwegs sein, der seine Fahrzeugbatterie während des Fahrens auflädt.
Das Verfahren nennt sich „Dynamic Wireless Power Transfer“, abgekürzt DWPT – also eine dynamische drahtlose Ladetechnologie. Wie genau funktioniert das? Die Teststrecke ist ein ungefähr 400 m langes Teilstück, das vom Parkplatz auf dem Messegelände zur Haltestelle Stadthalle führt. Hier werden Magnetspulen unter die Fahrbahndecke gelegt. Nähert sich der Bus dieser Stelle, werden dort hochfrequente Magnetfelder erzeugt. Diese Magnetfelder induzieren in Empfängerspulen, die sich am Fahrzeugboden des Busses befinden, elektrischen Strom – und mit dem wird dann die Batterie geladen. An beiden Endhaltestellen, Messegelände und Stadthalle, sind außerdem induktive Haltestellen eingeplant.
Die Projektpartner – Electreon Germany, EnBW, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Balinger Stadtwerke – wollen die Praxistauglichkeit beweisen. Das gesamte Vorhaben steht unter der Trägerschaft des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und nennt sich ELINA (Einsatz dynamischer Ladeinfrastruktur im ÖPNV). Das Projekt soll bei erfolgversprechenden Ergebnissen auf den regulären Linienverkehr ausgeweitet werden.
Ganz ähnlich funktioniert auch ein Testprojekt in Karlsruhe: Dort soll ein induktiv ladender Werksbus das neue EnBW-Ausbildungszentrum im Karlsruher Rheinhafen an den öffentlichen Personennahverkehr anbinden.
Schnellladen ist bekannt, induktives Laden ist in aller Munde und gilt als Zukunftstechnologie – aber was genau ist bitteschön konduktives Laden?
Beim konduktiven Laden wird die Energie über physisch miteinander verbundene leitende Materialien übertragen. Das Aufladen per Stecker gehört also auch zum konduktiven Laden. Geht das auch automatisiert? Ja, ganz konkret sieht das so aus: Das E-Fahrzeug parkt über einer in den Boden eingelassenen Ladeplatte, vom Fahrzeugunterboden senkt sich der Connector, eine Art Laderüssel, ab, dieser verbindet sich physisch mit der Ladeplatte: Die Batterie wird aufgeladen. Hört sich spannend an, aber worin genau besteht der Vorteil gegenüber anderen Lademöglichkeiten?
Fragt man Hermann Stockinger, den Gründer des österreichischen Hightech-Unternehmens Easelink, in das die EnBW New Ventures seit 2022 investiert, liegen die Vorteile automatisierter konduktiver Ladetechnologie klar auf der Hand: „Sie ist effizienter, sie ist günstiger, sie verursacht erst gar kein elektromagnetisches Feld, vor dem der Mensch mit aufwändiger Technik geschützt werden muss.“ Und nicht zu vernachlässigen: Die neue Technologie erspart den umständlichen händischen An- und Absteckvorgang des Ladekabels. In Zukunft, so glaubt Stockinger, wird ein Großteil der Parkzeit zum Laden verwendet werden. Der große Vorteil dabei: Wenn die Fahrzeuge länger mit dem Netz verbunden sind, wird netzschonendes Laden zur Regel.