Der ökologische Fußabdruck bezeichnet eine Maßeinheit, die den menschlichen Einfluss auf die Umwelt angibt. Dabei ist der Ausdruck wörtlich zu verstehen. Mathis Wackernagel und William Rees entwickelten das Konzept Mitte der 90er Jahre, um zu berechnen, wie viel Nutzfläche (Wald, Ackerland, Weide- und Meeresflächen) die Menschen verbrauchen. Berechnet wird also nicht nur die reine CO₂-Bilanz, die wir durch unser tägliches Leben und die Produktion unserer Konsumgüter verursachen, sondern auch die reale Erdfläche, die wir für uns beanspruchen. Angegeben wird diese Fläche in globale Hektar (gha).
Im Prinzip ist der ökologische Fußabdruck also ein klassisches Angebot-Nachfrage Modell – nur, dass das Angebot endlich ist. Viele Rohstoffe der Erde wachsen nach, brauchen dafür aber ihre Zeit - andere, wie Erdöl bspw. sind begrenzt.
Lange Zeit nutzte die Weltbevölkerung nur wenig Ressourcen, sodass Angebot und Nachfrage in guter Balance waren. Erst seit 1970 nutzen wir nachweislich mehr Biokapazitäten als die Erde bereitstellen kann. Die Auswirkungen davon sehen wir bereits: Über 35 Prozent der Fischbestände sind überfischt. 57 Prozent der Bestände sind außerdem bis an die Grenze der Belastbarkeit ausgeschöpft. Damit sind weltweit mehr als 90 Prozent der genutzten Fischbestände ausgereizt. Das heißt, dass wir einem sich eigentlich fortlaufend reproduzierenden „Rohstoff“ schlicht nicht genug Zeit geben, sich fortzupflanzen und „nachzuwachsen“.
Die massive Überfischung ist ein Beispiel, das zeigt, wie sehr die Umwelt durch den Menschen belastet ist. Daher sollte jeder Einzelne das Ziel verfolgen, seinen ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten.
Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung - auch beim ökologischen Fußabdruck. Denn nur wer seinen Einfluss auf die Umwelt genau kennt und weiß, welche Ressourcen die eigene Mobilität und Konsumgüter verbrauchen, kann daran arbeiten, seinen ökologischen Fußabdruck nachhaltig zu verkleinern. Der ökologische Fußabdruck basiert auf der natürlichen Biokapazität der Erde, also der Fläche, die uns zur Verfügung steht. Er wird in "globalen Hektar" gemessen, eine Messgröße, die die biologische Produktivität von Flächen widerspiegelt. Um den Fußabdruck zu berechnen, wird der eigene Verbrauch von Ressourcen und Flächen ins Verhältnis zur Biokapazität gesetzt. Wenn der individuelle Fußabdruck größer ist als die Biokapazität des Landes, entsteht ein Defizit. Ein einfaches Beispiel aus dem Alltag: Isst jemand täglich viel Fleisch, für dessen Herstellung große landwirtschaftliche Flächen benötigt werden, ist auch sein ökologischer Fußabdruck größer.
Das individuelle Verhalten und der persönliche Lebensstil haben Einfluss darauf, wie groß der ökologische Fußabdruck eines jeden Einzelnen ist. Aber auch der kulturelle Kontext spielt eine Rolle. Daher lassen sich zwischen einzelnen Ländern große Unterschiede in Bezug auf die Größe des Fußabdrucks ausmachen.
Wenig überraschend: Westeuropäische Länder verbrauchen überdurchschnittlich viele Ressourcen. Rechnet man den Flächenverbrauch der Weltbevölkerung anhand der verfügbaren Ressourcen pro Kopf aus, stünde jedem Menschen 1,6 globale Hektar (gha) biologisch produktive Fläche zur Verfügung. Um unsere Bedürfnisse zu decken, beanspruchen wir in Deutschland aber 4,7 gha pro Person. Im Vergleich dazu liegen Bangladesch und Äthiopien beispielsweise bei 0,4 bzw. 0,9 gha. Wir leben in Deutschland also deutlich über unsere Verhältnisse.
Wie viel gha den Menschen in den einzelnen Ländern zur Verfügung stehen, hängt natürlich auch von der Bevölkerungsdichte ab. So hat Brasilien mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 2,6 gha im Ländervergleich dennoch eine positive Fußabdruck-Bilanz, da die Biokapazität des Landes 8,3 gha pro Einwohner beträgt.
Aus diesen Daten folgernd bräuchte die Weltbevölkerung aktuell 1,75 Erden um ihren aktuellen Lebensstil aufrecht zu erhalten. Würden alle Menschen so leben, wie wir in Deutschland, wären es sogar drei.
Um ein Bewusstsein für die Größe unseres ökologischen Fußabdrucks zu schaffen, wird jedes Jahr der Tag berechnet, an dem die Weltbevölkerung alle vorhandenen Ressourcen für das Jahr aufgebraucht hat: der „Earth Overshoot Day“, also der Erdüberlastungstag. Ab diesem Tag leben wir auf Pump und verbrauchen mehr Flächen als im restlichen Jahr neu entstehen.
Um diesem massiven Überverbrauch entgegenzuwirken, müssen wir unseren ökologischen Fußabdruck deutlich verringern. Gerade bei uns in Deutschland lassen sich einige Handlungsfelder und Ansatzpunkte finden.
In Deutschland landen jährlich etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, viele davon noch genießbar. Diese Verschwendung belastet die Umwelt erheblich, denn die Herstellung, der Transport und die Entsorgung von Lebensmitteln verbrauchen wertvolle Ressourcen wie Land, Wasser, Dünger und Energie. Würden wir global die Lebensmittelabfälle halbieren, könnten wir den Earth Overshoot Day – den Tag, an dem die Ressourcen der Erde für das Jahr aufgebraucht sind – um 13 Tage hinauszögern. Ein einfacher Weg, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, ist die bewusste Planung von Einkäufen mit einem wöchentlichen Speiseplan. So kaufen wir nur das, was wir wirklich essen werden. Eine Einkaufsliste basierend auf geplanten Mahlzeiten verhindert beispielsweise spontane Käufe und spart Geld und Ressourcen. Jeder kann dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck zu verringern, indem er bewusster einkauft und isst.
Eine Bestandsaufnahme zeigt: Wir in Deutschland wenden überdimensional viele Ressourcen für die Bereiche Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum auf.
Der größte Anteil – knapp über ein Drittel – des Flächenbedarfs entfällt auf die Ernährung: 80 % davon für die Produktion von tierischen Lebensmitteln. Das größte Einsparpotenzial liegt hier also im Verzicht auf Fleisch, der Bevorzugung von saisonalen und regionalen Lebensmitteln sowie der generellen Vermeidung von Lebensmittelverschwendung.
Auf Platz zwei landet das Segment Wohnen. Vor allem die überdurchschnittlich hohen Bedarfe an Heizenergie wirken sich hier negativ auf den Ressourcenverbrauch aus. Mit richtigem Heizen und Lüften, sowie einer niedrigen Raumtemperatur kann hier Energie gespart werden.
Auf Platz drei folgt die Mobilität. Die verhältnismäßig hohe Zahl an Flugreisen und der Individualverkehr steigern Deutschlands Flächenbedarf ungemein. Statt allein mit dem Auto zur Arbeit zu fahren und dem Flieger auf Reisen zu gehen, würde der Umstieg auf Fahrgemeinschaften und klimaschonendere Verkehrsmittel eine spürbare Verbesserung unseres Ressourcenverbrauchs haben.
Unser Konsumverhalten bildet Platz vier unserer Hauptsegmente, in die die größten Flächenbedarfe fließen. Vor allem im Bereich Fashion kann hier ein Wechsel zu langlebigeren und umweltverträglicheren Produkten helfen, den ökologischen Fußabdruck nachhaltig zu verkleinern. Auch Modelle, um Kleidung zu mieten, anstatt zu kaufen können dazu beitragen, den negativen Einfluss unseres Konsums zu reduzieren.
Der Corporate Carbon Footprint (CCF) ist eine wichtige Kennzahl für Unternehmen, um ihre Umweltauswirkungen zu messen. Er erfasst alle Treibhausgas-Emissionen, die ein Unternehmen innerhalb eines Jahres verursacht. Dabei werden sowohl direkte CO₂-Emissionen (z.B. durch Strom, Wärme und Kälte an Standorten) als auch indirekte Emissionen (z.B. Arbeitswege, Anschaffung von IT-Equipment) berücksichtigt. Ziel ist es, Bereiche zu identifizieren, in denen CO₂ eingespart werden kann, und entsprechende Maßnahmen abzuleiten.
Das Greenhouse Gas Protocol (GHG) bietet eine Methode zur Berechnung des Corporate Carbon Footprint. Es unterteilt die Emissionen in drei Scopes:
- Scope 1: Direkt erzeugte Emissionen durch eigene Anlagen und Fuhrparks.
- Scope 2: Zugekaufte Energie.
- Scope 3: Indirekte Emissionen, z.B. bezogene Dienstleistungen und Arbeitswege.
Wie wird der Fußabdruck eines Unternehmens berechnet?
Konkret auf ein anschauliches Beispiel angewendet, wären die Emissionen eines Logistikunternehmens folgende: Unter Scope 1 (Direkte Emissionen) fallen beispielsweise die Lieferfahrzeuge. Sie verursachen durch die Verbrennung von Kraftstoff direkte CO₂-Emissionen. In Scope 2 (zugekaufte Energie) fällt die Energie, die bei Energieversorgern für zum Beispiel Lagerhäuser und Büros eingekauft wurde. In Scope 3 (indirekte Emissionen) werden u.a. die Energieaufwendungen der Mitarbeitenden erfasst, zum Beispiel deren Weg zur Arbeit. Nutzen sie dafür das eigene Auto oder öffentliche Verkehrsmittel fallen dafür unterschiedlich hohe CO₂-Emissionen an.
Was können Unternehmen tun, um ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren?
Durch die Berechnung des CCF kann das Logistikunternehmen seine Umweltauswirkungen besser verstehen und gezielte Maßnahmen zur Reduzierung ergreifen. In unserem Beispiel könnte das Unternehmen bspw. den CO₂-Ausstoß in Scope 1 reduzieren, indem es auf alternative Antriebe wie Elektrofahrzeuge umsteigt oder effizientere Routen plant. Um den Scope-2-Fußabdruck zu verringern, könnte das Unternehmen auf Strom aus erneuerbare Energien umstellen oder energieeffiziente Technologien einführen. Und in Scope 3 können flexible Arbeitsmodelle und Videokonferenzen die Anzahl der Pendelkilometer und Dienstreisen reduzieren.