Energieausbeute aus Höhenwind
Wer Wind bestmöglich nutzen will, muss hoch hinaus. Das wissen bereits Kinder, die selbstgebastelte Drachen steigen lassen. Aber auch Konstrukteure von Windkraftanlagen, die Windausbeuten berechnen. Denn in mehreren hundert Metern Höhe sind Windflauten unwahrscheinlich – es weht eigentlich immer eine frische Brise. Die Faustregel „Je höher, desto mehr Wind“ gilt auch für „SkyPower100“: Der Flugdrachen erzeugt erneuerbaren Strom aus kräftigen Winden in Höhen von 200 bis 400 Metern und erschließt so völlig neue Potenziale der Energieerzeugung.
Flugwindkraftanlage als Forschungsprojekt
„SkyPower100“ ist der Prototyp einer Flugwindkraftanlage, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Ziel des Vorhabens ist es, eine vollautomatische Flugwindkraftanlage mit einer Nennleistung von 100 Kilowatt zu entwickeln. Die Anlage soll autonom arbeiten und den Drachen selbsttätig starten, landen und verstauen können. Bisher hat die Testanlage wichtige Ziele erreicht. Das Projektteam aus Skysails Power, EnBW, Omexom (ehemals EWE) und Leibniz Universität Hannover ist mit den bisherigen Ergebnissen am Standort Klixbüll sehr zufrieden. Aus dem mehrmonatigen Pilotbetrieb hat das Konsortium Erkenntnisse zur Nutzung der Höhenwindtechnologie in die Megawatt-Klasse gewonnen und will nun Effizienz und Zuverlässigkeit der Technologie auch für einen künftigen Offshore-Einsatz weiter verbessern.
Die Projektpartner von SkyPower100
Im Forschungsprojekt „SkyPower100“ arbeiten Skysails Power, EnBW, Omexom und die Leibniz Universität Hannover zusammen. Skysails Power ist für die Entwicklung, Produktion und Test der Pilotanlage zuständig. Das Unternehmen hat ähnliche Drachensysteme bereits als zusätzlichen Antrieb für die Schifffahrt entwickelt. Omexom (ehemals EWE OSS) hat die Standortsuche und die Fundamentierung sowie den Netzanschluss des Prototyps übernommen. Die EnBW untersuchte im Projekt die genehmigungsseitigen Randbedingungen in ausgewählten Zielmärkten. Das Institut für Antriebssysteme und Leistungselektronik (IAL) der Universität Hannover ist für den Entwurf und die Untersuchung des Antriebstrangs verantwortlich.
Aufbau des Flugwindkraftwerks
Die testweise betriebene Flugwindkraftanlage besteht aus einer Bodenstation mit einer Seilwinde, in die ein Generator integriert ist. Wenn der an einem Seil fixierte Drachen in hohe Luftschichten aufsteigt, zieht er dabei das Seil von der Seilwinde und der Generator erzeugt Strom. Ist das Zugseil vollständig abgerollt oder der Drachen in die maximal ergiebige Luftschicht aufgestiegen, startet die Rückholphase: Die Anlage steuert den Drachen automatisch in eine Position, in der seine Zugkraft möglichst gering ist. Der Generator wickelt dann im Motorbetrieb das Seil wieder auf – und verbraucht dabei lediglich einen Bruchteil der Energie aus der Leistungsphase. Ist der Drachen wieder nah an der Bodenstation, kann er erneut aufsteigen und die Stromerzeugung fortsetzen.
Windkraftnutzung ausweiten
Die EnBW und die Projektpartner sehen in Flugdrachen hohes Potenzial, die konventionelle Windenergie mit zukunftsweisenden Technologien zu ergänzen. Ähnlich wie die schwimmende Offshore-Windkraftanlage Nezzy², die den Einsatz von Windkraft selbst in Küstenregionen mit hohen Wassertiefen ermöglicht, erweitert auch die Flugwindkraftanlage die Einsatzmöglichkeiten von Windkraft: Windenergie lässt sich wegen der kompakten Bauweise damit auch in schwer zugänglichen Gebieten gewinnen, der landschaftliche Eingriff ist zudem geringer als bei herkömmlichen Windkraftanlagen. Das Projekt ist damit ein weiterer innovativer Technologiebeitrag zum Fortschritt der Energiewende.