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Bundeskanzler Olaf Scholz zu Besuch in Simmerath (Quelle: Stadt Simmerath)

Windparks sind bei den Bürgerinnen und Bürgern unbeliebt? Für Bernd Goffart ist das Unsinn. „Bei uns ist die Akzeptanz sehr hoch“, sagt der Bürgermeister aus Simmerath in der Eifel. In der Gemeinde mit knapp 16.400 Einwohnern drehen sich 22 Windräder. Neun davon seien echte Bürgerwindräder. Das Konzept sieht vor, dass nicht anonyme Investoren, sondern alle Bürger der Gemeinde gleichermaßen profitieren.

Das Erfolgsrezept: Die Turbinen stehen auf Gemeindegrund. Die Kommune erhält Pacht, Gewerbesteuer und eine gesetzlich festgeschriebene Abgabe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Zusätzlich gibt es eine Gewinnbeteiligung. Alles in allem macht das rund zwei Millionen Euro im Jahr, die zusätzlich in die Gemeindekasse fließen. Macht 125 Euro pro Einwohner. Eine Rechnung, die alle verstehen. Mittlerweile ist das Projekt überregional bekannt. Selbst der Bundeskanzler kam deshalb schon zu Besuch nach Simmerath.

Einnahmen hoch, Schulden runter

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Wie in den meisten Kommunen in Deutschland ist in Simmerath das Geld knapp. Andere Städte und Gemeinden helfen sich deshalb, indem sie die Steuern erhöhen. Simmerath setzt hingegen auf Windkraft. „Hätten wir diese Einnahmen nicht, müssten wir die Grundsteuer für eine vierköpfige Familie vor Ort im Schnitt um rund 500 Euro pro Jahr erhöhen“, sagt der Bürgermeister. Auch die Gewerbesteuer für Firmen ist in Simmerath geringer als sonst in der Gegend.

Die Einnahmen aus der Windkraft tragen dazu bei, dass die Gemeinde weniger Schulden machen muss und mehr Geld übrig hat. So war es für Simmerath einfacher, ein familienfreundliches Schwimmbad mit zwei Becken zu bauen. Die Fußballmannschaften spielen auf vier modernen Kunstrasenplätzen und in der offenen Ganztagsschule werden die Kinder am Nachmittag nicht in den Unterrichtsräumen, sondern in speziell dafür ausgebauten Räumlichkeiten betreut.

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Hätten wir diese Einnahmen nicht, müssten wir die Grundsteuer für eine vierköpfige Familie vor Ort im Schnitt um rund 500 Euro pro Jahr erhöhen.

Bernd Goffart, Bürgermeister der Stadt Simmerath

Mehr Lebensqualität durch Windpark

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Wir haben Informationsveranstaltungen angeboten und viele Gespräche geführt.

Bernd Goffart

Simmerath punktet dadurch in Sachen Lebensqualität. Noch 2010 wurde von Seiten des Landes prognostiziert, dass die Einwohnerzahl um 10 Prozent sinken wird. „Aber jetzt haben wir eine Zunahme von zehn Prozent“, sagt Goffart. Die Kommune ist nicht vom Bevölkerungsschwund betroffen, unter dem viele Eifel-Gemeinden leiden.

Auf dem Weg der Energiewende hat die Gemeinde stets versucht, die Bevölkerung mitzunehmen. „Wir haben Informationsveranstaltungen angeboten und viele Gespräche geführt und Anregungen beachtet“, sagt der Bürgermeister, der selbst der CDU angehört, aber auch von den Grünen Unterstützung bekommt. Ein weiterer Ausbau der Windkraft ist bereits geplant.

So gut wie in der Eifel läuft es in anderen Gegenden Deutschlands nicht. In Süddeutschland etwa, ist der Bau von Windrädern wesentlich schwieriger durchzusetzen. Bayern zum Beispiel weist weniger Flächen aus als norddeutsche Länder wie Schleswig-Holstein.

Wohlstand durch Sonnenkraft

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Doch auch unten im Südwesten gibt es positive Beispiele – wie Allmendingen im Alb-Donau-Kreis: Seit Februar 2023 erzeugt der Solarpark Allmendingen Sonnenstrom für rechnerisch 4000 Haushalte pro Jahr. „Wir brauchen saubere Energie, um Wohlstand und Beschäftigung zu sichern“, sagt Bürgermeister Florian Teichmann. Ihm geht es auch um glaubwürdige Politik, denn zur Gemeinde gehört ein Zementwerk, das sehr viel Strom benötigt.

Der Vorteil für die Gemeindekasse liegt auf der Hand. Die EnBW hat den Solarpark auf kommunalem Grund gebaut. Genauso wie Simmerath erhält Allmendingen Pachteinnahmen, Gewerbesteuer und die gesetzliche Kommunalabgabe. Natürlich bringe der Solarpark nicht dieselben Einnahmen wie ein Industriebetrieb vor Ort, sagt Teichmann. „Aber Kleinvieh macht auch Mist.“ Zumal die Einkünfte der Freiflächenanlage über Jahre vorhersehbar und stabil sein dürften. Anders als Einnahmen aus der Gewerbesteuer, die vom Erfolg der Unternehmen vor Ort abhängen.

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Wir brauchen saubere Energie, um Wohlstand und Beschäftigung zu sichern.

Florian Teichmann, Bürgermeister der Gemeinde Allmendingen

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Bürgerbeteiligungen sind beliebt

Auch in Allmendingen gibt es Bürgerinnen und Bürger, die direkt von der Freiflächenanlage profitieren. Sie haben sich mit einem Darlehen an dem Vorhaben beteiligt – zu einem Anlagebetrag zwischen 500 und 10.000 Euro pro Person und einer Laufzeit von sieben Jahren. Dafür gab es damals 5,75 Prozent pro Jahr, deutlich mehr als für Tages- oder Festgeld bei der Bank.

Beteiligungen dieser Art sind beliebt, bestätigt Maik Rautenberg, Bürgermeister von Veringenstadt, wo die EnBW eine Windkraftanlage errichtet und dasselbe Beteiligungsmodell angeboten hat. „Der Gesamtbetrag von 400.000 Euro war innerhalb von drei Tagen gezeichnet.“ Nicht schlecht für eine Gemeinde, in der gerade mal 2100 Menschen wohnen.

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Da wir kein Gewerbesteuerriese sind, freuen wir uns dennoch über die Einnahmen aus der Windkraft.

Maik Rautenberg, Bürgermeister von Veringenstadt

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Zwar wirft eine einzelne Windkraftanlage nur eine begrenzte Summe ab. „Da wir kein Gewerbesteuerriese sind, freuen wir uns dennoch über die Einnahmen aus der Windkraft“, sagt Rautenberg. Das zusätzliche Geld soll in die Infrastruktur des Ortes fließen. Gemeinsam mit der EnBW plant die Gemeinde nun weitere Windräder. Um die Akzeptanz macht sich der Bürgermeister keine Sorgen. Die Vorteile sind bekannter und es gibt weniger Vorbehalte als früher.

Von diesem Trend profitiert auch die Schwarzwaldgemeinde Häusern. In Sichtweite des Orts drehen sich seit Sommer 2023 zwei Windräder. Bürgermeister Thomas Kaiser arbeitete bei der Planung eng mit dem Gemeinderat zusammen. „Dem trauen die Menschen oft mehr als dem Bürgermeister.“

Mehr Informationen zum Windpark Häusern

Keine Sorge um Tourismus

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Luftaufnahme des EnBW-Windparks Häusern (Bild: EnBW / Fotograf: Erich Meyer)

Die Furcht, dass die Windräder dem Tourismus des Ferienorts schaden, erwies sich als grundlos. Während des Baus fuhren immer wieder Menschen mit E-Bikes auf den Griesbacher Kopf, um die Baustelle mit den riesigen Komponenten der Windräder zu bestaunen.

Neugier wecken und das Informationsbedürfnis stillen – darauf kommt es an. Das deckt sich mit den Erkenntnissen von Heinz-Dieter Quack vom Institut für Tourismus- und Regionalforschung der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Salzgitter. Wichtig sei eine ehrliche und klare Kommunikation gegenüber potenziellen Gästen. Das könne zum Beispiel durch Infotafeln geschehen. Selbst an den Prädikatswanderwegen der deutschen Mittelgebirge gibt es nicht nur keine Akzeptanzprobleme, sondern sogar Zustimmung, wenn die Windkraftanlagen nur entsprechend erklärt werden. Der Bürgermeister kann sich jedenfalls nicht über mangelndes Interesse beklagen. Allein im vergangenen Jahr hat er mehr als 15 Besuchergruppen zum Windpark begleitet.

Auch im schönen Eifelort Simmerath fürchtet niemand, dass erneuerbare Energien die Urlauber vertreiben, die zum Wandern kommen oder auf dem nahegelegenen Rursee segeln oder schwimmen. Die regionale Touristikgesellschaft macht sogar Werbung mit den weit sichtbaren Windrädern.

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