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Kohleausstieg am Standort Stuttgart-Münster

Klimaneutral bis 2035 – mit diesem Versprechen legt sich die EnBW auf ihren Beitrag zum Klimaschutz im Sinne des Pariser Abkommens von 2015 fest. Für die EnBW bedeutet das einerseits, die erneuerbaren Energien weiter systematisch auszubauen, andererseits will sie mittelfristig aus der Nutzung von Kohle und langfristig aus der Nutzung von fossilen Brennstoffen als Energieträger aussteigen. Mit dem Neubau einer Gasturbinen-Anlage zur Erzeugung von Strom und Wärme auf Basis von klimafreundlicherem Erdgas am Standort Stuttgart-Münster kommt die EnBW diesem Ziel einen Schritt näher. Der Fuel Switch auf klimafreundlicheres Erdgas ist dabei nur eine Brückentechnologie auf dem Weg zur Energieerzeugung über grüne Gase wie regenerativ erzeugtem Wasserstoff.

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Fernwärme: Vom Heizkraftwerk direkt zum Kunden

Fernwärmenetz für Stuttgart und die Mittlere Neckarschiene.

In einem Heizkraftwerk wird neben elektrischer Energie in einem Koppelprozess nutzbare Wärmeenergie erzeugt. Da diese meist in ein Fernwärmenetz eingespeist werden soll, liegen Heizkraftwerke häufig in städtischen Ballungsräumen mit hohem Wärmebedarf. Über Fernwärmeleitungen wird die Wärmeenergie direkt an die zu versorgenden Haushalte und Unternehmen geleitet und versorgt diese umweltfreundlich und verlässlich mit Fernwärme.

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So funktioniert das neue Heizkraftwerk

Funktionsschema des neuen Heizkraftwerks

In Stuttgart-Münster existiert aufgrund der vorhandenen Kraftwerksanlagen eine sogenannte Dampfsammelschiene, also vereinfacht ausgedrückt ein großes Dampfrohr, in das alle Anlagen ihren produzierten Dampf einspeisen – d.h. sowohl die drei Kessel der Müllverbrennung als auch die drei noch vorhandenen Kohlekessel.

Diese Dampfsammelschiene bringt den Hochdruckdampf dann zu den drei Dampfturbinen (zwei Kondensations- und eine Gegendrucktrubine), die Strom und Fernwärme produzieren werden. Sowohl die Dampfsammelschiene als auch die Dampfturbinen bleiben erhalten, so dass die neue Gasturbinen-KWK-Anlage ihren erzeugten Dampf hier einspeist und damit die bestehende Infrastruktur des Standortes nutzt. Letztendlich ersetzt die Gasturbinen-KWK-Anlage damit die bestehenden drei Kohlekessel.

Es gibt noch diverse Nebenanlagen, die zum Betrieb des Kraftwerks notwendig sind. Hierzu gehören u.a. Kühlanlagen, Speisewasserversorgung, Kondensatsystem, elektro- und leittechnische Anlagen, Gasdruckkompressor und -regelstationen, brandschutztechnische Anlagen oder auch lüftungstechnische Anlagen. Auch sie nutzen die bestehende Infrastruktur am Standort, zum Beispiel bei der Rückführung von Kondensaten, der Beistellung von aufbereitetem Speisewasser für die Abhitzedampferzeuger, Bereitstellung von vollentsalztem Wasser, Druckluft oder auch bei der Ableitung von Abwässern.

Eckdaten des Kraftwerks Stuttgart-Münster

Bestehende Anlagen
Neue Anlagen
Erste Inbetriebnahme
Bestehende Anlagen
1908
Neue Anlagen
2025
Blöcke
Bestehende Anlagen
3 Müllkessel, 1 Steinkohleblock, 3 Kohlekessel, 3 heizölbefeuerte Turbinenanlagen
Neue Anlagen
3 Müllkessel, 3 Heißwasserkessel, 2 erdgasbefeuerte Gasturbinen
Elektrische Bruttoleistung
Bestehende Anlagen
ca. 114 MW Dampfturbinen / ca. 69 MW heizölbefeuerte Gasturbinen
Neue Anlagen
ca. 114 MW Dampfturbinen und 124 MWel Gasturbinen
Ausgekoppelte Fernwärmeleistung
Bestehende Anlagen
ca. 450 MW
Neue Anlagen
ca. 450 MW
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Die wichtigsten Vorteile des Neubaus

  • Klimaschutz: Die neuen Turbinen stoßen rund 60 Prozent weniger CO₂ aus als eine kohlebefeuerte Anlage mit vergleichbarer Leistung. Da die neuen Anlagen größer dimensioniert sind als die alten, ersetzen sie sogar über Münster hinaus Kohlekapazitäten im Land.
  • Luftreinhaltung: Die chemische Zusammensetzung von Erdgas weist gegenüber Steinkohle deutlich weniger kritische Inhaltstoffe auf, so dass Erdgas sauberer verbrennt. Zudem werden Anlagen mit neuester Feuerungstechnik gebaut, die die jahrzehntealte Kohlekessel ersetzen. Damit können z.B. die Emissionen von Feinstaub um um ca. 88% und die von Schwefeloxiden ebenfalls um ca. 88% verringert werden. Durch den Einsatz von Katalysatoren im Abgasweg der Gasturbinen werden Stickoxide um mehr als 45% verringert werden, die Emissionen von Schwermetallverbindungen - insbesondere Quecksilber - entfallen vollständig. Der Umbau des Standortes ist also auch ein nachhaltiges Projekt für die Luftreinhaltung in der Landeshauptstadt.
  • Lärmschutz: Nach der Inbetriebnahme der neuen Anlage werden die Altanlagen wie z.B. die Kohlekessel, das Kohlelager sowie die Rauchgasreinigung der Kohlekessel stillgelegt. Diese sind neben den Müllkesseln und dessen Nebenanlagen einer der bisherigen Schallquellen am Standort. Die Neuanlage wird gemäß derzeitigem Stand der Technik mit Schalldämpfern, Schalldämmkulissen, etc. ausgestattet, so dass die gesetzlichen Grenzwerte (TA Lärm) eingehalten werden. Außerdem entfällt die Entsorgung- und Anlieferung von Rest- und Zusatzstoffen aus der Rauchgasreinigung der Kohlekessel vollständig, wodurch sich auch das Verkehrsaufkommen und der hierdurch verursachte Lärm reduziert.
  • Gewässerschutz: Die neu errichteten Kraftwerksanlagen benötigen keine zusätzliche Kühlwasserentnahme aus dem Neckar. Die Kühlung der Gasturbinen-KWK-Anlage erfolgt stattdessen durch auf dem Dach des Gebäudes aufgestellte Rückkühlanlagen in einem getrennten Wasser-Glykol-System. Sie reduzieren die Wärmeeinleitung über das Kühlwasser in den Neckar nachhaltig. Insbesondere in Zeiten hoher Temperaturen im Sommer, in denen der Fernwärmebedarf niedriger ist als die Wärmeproduktion in der kontinuierlich arbeitenden Müllverbrennung, muss diese derzeit über das Kühlwassersystem an den Neckar abgegeben werden. Künftig soll diese Wärmeabgabe durch die neue Rückkühlanlage auf ein Minimum reduziert werden, um so der Aufwärmung des Neckars entgegenzuwirken. Es wird auf eine effiziente und geräuscharme Ausführung dieser Aggregate geachtet.
  • Fernwärme - um die Versorgung auch zukünftig sicherzustellen, wird ein Teil der am Standort vorhandenen Versorgungsanlagen für die Fernwärmenetze Stuttgart Nordwest und Cannstatt durch effizientere Neuanlagen ersetzt. Diese werden in den Gebäuden des neuen Kraftwerks installiert und ersetzen dadurch den aus den 80er-Jahren vorhandenen Bestand.