20 Prozent weniger Emissionen in zehn Jahren
Um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, müssen die CO₂-Emissionen gesenkt werden. Sie gelten als Gradmesser und Erfolgsfaktor. Deutschlands Anteil an den weltweiten CO₂-Emissionen beträgt etwa 1,8 Prozent. Man könnte meinen das sei nicht viel und Maßnahmen zur CO₂-Reduktion nicht notwendig. Irrtum, meinte auch die „Tagesschau“, die sich dem Thema kürzlich in einem Artikel gewidmet hat. Denn gemessen an der Bevölkerung landet Deutschland zwar nur auf Platz 19 der größten Länder der Welt, ist aber die Nummer sieben, was den absoluten CO₂-Ausstoß betrifft.
Mit dem Klimaschutzgesetz hat sich die Bundesregierung verpflichtet, den CO₂-Ausstoß bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu reduzieren, bis 2045 sogar klimaneutral zu sein. Und wo steht Deutschland aktuell? Im Jahr 2022 lagen die CO₂-Emissionen bei 657 Millionen Tonnen – und damit 20 Prozent niedriger als noch 2012.
Dem Temperaturziel ein Grad nähergekommen
Anlässlich der weltweiten Klimakonferenz, der COP28, nahmen Forschende den Klimawandel und seine Folgen unter die Lupe. Eine aktuelle Studie des ThinkTank New Climate Institute macht Mut. Denn die Studie zeigt Fortschritte beim Klimaschutz auf - ohne zu verschweigen, dass die heutigen Maßnahmen immer noch nicht ausreichen, um das Pariser 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Dennoch, es hat sich etwas getan: Die Studienautor*innen rechnen jetzt mit einer Erderwärmung bis zum Jahr 2100 von 2,7 Grad und zeigte damit, dass sich die bisherigen Maßnahmen positiv auswirken. Hätte es sie nicht gegeben, würden wir auf eine Erderwärmung von 3,7 bis 3,9 Grad zusteuern.
Viel mehr grüner Strom
Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern trägt maßgeblich zur Erfüllung der Klimaziele bei. Doch was wegfällt, muss ersetzt werden. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist essenziell für die Energiewende – weltweit, aber auch für das Industrieland Deutschland. 2023 konnte der Anteil der Erneuerbaren Energien an der öffentlichen Nettostromerzeugung gesteigert werden – um fast 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mehr als ein Viertel davon erzeugten Windkraftanlagen.
Mehr Windräder gebaut
Windkraft an Land – Onshore genannt – ist ein Eckpfeiler der Energiewende. Etwa 60 Gigawatt (GW) installierte Leistung machen Windanlagen in Deutschland derzeit aus – ein Plus von 2,1 GW bzw. vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Zubau der Windenergie an Land erreichte im September mit 399 MW sogar einen neuen Jahreshöchstwert. Um das Ausbauziel von 115 GW im Jahr 2030 zu erreichen, müssten ab 2025 aber jeden Werktag 30 MW installiert werden. Das entspricht der Leistung von sieben Windrädern.
Monatlicher Zubau von Solaranlagen verdoppelt
Der Shooting Star unter den Erneuerbaren ist die Solarenergie. Insgesamt sind in den ersten neun Monaten dieses Jahres PV-Anlagen mit insgesamt 10,2 Gigawatt Leistung zugebaut worden. Damit ist dieses Jahr schon deutlich mehr PV-Leistung hinzugekommen als im gesamten Jahr 2022. Zudem konnte der monatliche Zubau auf 1.130 MW verdoppelt werden. Die meisten neuen Solaranlagen gab es in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg – ihr Anteil beträgt knapp 60 Prozent des Netto-Zubaus.
Rekordjahr für Wärmepumpen
Der Nachfrage nach Wärmepumpen steigt seit Jahren. Immer mehr Deutsche interessieren sich für die umweltfreundlichere Alternative zur klassischen Öl- oder Gasheizung. Für das Jahr 2023 rechnet der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) deshalb mit 2,05 Millionen neuen Wärmepumpen - 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein Trend, der auch in den kommenden Jahren anhalten könnte. Denn das neue Heizungsgesetz der Bundesregierung fordert, dass künftige Heizungen mindestens zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Und die effizienteste und ökologischste Art, dass zu erreichen, sind Wärmepumpen. Neben Wärmepumpen sind auch andere Heizungsformen erlaubt, beispielsweise der Anschluss an ein Fernwärmenetz oder der Einbau einer Pellet- oder Holzheizung.
Zahl der E-Autos in einem Jahr nahezu verdoppelt
Etwa 1,3 Millionen E-Autos sind 2023 in Deutschland zugelassen – doppelt so viele wie noch im Vorjahr. Neben steuerlichen Vorteilen, der gewachsenen Modellvielfalt und der gestiegenen Zahl öffentlicher Ladepunkte, war auch die Förderung der Bundesregierung für den Anstieg verantwortlich. Viele Unternehmen nutzten sie, um ihre Fahrzeugflotten und Dienstfahrzeuge auf alternative Antriebe umzustellen.
18 neue Schnellladepunkte jeden Tag
Die Zahl der öffentlichen Schnellladepunkte hat in Deutschland ordentlich zugelegt. Jeden Tag sind im Schnitt 18 neue Ladepunkte hinzugekommen. Insgesamt finden sich in Deutschland nun 20.895 Schnellladepunkte, an denen mit mindestens 50 Kilowatt (kW) geladen werden kann. Viele Ladestationen bieten aber schon mehr Power: Neueste Generationen laden mit bis zu 400 kW. Im Idealfall ist ein E-Auto so nach nur fünf Minuten für weitere 100 km aufgeladen.
Und wie geht es weiter? Bis 2030 sollen 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Um sie zu laden, werden 130.000 bis 150.000 Schnellladepunkte benötigt. Rund 30.000 davon wird die EnBW aufbauen. Schon heute betreibt sie das größte Schnellladenetz mit mehr als 4.000 öffentlich zugänglichen Schnelladepunkten in Deutschland.
Fast ein Drittel mehr in die Energiewende investiert
Das Jahr 2023 und die Beispiele zeigen, dass die Energiewende vorangekommen ist. Sie zeigen aber auch, dass noch viel zu tun ist, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Und dass es neben mehr Geschwindigkeit und dem Willen zur Veränderung, vor allem auch die notwendigen finanziellen Mittel braucht. Im Jahr 2022 wurden weltweit 1.100 Milliarden oder 1,1 Billionen US-Dollar in die Energiewende investiert. 31 Prozent mehr als im Vorjahr. Deutschland investierte 2022 rund 55 Milliarden USD, umgerechnet etwa 50,1 Milliarden Euro und lag damit nach den USA und China auf Rang drei. Expert*innen schätzen, dass allein in Deutschland bis zum Ende der Dekade 600 Milliarden Euro benötigt werden. 40 Milliarden Euro brutto plant allein die EnBW von 2024 bis einschließlich 2030 zu investieren. Ein Großteil davon in Deutschland, um hierzulande die Energiewende voranzubringen.